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Drachenmagier

Titel: Drachenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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bedeutet,
den Lebenswillen verloren zu
haben.
    Irgendwann verließ sie
mich. Ein Siedlerdorf, in dem man uns für die Nacht
aufgenommen hatte, wurde angegriffen,
und sie wollte helfen. Eine dumme Gefühlsduselei. Die
Angreifer waren zu
stark, wir hätten mit den Siedlern den Tod gefunden. Ich sagte
ihr das. Sie
wußte, ich hatte recht, aber sie war verwirrt und uneins mit
sich. Die Liebe zu
mir machte ihr Angst, deshalb ging sie fort, obwohl sie mein Kind unter
dem
Herzen trug. Ich habe es nie aus ihrem Mund gehört, aber ich
weiß es. An dem
Tag verschwand sie für immer aus meinem Leben. Ob sie noch
lebt, ob mein Kind
lebt – wer weiß…«
    »Aufhören!«
    Orlas schriller Ausruf
brach den Bann. Sie war aufgesprungen, hinter den Stuhl
zurückgewichen und
starrte ihn entsetzt an.
    »Hör auf!« Sie war
totenblaß und rang nach Atem. »Ich kann es nicht
ertragen! Diese Bilder – der
kleine Junge, der zusehen muß, wie seine Eltern
verstümmelt, in Stücke gerissen
werden. Er möchte weinen, schreien, doch er wagt es nicht, er
hat solche Angst.
Ich sehe die Frau, von der du sprichst, ich fühle ihren
Schmerz, ihre
Hilflosigkeit. Ihre schwere Stunde ist gekommen – und sie
ganz allein an jenem
schrecklichen Ort. Auch sie muß stumm bleiben, denn jeder
Laut könnte für sie
und das Kind den Tod bedeuten. Wie soll ich nachts schlafen
können, mit dem
Gedanken, dem Wissen, daß wir – daß ich
verantwortlich bin!«
    Orla schlug die Hände
vors Gesicht und begann zu schluchzen. Alfred schaute untätig
zu, er schwankte
zwischen Betroffenheit über seine Entgleisung und
ratlosem Staunen, wie es
möglich sein konnte, daß diese Visionen –
Haplos Erinnerungen – sich so
heimlich, still und leise bei ihm eingeschlichen hatten.
    »Sitz. Guter Hund«,
sagte er, schob den Kopf des Vierbeiners von seinem Knie, stand auf und
trat zu
Orla, um ihr sein Taschentuch anzubieten, nur schienen seine
Arme kühnere
Vorstellungen zu haben. Zu seiner eigenen Verblüffung
beobachtete er, wie sie
zaghaft den Körper der Frau umfingen und heranzogen. Sie legte
den Kopf an
seine Brust.
    Ein heißes
Glücksgefühl durchflutete ihn. Er hielt sie fest,
liebte sie mit jeder Faser
seines Wesens. Schüchtern streichelte er ihr
über das schimmernde Haar, und
weil er Alfred war, sagte er etwas Dummes: »Orla, was ist das
für ein Geheimnis
in der Bibliothek, das Samah um jeden Preis bewahren
möchte?«
    Sie stieß ihn so
heftig zurück, daß er über den Hund
stolperte und in die Rosenbüsche fiel. Ihre
Wangen brannten, Zorn loderte in ihren Augen, Zorn und – war
es nur Einbildung
oder flackerte in ihrem empörten Blick dieselbe Angst wie in
Samahs?
    Ohne ein Wort kehrte
Orla ihm den Rücken und schritt in der Haltung verletzter
Würde zum Haus.
    Mit Tränen in den
Augen arbeitete Alfred sich aus den Dornen heraus. Der Hund umtanzte
ihn
teilnahmsvoll, Alfred funkelte ihn böse an.
    »Das ist alles deine
Schuld!« sagte er verdrossen.
    Der Vierbeiner legte
den Kopf schräg, seine Miene gab deutlich zu verstehen,
daß er den Vorwurf weit
von sich wies.
    »Aber ja doch! Mir
solche Ideen in den Kopf zu setzen! Warum verschwindest du
nicht, suchst
deinen verflixten Herrn und läßt mich in
Frieden! Ich kann mich auch ohne
deine Hilfe in mehr als genug Schwierigkeiten
bringen.«
    Diesmal schien der
Hund von ganzem Herzen beizupflichten, aber auch zu glauben,
das sei das
logische Ende der Unterhaltung gewesen, denn er trottete zum Gartentor,
wo er
sich erwartungsvoll nach Alfred umschaute.
    Alfred fühlte, wie es
ihn gleichzeitig heiß und kalt überrieselte
– eine höchst unangenehme
Erfahrung.
    »Du willst mir sagen,
daß wir jetzt allein sind, nicht wahr? Allein und
unbeobachtet.«
    Der Hund wedelte mit
dem Schwanz.
    »Eine gute
Gelegenheit, unser Glück in der Bibliothek zu
versuchen.«
    Der Hund wedelte
erneut. Allem Anschein nach hielt er Alfred für langsam und
begriffsstutzig,
war aber großmütig bereit, diese kleinen
Schwächen zu übersehen.
    »Aber wie kommen wir
hinein? Und wenn wir drin sind, wie kommen wir hinaus? Samah
würde mich ertappen…«
    Aus heiterem Himmel
wurde der Hund von einem unerträglichen Juckreiz
überfallen. Er fiel auf sein
Hinterteil, kratzte sich heftig und fixierte Alfred dabei mit
einem
durchdringenden Blick, der auszudrücken schien: »Na,
na. Schließlich bin ich
bei dir, vergiß das nicht.«
    »Also

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