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Drachenmagier

Titel: Drachenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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wenden, »habt ihr
sie bestraft, nicht wahr?«
    »Es ist die Pflicht
der Eltern, das irrende Kind zu züchtigen.
Selbstverständlich führten wir den
Nichtigen ihre Fehler vor Augen. Wie hätten sie sonst daraus
lernen sollen?«
    »Aber was ist mit der
Freiheit des Willens?« In der Erregung des
Augenblicks trat Alfred an den
Marmortisch heran. »Die Freiheit, durch eigene Erfahrung zu
lernen, eigene
Entscheidungen zu treffen? Wer gab uns das Recht, das Schicksal anderer
nach
unseren Vorstellungen zu lenken?«
    Er war ernst, beredt,
sicher; alles Ungelenke von ihm abgefallen. Orla war begeistert, ihn
reden zu
hören. Er sprach laut aus, was sie oft in ihrem eigenen Herzen
bewegt hatte.
    Der Archont ließ die
Attacke schweigend über sich ergehen. Kalt und
unangreifbar saß er auf seinem
hochlehnigen Stuhl. Er wartete einen Atemzug lang,
während der Nachhall von
Alfreds leidenschaftlichen Worten in der stillen, spannungsgeladenen
Atmosphäre
hing, um dann betont gelassen zu parieren.
    »Kann ein Kind sich
selbst erziehen, Bruder? Nein. Es braucht Eltern, die es
ernähren, belehren,
führen.«
    »Die Nichtigen sind
nicht unsere Kinder«, gab Alfred hitzig zurück.
»Wir haben sie nicht
erschaffen! Wir haben kein Recht, sie zu
manipulieren!«
    »Wir haben nicht
versucht, sie zu manipulieren!« Samah erhob sich.
Einen Augenblick lang sah es
aus, als hätte er gern mit der flachen Hand auf den Tisch
geschlagen, doch er
nahm sich zusammen. »Wir erlaubten ihnen zu handeln.
Oft beobachteten wir ihr
Tun mit Kummer und großem Bedauern. Die Patryn waren es, die
danach strebten,
die Nichtigen zu beherrschen. Und sie hätten beinahe Erfolg
gehabt! Zur Zeit
der Großen Teilung hatte die Macht unserer Feinde einen
Höhepunkt erreicht.
Mehr und mehr Staaten waren unter ihren Einfluß geraten. Die
Welt war von
Kriegen zerrissen; Stämme, Völker, Nationen
bekämpften einander. Diejenigen,
die nichts hatten, schlitzten denen, die alles besaßen, die
Kehle auf. Nie war
es finsterer gewesen auf der Erde, und alles deutete daraufhin,
daß es noch
schlimmer werden würde. Dann geschah es, daß die
Patryn unsere Schwäche
entdeckten. Durch gemeine Lüge und Magie überzeugten
sie einige von uns, daß
dieses abstrakte Höhere Wesen, von dem selbst die Nichtigen
sich inzwischen
abgewendet hatten, tatsächlich existierte!«
    Alfred wollte etwas
sagen.
    Samah hob die Hand.
»Bitte laß mich ausreden.« Er schwieg und
legte die Fingerspitzen an die Stirn,
als schmerzte ihn der Kopf. Sein Gesicht wirkte hager,
erschöpft. Schließlich
setzte er sich seufzend wieder hin. »Ich mache denen keinen
Vorwurf, die den
Einflüsterungen erlegen sind. Wir alle sehnen uns von
Zeit zu Zeit danach, den
Kopf an die Brust von dem Einen zu legen, der stärker und
weiser ist als wir,
die Last der Verantwortung an ein allwissendes, allmächtiges
Wesen zu
übergeben. Beglückende Träume, aber dann
müssen wir doch in die Wirklichkeit
zurückkehren.«
    »Und eure Wirklichkeit
sah folgendermaßen aus. Sagt es mir, falls ich mich
irre.« Alfred schaute sie
alle mitleidig an. »Die Patryn wurden
stärker. Die Sartan waren uneins und
gespalten. Immer mehr begannen ihre Göttlichkeit zu leugnen.
Sie waren bereit,
zu dem neuen Glauben überzutreten, und sie drohten,
die Nichtigen ebenfalls
zu bekehren. Ihr wart im Begriff, alles zu verlieren.«
    »Du irrst dich nicht«,
murmelte Orla.
    Samah warf ihr einen
strafenden Blick zu, den sie spürte, aber nicht sah. Sie
schaute Alfred an.
    »Ich will Nachsicht
üben, Bruder«, bemerkte der Archont.
»Du warst nicht dabei. Du kannst es nicht
verstehen.«
    »Ich verstehe
durchaus«, widersprach Alfred. Aufrecht und lebhaft,
war er in Orlas Augen
eine ganz neue Persönlichkeit, die sein schlichtes
Äußeres überstrahlte.
»Endlich, nach all diesen Jahren, verstehe ich. Wovor hattet
ihr wirklich
Angst?«
    Sein Blick
wanderte über die Gesichter. »Waren es die Patryn?
Oder etwa die Wahrheit, die
Erkenntnis, nicht die treibende Kraft im Universum
zu sein, sondern
sterbliche, fehlbare Wesen, kaum besser als die Nichtigen, auf
die ihr stets
mit Verachtung hinabgesehen habt? War nicht das eure heimliche Furcht?
War
nicht das der Grund, weshalb ihr die Welt zerstört habt, in
der Hoffnung, damit
auch die Wahrheit zu vernichten?«
    Alfreds Worte hallten durch die Stille.
    Orla hielt den Atem
an. Ramu, das Gesicht finster vor

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