Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord
fragten Tarina und Otter gleichzeitig.
Eine Erinnerung überkam Linden. Plötzlich fühlte er sich unrein. Der Altar. Wißt Ihr noch, ich sagte, er sei eine Opferstätte gewesen. Ich glaube, die vermißten Huren wurden dort geopfert.
Laut sagte er: »Tasha, welche Art von Kräutern bewahren Heiler in einer Truhe auf, die man mittels Magie verschließt?«
Die Heilerin schien von der Frage überrascht, antwortete aber sofort. »Wir verschließen unsere Arzneitruhen mit Schlössern, Euer Gnaden, nicht mittels Magie. Soweit ich weiß, werden so nur Kräuter gelagert, die man für dunkle Magie verwendet.«
»Welche Kräuter zum Beispiel?« fragte Linden.
»Hmm – die bekanntesten sind – o Götter – danach riecht die Arznei! Der Geruch war so schwach, daß ich ihn anfangs nicht erkannt habe, aber es ist dieselbe Substanz, die Ihr ausgeschwitzt habt, Drachenlord.«
Zuerst verstand Linden nicht, was sie meinte. Dann fragte er: »Was kommt in einen cassorischen Abschiedstrunk?«
»Honig, Wermut und Ingwer.«
Angeekelt schloß er die Augen. Er wußte, wie diese Zutaten schmeckten. Keine hatte den metallischen Nachgeschmack, an den er sich erinnerte. »Was war in dem Trunk, den ich an jenem Abend zu mir nahm?«
»Keflih, « flüsterte Heilerin Tasha. »Ich bin ganz sicher. Wenn man es mit anderen Sachen mischt, dauert es eine Weile, bis die Wirkung eintritt. Wenn man weiß, daß man es eingenommen hat und sich schnell genug übergibt … Es tut mir leid, Euer Gnaden.«
»Mir auch«, sagte Linden leise. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf den wartenden Barden. Otter, frag Eel, wie dieser hochrangige Bedienstete aussah. Er wartete, während Otter mit dem Dieb sprach. Er glaubte zu ahnen, wie die Antwort lauten würde.
Ihm fiel Sherrines tränenüberströmtes Gesicht an jenem Abend ein. Er dachte: War alles von Anfang an ein abgekartetes Spiel?
Otters Beschreibung bestätigte seinen Verdacht. Linden wandte sich zu den Soldaten neben ihm um. »Geht und nehmt Prinz Peridaen fest. Das ist ein DrachenlordBefehl.« Er holte tief Luft. »Und nehmt auch Lady Sherrine von Colrane fest.«
Er lief durch den Garten. Kief fragte: Was habt Ihr vor?
Linden antwortete: Kas Althume finden, Peridaens sogenannten Großhofmeister. Er wird beim Opferaltar sein – und vermutlich ist Rann bei ihm. Ich kann nicht auf die Soldaten warten. Es würde zu lange dauern, bis sie hier sind. Schickt sie mir nach. Er begann zu rennen.
66. KAPITEL
»Gütige Götter!« rief Otter. Er versuchte aufzustehen, doch in seinem Kopf begann sich alles zu drehen, und er fiel wieder aufs Bett zurück.
»Bleib liegen, oder ich setze mich auf dich drauf!« fauchte Maylin wie eine wildgewordene Schneekatze. »Was ist passiert?«
»Linden vermutet, daß Rann entführt worden ist und geopfert werden soll«, sagte Otter. Bei der Vorstellung drehte sich sein Magen um. »Er sagte etwas über einen Altar in den Wäldern, und …«
Maylin sprang auf. »Ich wußte es! Ich wußte, daß heute nacht etwas geschehen würde!« Sie rannte zur Tür, wo sie gerade lange genug stehenblieb, um zu sagen: »Eel, wage ja nicht, ihn aus dem Zimmer zu lassen, verstanden? Er ist noch zu schwach dazu. Und Otter – Rynna ist Linden Rathans Seelengefährtin, stimmt’s?«
Otter überlegte, ob er lügen sollte. »Ja«, sagte er, ohne Eels verblüfften Blick zu beachten.
»Wußte ich’s doch!« Maylin stürmte aus dem Zimmer.
Otter rief ihr nach: »Wo willst du hin?«
»Wohin wohl?« glaubte er sie rufen zu hören. Dann wurde die Haustür zugeschlagen.
Erschrocken sprangen vereinzelte Nachtschwärmer aus dem Weg, als Linden in vollem Galopp durch Casnas Straßen ritt. Er dankte den Göttern, daß er Shan hatte und nicht länger auf den Wallach angewiesen war. Der Wallach könnte es niemals rechtzeitig zum Opferplatz schaffen. Shan hingegen schon.
Er fluchte. Wenn er doch nur hin fliegen könnte, aber die Lichtung war zu klein, um sich darauf in Drachengestalt zu bewegen. Ebensowenig konnte er in der Luft bleiben und seine Flammen versprühen – das Risiko, versehentlich Rann zu töten, war zu groß.
Sie waren fast am Stadttor. »Weg da!« brüllte er einigen Herumstehenden zu, die im Weg standen. »Weg da!«
Die Leute sprangen aufgeregt zur Seite, als der Hengst in vollem Galopp an ihnen vorbeipreschte. Linden ignorierte die wüsten Flüche, die die Leute ihm nachriefen.
Endlich hatten sie die Stadtmauern hinter sich gelassen. Linden ließ Shan
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