Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord
letzten Kräfte zu vergeuden, laßt uns lieber überlegen, was wir bislang wissen.
Ein Moment betretenen Schweigens folgte. Dann sagte Kief: Gut, Linden. Also, was wissen wir bislang? Zunächst einmal, daß ein mächtiger Magier in der Gegend ist.
Und daß er – oder sie – Blutmagie ausübt, ergänzte Tarina. Linden, konntet Ihr spüren, vor wie langer Zeit … Ihre Geiststimme geriet ins Stocken.
Ich bin kein Magier, deswegen kann ich es nicht mit Sicherheit sagen, aber ich glaube, daß dort jemand vor nicht allzu langer Zeit getötet wurde. Es kann höchstens einige Monate her sein. Immerhin war die Vision noch stark genug, um beinahe einen Drachenlord zu fangen.
Tarina sagte: Das scheint tatsächlich dafür zu sprechen, daß es erst kürzlich geschehen ist, ansonsten wäre die Kraß längst verebbt Dunkle Magie ist zu unbeständig, als daß man sie über einen längeren Zeitraum in solcher Stärke speichern könnte; es sei denn, in einem Seelenfänger-Juwel – oder es gibt einen Magier, der Ankarlyn ebenbürtig ist.
Die Götter mögen uns beistehen, sagten Linden und Kief gleichzeitig.
Linden fing an zu zittern, als versuchte er, aus einem Alptraum zu erwachen. Daran hatte er noch nicht gedacht – hatte nicht daran denken wollen. Der Magier Ankarlyn war der gefährlichste Gegner gewesen, dem die Drachenlords je gegenübergestanden hatten. Obwohl es lange vor seiner Zeit geschehen war, berührte die Geschichte, wie Ankarlyn beinahe ihre gesamte Gattung ausgelöscht hatte, noch heute einen jeden Drachenlord. Nachdem sie ihn und seine Anhänger – die Bruderschaft – vernichtet hatten, hatten die Drachenlords jede noch so kurze und scheinbar unbedeutende Zauberformel, die Ankarlyn je zu Pergament gebracht hatte, aufgestöbert und verbrannt. Der Gedanke, daß ihnen möglicherweise eines seiner Werke entgangen war – oder daß ein anderer Magier imstande sein könnte, Ankarlyns Magie wieder aufleben zu lassen –, machte ihn beinahe krank vor Angst.
Und der Gedanke, daß ein solcher Magier in Diensten der wiedergeborenen Bruderschaft stehen könnte, ließ seine Seele erzittern.
Aber wir wissen nicht, ob dieser Magier tatsächlich in Diensten der angeblich neu entstandenen Bruderschaft steht, sagte er.
Das ist richtig, sagte Kief. Man hat uns bislang nicht angegriffen. Dieser Magier könnte eigenen Motiven folgen und nichts mit den Ereignissen in Cassori zu tun haben.
Richtig, sagte Tarina. Schließlich wurde der Untergang der Königsbarke nicht durch Magie verursacht.
Als Tarina Königin Desias Barke erwähnte, fiel Linden aus irgendeinem Grund Maurynnas Beschreibung der Boote ein. Diese Barken liegen wie trächtige Kühe im Wasser, aber …
Gütige Götter! rief er aus. Möglicherweise haben wir die ganze Zeit etwas Entscheidendes übersehen.
Was meint Ihr? wollten die anderen wissen. Diesmal hatte sich sogar der bisher diskret schweigende Otter zu Wort gemeldet.
Wir haben immer angenommen, der Sturm sei die Ursache für den Untergang gewesen, und wir haben uns gefragt, ob er durch Magie hervorgerufen wurde. Aber der Sturm war ganz natürlich, und man sagte mir, er sei nicht einmal besonders schlimm gewesen. Es war nicht das Wetter, das die Barke zum Kentern brachte. Die Ursache war das zu tiefliegende Heck. Und es hätte niemals so tief liegen dürfen. Ein Seemann meinte zu Maurynna, der Seegang sei nicht sehr hoch gewesen – er hat es mit eigenen Augen gesehen. Und Maurynna sagte, daß Barken zwar schwerfällig seien, daß ihre Hecks jedoch nie so tief lägen, daß bei solchem Seegang Wasser an Bord schwappen könnte.
Ihm fiel eine weitere Unterhaltung ein. Götter, sogar Heilerin Tasha sagte, die Barke hätte schon schlimmeres Wetter überstanden.
Seinen Worten folgte nachdenkliches Schweigen. Dann …
Einen Sturm zu entfachen dürfte für unseren Magier zuviel sein, begann Kief.
Aber ein Bootsheck so weit hinunterzudrücken, daß die Wellen an Bord schwappen …, fuhr Tarlna fort.
… müßte machbar sein für den Magier, den ich heute gespürt habe, sprach Linden den Gedanken zu Ende.
Und wer zog den größten Nutzen aus Königin Desias Tod? Wessen Weg zum Thron war damit frei? Herzog Berens. Derselbe Herzog Beren, der aus seiner Antipathie gegen die Drachenlords keinen Hehl machte. In Gedanken sah Linden das wütende Gesicht des Herzogs vor sich, als er und Linden einander am Strand gegenübergestanden hatten.
Er teilte den anderen seine Überlegungen mit und spürte ihre wortlose
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