Drachenmagier
aufreizender Ruhe.
Yngvar polterte,
Dumaka argumentierte.
»Es werden noch viele
Zyklen vergehen, bis die Sonne uns verlassen hat«,
fiel Eliason ihnen mit
brüchiger Stimme ins Wort. Er hob kraftlos die Hand.
»An all das kann ich jetzt
nicht denken…«
»Nicht an das Wohl des
eigenen Volkes denken!« Grundel, Tränenspuren im
Gesicht, marschierte über die
Pier und blieb vor dem Elfenkönig stehen. Sie reichte
ihm etwa bis zur Taille.
»Grundel, es gehört
sich nicht, in diesem Ton mit Erwachsenen zu reden«,
tadelte ihre Mutter, aber
ihre Tochter hörte gar nicht hin.
»Sabia war meine
Freundin. Jeden Zyklus, von heute an bis zu meinem Lebensende, werde
ich an sie
denken und sie vermissen. Aber sie war bereit, in den Tod zu gehen, um
ihr Volk
zu retten, ihr Vater dagegen scheint weniger Opfermut zu
besitzen!«
Eliason rührte sich
nicht und starrte die Zwergin an, als wäre er in einem Traum
befangen und sie
eine aus dem Nichts aufgetauchte Truggestalt.
Yngvar, der
Zwergenkönig, seufzte und zerrte an seinem Bart.
»Es sind wahre Worte, die
meine Tochter spricht, Eliason, wenn auch mit dem Feingefühl
einer Axt im
Walde. Wir tragen mit an deinem Schmerz, Eliason, aber auch an
deiner
Verantwortung. Das Leben unserer Untertanen kommt an erster Stelle.
Dieser
Mann, der unsere Kinder gerettet hat, tut recht daran, uns zu ermahnen.
Wir
müssen eine Strategie entwickeln, unser Vorgehen
planen!«
»Ich stimme mit Yngvar
überein«, meldete sich Dumaka zu Wort.
»Halten wir in vierzehn Zyklen die Konferenz
in Phondra ab. Reicht dir diese Frist, um die Trauerzeit zu beenden,
Eliason?«
»Vierzehn Zyklen!«
Haplo wollte
protestieren, doch bevor er etwas sagen konnte, fing er den warnenden
Blick
Yngvars auf, der ihn mahnte zu schweigen. Irgendwann später
fand er heraus, daß
die Trauerzeit der Elfen im Allgemeinen etliche Monate dauert.
»Nun gut.« Eliason
nickte müde. »Vierzehn Zyklen. Ich komme nach
Phondra.«
Die Elmasti kehrten in
ihre Stadt zurück. Phondraner und Gargans begaben sich zu
ihren Tauchbooten, um
die Heimreise anzutreten. Dumaka trat zu Haplo.
»Du mußt ihm
verzeihen, uns allen verzeihen, wenn es den Anschein erweckt, als
wüßten wir
nicht zu schätzen, was du getan hast. Die Tränen
großer Freude und großer
Trauer haben alle Dankbarkeit hinweggeschwemmt. Es
wäre eine Ehre für mein
Haus, wenn wir dich als Gast unter unserem Dach beherbergen
dürften.«
»Ich bin derjenige,
dem es eine Ehre ist, deine Einladung anzunehmen,
Häuptling«, antwortete Haplo
feierlich. Fast kam es ihm vor, als wäre er im
Labyrinth und spräche mit dem
Anführer einer der Siedlergruppen.
Mit einer höflichen
Geste wies Dumaka auf sein Tauchboot. »Wird Eliason kommen,
was glaubst du?«
fragte Haplo, als wir an Bord gingen, wobei er penibel darauf achtgab,
nicht in
die kleinste Wasserpfütze zu treten.
»Ja, er wird kommen.
Er ist für einen Elfen sehr
zuverlässig.«
»Wie lange ist es her,
seit die Elfen das letzte Mal Krieg geführt haben?«
»Krieg geführt?«
Dumakas weiße Zähne blitzten in dem dunklen Gesicht.
»Die Elfen?« Er zuckte mit
den Schultern. »Eine Ewigkeit.«
Haplo hatte
befürchtet, in Phondra Qualen der Ungeduld zu leiden,
sich die Haare zu
raufen, wegen der erzwungenen Untätigkeit. Es
überraschte ihn, nach den ersten
ein, zwei Tagen feststellen zu müssen, daß er sich
ausgesprochen wohl fühlte.
Verglichen mit anderen
Gegenden, die er kennengelernt hatte, war Phondra seiner Heimat am
ähnlichsten,
und obwohl Haplo niemals geglaubt hätte, irgendwann Heimweh
nach dem Labyrinth
zu empfinden, weckte der Aufenthalt bei Dumakas Stamm alte Erinnerungen
an die
wenigen schönen, friedvollen Augenblicke im harten Leben des
Patryns – kurz
bemessene Ruhepausen in den Lagern gastfreundlicher Siedler. 34
Dumakas Stamm war der
größte und stärkste Phondras, einer der
Gründe, weshalb er Häuptling aller
Menschen war. Wie Haplo aus Gesprächen und
Andeutungen herauszuhören glaubte,
hatte es zahlreicher Kriege bedurft, um die Frage zu regeln, aber jetzt
war er
der unumstrittene Herrscher, und im großen und ganzen
befürworteten die übrigen
Stämme seine Führerschaft.
Dumaka besaß jedoch
nicht die unumschränkte Macht. Der Zirkel übte
großen Einfluß auf die
Bevölkerung
aus, die Magie verehrte, und jeden, der sie besaß.
»Früher«, erklärte
Alake, »gab es oft Feindschaft
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