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Drachenmagier

Titel: Drachenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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ausgesprochen werden durften.
    »Du weißt es«, sagte
Orla.
    »Ja«, antwortete
Alfred und senkte verwirrt den Blick. Er hatte mit Samah gerechnet.
Samah
konnte er seine Empörung entgegenschleudern. Er hatte das
dringende Bedürfnis,
sich Luft zu machen, seiner Wut, die in ihm brodelte wie Abarrachs
Magmaozean,
die Zügel schießen zu lassen. Aber wie
konnte er diese Wut an ihr auslassen,
wenn er nichts sehnlicher wünschte, als sie in die Arme zu
nehmen?
    »Es tut mir leid«,
meinte Orla. »Dadurch wird alles sehr schwierig.«
    »Schwierig!« Die
Unangemessenheit des Wortes traf Alfred wie ein Schlag.
»Schwierig! Das ist
alles, was du sagen kannst?« Er wies mit einer schroffen
Handbewegung auf die
Schriftrolle 33 ,
die er studiert hatte. »Was ihr getan habt…
Falls ihr wußtet… Hier ist alles
aufgezeichnet, die Debatten in den Sitzungen,
die Tatsache, daß manche Sartan begannen, an eine
höhere Macht zu glauben. Wie
konntet ihr… Lügen, alles Lügen. Der
Schrecken, die Zerstörung, das Sterben.
Unnötig! Und ihr wußtet es…«
    »Nein, wir wußten es
nicht!« schrie Orla.
    Sie trat näher,
stützte sich mit der Hand auf den Tisch, auf die Schriftrolle
zwischen ihnen.
Der Hund saß auf den Hinterläufen und schaute mit
klugen Augen von einem zum
anderen.
    »Wir wußten es nicht!
Nicht mit Sicherheit! Und die Macht der Patryn wuchs. Was hatten wir
dem entgegenzusetzen?
Ahnungen, Visionen, nichts, gar nichts Greifbares.«
    »Visionen!«
wiederholte Alfred. »Visionen! Auch ich habe Visionen gehabt!
Es war die – die
ungeheuerlichste, wundervollste Erfahrung meines Lebens! Das
Sanktuarium
nennen sie die Kammer im Palast von Nekropolis in Abarrach, wo den
Unsrigen die
Erkenntnis zuteil wurde und wo sie von der Hand ihrer
verblendeten Brüder und
Schwestern den Tod fanden. Ich verstand den einzigartigen Sinn meines
Lebens.
Ich durfte erkennen, daß es mir gegeben war, Dinge zum
Besseren zu wenden. Mir
wurde gesagt, daß ich nur den Glauben haben
müßte, und alles würde gut. Wie
gerne wäre ich dort geblieben…«
    »Aber du bist es
nicht!« warf Orla ein. »Du konntest nicht bleiben,
habe ich recht? Und was
geschah in Abarrach, nachdem du fort warst?«
    Stumm sah Alfred auf
die Schriftrolle hinab, ohne sie wahrzunehmen.
    »Du hast
gezweifelt«, sagte sie hitzig. »Du warst
ernüchtert und konntest nicht mehr
glauben, was du gesehen hattest. Du stelltest deine
Gefühle in Frage. Du
standest in einer finsteren, grausamen Welt, und falls dir tatsächlich ein
kurzer Blick auf etwas Erhabenes vergönnt gewesen war, auf
eine Macht des
Guten, größer und gewaltiger als die von
uns Sartan, weshalb manifestierte sie
sich nirgends? Hast du dich nicht vielleicht sogar gefragt, ob
alles nur ein
Trick gewesen sein könnte?«
    Alfred sah Jonathan vor sich, den jungen Edelmann, der in
Abarrach sein und Haplos Mitstreiter gewesen war, in Stücke
gerissen von den
Händen seines einst liebenden Weibes. Jonathan hatte geglaubt,
er hatte
vertraut und war deshalb eines gräßlichen Todes
gestorben. Jetzt war er
vermutlich ein Lazar, einer der unglücklichen lebenden Toten
Abarrachs.
    Alfred sank kraftlos
auf einen Stuhl. Seine Niedergeschlagenheit teilte sich dem
Hund mit, der zu
ihm kam und ihn tröstend beschnupperte. Alfred legte den
schmerzenden Kopf auf
die Anne.
    Sanfte, kühle Hände
umfaßten seine Schultern, Orla kniete sich neben ihn.
»Ich weiß, wie dir zumute
ist, glaub mir. Uns allen ging es so, mir, Samah, den anderen
Ratsmitgliedern.
Es war, als ob… Wie hat Samah es noch ausgedrückt?
Es ging uns wie Nichtigen
nach dem Genuß von starkem Wein. Wenn sie berauscht sind,
erscheint ihnen alles
wundervoll, sie fühlen sich unüberwindlich
und glauben, jedes Problem lösen zu
können. Aber wenn die Wirkung des Alkohols
nachläßt, überfällt sie der
Katzenjammer, und es geht ihnen schlechter als zuvor.«
    Alfred hob den Kopf
und schaute sie trübsinnig an. »Und wenn die Schuld
bei uns liegt? Wenn ich in
Abarrach geblieben wäre? Ist dort ein Wunder
geschehen? Ich werde es nie
erfahren. Ich hatte Angst und bin geflohen.«
    »Und wir hatten auch
Angst.« Orla merkte nicht, daß sie seinen Arm immer
fester umklammerte. »Die
Dunkelheit der Patryn war sehr real und der Lichtschimmer, den
einige von uns
wahrgenommen hatten, nicht mehr als das Flackern einer Kerzenflamme,
die der
geringste Atemhauch auszulöschen

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