Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord
Erdon! Das war es.
Er ging an den kleinen Nebentisch, auf dem Pergament, Tinte, Schreibfedern und Siegelwachs für die Ratsmitglieder bereitlagen. Er setzte sich und schrieb eine kurze Nachricht.
Sherrine,
der Freund, von dem ich dir bei unserem ersten gemeinsamen Nachmittag erzählt habe, ist in Casna eingetroffen. Wie ich dir bereits damals sagte, werde ich den Großteil meiner freien Zeit mit ihm verbringen, denn wir haben uns seit einigen Jahren nicht gesehen. Du wirst ihn mögen, wenn du ihn kennenlernst. Bis dann, Linden
Er faltete den Pergamentbogen, erhitzte kraft seiner Gedanken einen Stab mit Siegelwachs, ließ es auf die Nachricht tropfen und drückte seinen Daumen hinein.
Fertig; er würde einen Diener finden, der Sherrine die Nachricht überbrachte, und anschließend nach Hause reiten und etwas Bequemes anziehen. Da er Otter nicht besuchen konnte, würde er sich eben das Schiff anschauen, auf dem der Barde angekommen war.
15. KAPITEL
Es waren einfach nicht genügend Dockarbeiter da. Maurynna fluchte, während sich die Fässer auf dem Landungssteg schneller stapelten, als die Männer sie auf die Lastkarren laden konnten. Noch eine Weile in der Sonne, und sie würde Palmweinessig verkaufen.
Verdammt. Sie brauchte mehr Arbeiter.
Sie sagte zu Jebby: »Sobald wir dieses Faß entladen haben, möchte ich, daß du jedes Dock nach zusätzlichen Hilfskräften absuchst. Schick sie alle her.«
Die cassorische Frau nickte. »Wie Ihr wünscht, Käpt'n. Aber ich glaube nicht, daß ich viel Glück haben werde. An den Docks ist soviel los wie noch nie.«
»Tue, was du kannst.« Maurynna wischte sich über die feuchte Stirn. »Fertig?« rief sie.
»Fertig!« kam die Antwort aus dem Schiffsbauch.
Sie, Jebby und zwei Dockarbeiter senkten die großen Hebezangen in die Ladeluke. Auf den Ruf »Hoch!« begannen sie, das Seil Elle um Elle hochzuziehen, bis das Faß auftauchte. Gehalten von den Hebezangen, schwang es gemächlich in der Luft.
Mit dem Seil in Händen, lief Maurynna quer übers Deck, bis das Faß über dem Landungssteg hing. Sie ließen es langsam herab, bis ein Dockarbeiter es mit dem Bootshaken einfing und vorsichtig hinunterzog. Andere Arbeiter lösten die Hebezangen und rollten das Faß zu den anderen.
Jebby trottete die Laufplanke hinunter und machte sich auf die Suche nach weiteren Arbeitern. Maurynna spähte durch die Frachtluke in den Schiffsbauch hinunter. Drei Gesichter schauten zu ihr auf.
»Ich möchte mit dem Entladen noch eine Weile warten. Dort unten ist es kühler als hier oben; ist besser für den Wein. Wir brauchen mehr Arbeiter, sonst stehen die Fässer zu lange in der Sonne.«
Einer nach dem anderen kletterten die Männer an Deck und folgten ihr auf den Landungssteg. Besorgt betrachtete sie die dort herumstehenden Fässer. Wenn sie die Lieferung verlor, würden gewisse Herrschaften in Thalnia ihre goldenen Spangen fordern.
»An die Arbeit!« Sie beugte sich zu einem Faß hinunter. Drei Männer eilten herbei, um ihr zu helfen.
Kurz darauf war sie schweißüberströmt. Die flickenbesetzte Tunika klebte an ihrer Haut. Um ihr Elend noch zu vergrößern, schien ihr aus Westen die Sonne in die Augen, so daß sie ständig blinzeln mußte und langsam Kopfschmerzen bekam.
Sie stöhnte erschöpft, während sie und die anderen das nächste Faß vorsichtig auf die Seite kippten, es zum wartenden Lastkarren rollten und die Rampe hochschoben. Sie trieb die Arbeiter gnadenlos an, schonte weder sich noch die anderen.
»Vorsicht!«
Maurynna schaute auf. Ein bereits auf dem Karren stehendes Faß senkte sich über den Rand der Ladefläche; die Rampe verrutschte. Zwei Männer versuchten, das Faß zurückzudrücken.
»Haltet es fest!« rief sie und eilte zu Hilfe. Mit durchgedrückten Armen versuchte sie, das Faß wieder hochzustemmen.
Es half nichts. Das Faß drückte sie Stück für Stück in die Knie. Das Holz preßte sich gegen ihre Wange. Sie konnte kaum atmen. Wenn sie jetzt nicht zur Seite sprang, würde das Faß sie erschlagen, wenn es herunterkippte.
Eine tiefe Stimme sagte: »Ich habe es. Laßt los«, und auf wundersame Weise verschwand das sie niederdrückende Gewicht.
Maurynna glitt aus und stürzte. Sie saß auf dem Boden und sah mit offenem Mund zu, wie ein großgewachsener blonder Mann das Faß auf den Lastkarren zurückschob.
Ganz allein.
Verblüfftes Wispern erhob sich. Maurynna blinzelte ungläubig. Wo hatte Jebby den aufgetrieben? Götter – es war ihr gleich!
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