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Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Titel: Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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Krächzen kam aus ihrer Kehle. Dann fand sie ihre Stimme wieder und sagte: »Otter, bist du verrückt? Ich kann nicht gut genug reiten für ein Pferd wie Shan! Außerdem hat er keinen Sattel. Er wird mich sofort abwerfen!«
    Beipflichtend schüttelte Shan den Kopf, als Otter sagte: »Er wird dich nicht abwerfen, Rynna. Du mußt ihm einfach nur sagen, wo es langgeht. Bring ihn zu Linden, Rynna. Linden wünscht sich nichts sehnlicher, als Shan zu sehen – außer vielleicht …«
    Maurynna wunderte sich über Otters eigenartigen Tonfall, aber Shan schnüffelte wieder an ihr und lenkte sie ab. Unbewußt griff sie in die Vorderlocke des Hengstes. Während sie behutsam einen Zweig herauszog, fragte sie das Tier: »Du hast alles verstanden, was wir gesagt haben, stimmt’s?« Auf Shans Nicken fuhr sie fort: »Du mußt wissen, daß ich Seefahrerin bin, keine Reiterin – und ich habe noch nie auf einem so großen Pferd gesessen, wie du es bist.«
    Beklommen sah sie, wie hoch Shans Rücken über dem Kopfsteinpflaster aufragte. Falls sie herunterfiel, war es ein weiter Weg nach unten.
    Sie würde sich weigern. Dies war verrückt. Aber Shan rieb seine weiche Schnauze an ihrer Wange, als wollte er ihr sagen, daß sie sich keine Sorgen machen solle. Und die Vorstellung, Linden wiederzusehen, ließ ihr Herz schneller schlagen. Hatte sie sich nicht genau das die ganze Zeit gewünscht?
    Shan entschied die Sache, indem er sie mit einem Blick ansah, der eindeutig besagte: »Steig auf!« Otter und ein Soldat der Stadtwache halfen ihr, den breiten Rücken des Hengstes zu erklimmen. Nervös hielt sie sich an seiner Mähne fest, während Shan langsam und vorsichtig wendete.
    »O Götter«, flüsterte sie, als sie nach unten schaute. Das Kopfsteinpflaster sah noch weiter entfernt aus, als sie geglaubt hatte. Und ohne Sattel fühlte sie sich schrecklich unsicher. »Lauf bitte ganz langsam, Shan«, stammelte sie.
    Der Hengst wieherte eine Antwort und lief gemessenen Schrittes los. Vor ihm teilte sich die Menge. Nervös, wie sie war, fielen Maurynna dennoch die neidvollen Blicke der Leute auf. Da wurde ihr mit einem Mal richtig bewußt, was sie gerade tat. Sie ritt das Pferd eines Drachenlords!
    »Dort, Shan«, sagte Maurynna. »Da hinten wohnt er.«
    Shan wieherte und bog so scharf von der schattigen Straße ab, daß sie beinahe runtergefallen wäre; doch bevor es geschah, hatte er sich schon wieder unter sie geschoben. Sie spürte, daß er vor freudiger Erwartung zitterte. Sie ließ ihn quer über die weitläufige Wiese, die zwischen der Straße und der herrschaftlichen Residenz lag, direkt auf die Stallungen zulaufen.
    Auch sie zitterte vor Aufregung. Sie seufzte. Könnte sie sich doch nur von ihrer Sehnsucht nach Linden befreien. Dann plötzlich konnte sie es kaum erwarten, ihn wiederzusehen.
    »Lauf, Shan!« rief sie, bevor sie es bereuen konnte, es ohne Sattel zu versuchen.
    Shan legte die Ohren zurück. Dann schoß er so geschmeidig nach vorne, daß Maurynna nicht den geringsten Ruck verspürte. Zu ihrer Überraschung ähnelte die Bewegung dem Steigen und Fallen eines Bootes auf See. Maurynna streckte die Beine aus, wie Raven es ihr beigebracht hatte, die Fußspitzen nach innen gerichtet, die Hacken nach unten, und saß so aufrecht, wie sie konnte. Sie lachte und fragte sich, wovor sie Angst gehabt hatte. Sie brauchte keinen Sattel, um auf diesem wundersamen Pferd zu reiten.
    Sie preschten über das saftige Gras, das weich genug aussah, um darin zu schlafen. So nahe am Fluß war die Luft frisch und kühl, durchzogen mit leichtem Veilchenduft. Bäume sprenkelten das weite Grün. Jedesmal, wenn sie unter einem hindurchritten und wieder in den Sonnenschein hinauskamen, mußte Maurynna wegen der gleißenden Helligkeit blinzeln.
    Shan lief so leichtfüßig, daß sie kaum das Schlagen seiner Hufe auf dem Untergrund hörte. Der Wind blies ihre Haare nach hinten. Alles glich so sehr einem ihrer Träume, daß sie am liebsten bis in alle Ewigkeit weitergeritten wäre.
    Doch sie sah bereits die Stallungen. Leute hatten sich davor versammelt und beobachteten die Reiterin, die statt über die Straße des Anwesens über die Wiese auf sie zugeritten kam. Sie zupfte an Shans Mähne, und der Hengst bog in eine Kurve.
    Dies wurde ihr zum Verhängnis. Gerade noch ritt sie in einem wahr gewordenen Traum, im nächsten Moment lag sie auf dem Rücken im dichten Gras. Sie blinzelte zu Shan hoch, sich nicht einmal sicher, was geschehen war. Reumütig

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