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Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix

Titel: Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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Mädchen die Hure gespielt hat und, nachdem sie schwanger geworden ist, behauptete, man hätte sie vergewaltigt. Selbst wenn man Euch glauben würde, war es Eure Pflicht, Euch zu töten, nachdem die Ehre Eurer Familie so besudelt wurde. Aber das habt Ihr nicht getan. Also würde man Euch ausstoßen. Vielleicht könntet Ihr in einem Bordell Zuflucht finden – in einem für jene mit … ausgefallenem Geschmack. Ein paar Männer, habe ich gehört, linden schwangere Frauen aufregend. Oder vielleicht würdet Ihr auch einfach auf der Straße verhungern. Und wenn das nicht genügt, solltet Ihr daran denken: wenn Ihr alles verderbt, wird Eure Familie sterben. Also haltet den Mund und tut, was Fürst Jhanun Euch gesagt hat. Wenn ihr Erfolg habt, werdet Ihr reich belohnt werden.«
    Nama schloß gequält die Augen. Zuia hatte recht; es gab keinen Ausweg für sie. Es war sogar zu spät, um zu sterben. Der Phönix mochte ihr beistehen, sie fühlte sich so kalt und leer …
    Die kleine Zofe, die dafür zuständig war, die Bettlaken zu lüften, erschien in der Tür des Schlafzimmers und verbeugte sich. Sie hatte die Augen weit aufgerissen. »Herrin«, sagte sie atemlos, »der Eunuch des Kaisers ist hier, um Euch zum Phönixherrscher zu bringen.« Sie starrte Nama ehrfürchtig an.
    Einen Augenblick lang befürchtete Nama, sie würde ohnmächtig. Nur der Gedanke an ihre Familie stützte sie. »Sag ihm, ich bin auf dem Weg«, brachte sie hervor.
    Das Mädchen verschwand wieder.
    Nama stand auf und strich ihr kunstvolles Gewand glatt. Sie betrachtete den Fächer in ihrer Hand einen langen Augenblick.
    Sie konnte ihn hier »vergessen«. Oder ihn auf dem Weg fallen lassen. Dann würde es bald vorüber sein …
    »Kommt«, befahl Zuia und verließ das Schlafzimmer.
    Nama steckte den Fächer in den Ärmel ihres inneren Gewandes und gehorchte.
    Shima stand am Ufer des Mottenflusses, des kleinen Gewässers, das aus dem Tal entsprang. Später würde sich dieser Fluß mit zwei weiteren kleinen Gewässern, dem Gelben Hund und der Weinenden Frau, vereinigen, um zu den Roten Pferden zu werden, die ihrerseits zum Tiensha wurden, wenn sie das Land der Jehangli erreichten.
    Die Abenddämmerung wich der Nacht, und es wurde kühler. Aber zumindest hing ein Geruch von Frühling in der Luft. Shima wickelte sein Jelah fester um sich, schloß die Kälte aus, schloß die Erinnerungen an den Tag aus. Sie quälten ihn ohnehin.
    Warum war das Schiff so früh gekommen? Was, wenn es nie wiederkommen würde? Es gab noch nicht genug Maulbeerbäume im Tal. All die schwere Arbeit seines Volkes würde umsonst sein.
    Und dann gab es da noch sein eigenes Problem, so geringfügig, wie es angesichts des Desasters, dem das Tal vielleicht gegenüberstand, sein mochte. Diese Anfälle wurden heftiger und, was noch schlimmer war, häufiger – viel häufiger. Trotz Zhantses Trost fragte Shima sich immer noch, ob er nicht den Verstand verlor.
    Das war nichts, was man allein ertragen konnte. Also rief er in die Nacht hinein: »Miune! Miune Khin! Kannst du mich hören?«
    Die Nachtluft zupfte an seinem langen Haar, an den Fransen seiner Stiefel. Zu seinen Füßen strömte der Mottenfluß weiter.
    Irgendwo heulte eine kleine Wüsteneule. Shima starrte in den Fluß, aber das Wasser war dunkel und verbarg sein Geheimnis gut.
    Es waren eher seine Ohren als seine Augen, die ihn als erste warnten. Das friedliche Plätschern veränderte sich geringfügig. Hätte er nicht gelauscht, dann wäre es ihm entgangen.
    Dann wirbelte das Wasser zu seinen Füßen, Blasen tauchten auf, und plötzlich durchbrach ein Kopf, der um ein Vielfaches größer war als Shimas eigener, die Oberfläche und reckte sich an einem langen Hals und Körper nach oben. Wasser tropfte von den seidigen Barten, die den Kopf umgaben, und zwei große, runde Augen betrachteten ihn. Von beiden Seiten der langgezogenen Schnauze reckten sich Fühler von der Länge eines Männerarms. Einer streckte sich nach ihm aus.
    Shima streckte seinerseits die Hand aus und umfaßte den Fühler. Er schlang sich um seine Finger. Er seufzte erleichtert. »Ich bin froh, daß du in der Nähe warst, Miune.«
    *Ich ebenfalls, mein Freund. Ich spüre, daß du beunruhigt bist – was ist los?*
    Shima setzte sich ans Ufer und erzählte seinem Freund alles, was an diesem Tag geschehen war.
    Endlich erreichten sie die kaiserlichen Gemächer. Nama war so verängstigt, daß sie vollkommen betäubt war. Also bemerkte sie kaum ihre Umgebung; später

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