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Drachenmagier

Titel: Drachenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Erscheinung: schütteres
Haar, gebeugte Schultern, Füße, die
es darauf abgesehen zu haben schienen, ihren Besitzer ins
Unglück zu bringen,
gütige blaue Augen, schäbige
Nichtigenkleider, die er sich weigerte, gegen ein
Sartangewand einzutauschen. Orla dachte an Samah: stark,
selbstbewußt,
mächtig. Doch Samah hatte sie niemals Mitgefühl
empfinden lassen, sie zum
Weinen gebracht über fremdes Leid, in ihr den Wunsch geweckt,
zu lieben um der
Liebe willen.
    »Ihm wohnt eine Macht
inne«, erklärte Orla dem steifen,
desinteressierten Mobiliar, »eine Macht, die
um so stärker wirkt, weil er sich ihrer nicht bewußt
ist. Wenn man ihn darauf
anspräche, bekäme er wieder diesen verwirrten,
erstaunten Blick und würde
stottern und stammeln und… Lieber Himmel, ich bin in ihn
verliebt. Das ist
unmöglich! Ich bin in ihn verliebt.«
    Und er ist verliebt in
dich.
    »Nein«, protestierte
sie leise und lächelte versonnen.
    Sartan
verliebten sich nicht in anderer Leute Ehegatten, sie hielten
sich an ihr
Treuegelöbnis. Diese Liebe war hoffnungslos und konnte allen
Beteiligten nur
Kummer bringen. Orla war sich darüber im klaren. Sie
wußte, sie würde sich des
Lächelns und der Tränen als unnützen
Ballastes entledigen müssen, zurückkehren
zu den klaren Linien und präzisen Winkeln. Nur eine kurze
Frist blieb ihr noch,
um sich an die Wärme seiner Hand zu erinnern, die
über ihre Haut strich, und
wie sie in seinen Armen geweint hatte um das Kind einer
anderen Frau, um zu fühlen.
    Ihr fiel ein, daß sie schon viel zu lange von ihm
getrennt
war.
    »Er wird glauben, daß
ich zornig auf ihn bin«, dachte sie reuevoll und erinnerte
sich daran, wie sie
empört den Garten verlassen hatte. »Ich
muß ihn verletzt haben. Ich werde
hinausgehen und ihm alles erklären und – ihm
sagen, daß er unser Haus
verlassen muß, daß wir uns nicht mehr sehen
dürfen, außer bei offiziellen
Anlässen.
Das bringe ich fertig. Ja, das kann ich bestimmt
fertigbringen.«
    Doch ihr Herz schlug
viel zu schnell, sie war gezwungen, ein beruhigendes Mantra
aufzusagen, bevor
sie sich in der Lage fühlte, gefaßt und entschlossen
aufzutreten. Nachdem sie
ihr Haar zurückgestrichen und sich die Tränenspuren
aus dem Gesicht gewischt
hatte, versuchte sie ein kühles, überlegenes
Lächeln auf ihr Gesicht zu
bringen und warf einen besorgten Blick in den Spiegel, um zu sehen, ob
es so
angestrengt und unecht aussah, wie es sich anfühlte. Dann
zögerte sie den entscheidenden
Schritt zur Tür wieder hinaus, um zu
überlegen, wie sie die Sprache auf das
heikle Thema bringen sollte.
    »Alfred, ich weiß, du
liebst mich…«
    Nein, das klang
eingebildet.
    »Alfred, ich liebe
dich…«
    So schon gar nicht!
Endlich beschloß sie, es kurz und schmerzlos zu machen, wie
diese schrecklichen
Nichtigen, wenn sie ein krankes Glied vom Körper
trennten.
    »Alfred, du und der
Hund – ihr müßt noch heute das Haus
verlassen.«
    Ja, das war wohl am
besten. Seufzend kehrte sie auf die Terrasse zurück.
    Alfred war
verschwunden.
    »Er ist in der
Bibliothek.«
    Orla wußte es so
sicher, als könnte sie über die Entfernung
hinweg und durch die Mauern sehen.
Er hatte eine Möglichkeit gefunden, sich Zutritt zu
verschaffen, ohne den Alarm
auszulösen. Vielleicht hatte er jetzt schon gefunden, wonach
er suchte.
    »Er kann
es nicht verstehen, er war nicht dabei. Ich muß versuchen,
ihn meine Erinnerungen
sehen zu lassen!«
    Orla flüsterte die Runen, zeichnete sie mit den
Händen in
die Luft und ließ sich von den Schwingen der Magie
davontragen.
    Der Hund knurrte
warnend und sprang auf. Alfred hob den Blick von der auf dem Tisch
ausgebreiteten Schriftrolle. Eine weißgekleidete
Gestalt war im Hintergrund
des langgestreckten Lesesaals aufgetaucht und kam näher. Er
konnte nicht
erkennen, wer es war. Samah? Ramu?
    Es war ihm
gleichgültig. Weder hatte er Angst, noch fühlte er
sich von Schuldbewußtsein
zermalmt, noch duckte er sich eingeschüchtert. Er war entsetzt
und verstört und
betroffen, und er freute sich seltsamerweise auf eine
handfeste Konfrontation.
    Als er aufstand,
zitterte er am ganzen Körper – vor Zorn. Die Gestalt
trat in den Kreis des
magischen Lichtscheins, den er erschaffen hatte, als seine
Augen vom
angestrengten Lesen zu schmerzen begannen.
    Die beiden starrten
sich an. Hastige Atemzüge wurden zu Seufzern, Augen
verrieten Dinge, die
niemals

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