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Drachenmagier

Titel: Drachenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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wahr?«
    »Ja«, sagte Alfred
bekümmert. »Ich fürchte, es ist wahr. Und
es tut mir leid. Es tut mir
aufrichtig leid, solche Unannehmlichkeiten zu verursachen,
während andere,
wichtigere Fragen eure Aufmerksamkeit fordern.«
    Samah lehnte sich zurück,
seufzte und rieb sich die Augen. Orla betrachtete ihn mit schweigender
Verwunderung.
Er war nicht der gestrenge, unnachsichtige Richter. Er war der sorgende
Vater,
der sich gezwungen sah, dem geliebten, aber unartigen Sohn eine Strafe
zuzumessen.
    »Willst du dem Rat
berichten, Bruder, was dich veranlaßt hat, das
Verbot zu übertreten?«
    »Ist es gestattet, daß
ich zuvor etwas über mich selbst erzähle?«
fragte Alfred schüchtern. »Es würde
manches erklären…«
    »Aber
selbstverständlich, es ist dein gutes Recht, vor dem Rat zu
sagen, was immer du
möchtest.«
    »Vielen Dank.« Alfred
lächelte matt. »Ich wurde auf Arianus geboren, als
eines der letzten
Sartankinder dort. Das war viele hundert Jahre nach der Teilung und
nachdem ihr
euch wieder zum Schlaf zurückgezogen hattet. Für uns
sah es nicht gut aus.
Unsere Bevölkerungszahl ging zurück.
Während keine Kinder mehr zur Welt kamen,
starben Erwachsene vor ihrer Zeit ohne ersichtlichen Grund. Damals
wußten wir
nicht, warum, jetzt aber weiß ich es oder glaube es zu wissen. 41 Aber darum geht es hier ja nicht.«
    Er holte tief Atem. »Das Leben für die
Sartan auf Arianus
war außerordentlich schwierig. Es gab so viel zu tun, und wir
waren nur so
wenige. Die Nichtigen hingegen wurden immer zahlreicher. Ihre
magischen Fähigkeiten
nahmen zu, ebenso ihr handwerkliches Können. Bald waren es
viel zu viele, als
daß wir sie noch hätten kontrollieren
können. Denn genau das, glaube ich, war
unser Fehler. Wir gaben uns nicht damit zufrieden, zu beraten, zu
lehren, unser
Wissen mitzuteilen. Nein, wir wollten herrschen, manipulieren. Da wir
das nicht
konnten, traten wir den Rückzug in unser
unterirdisches Refugium an. Wir
hatten Angst. Unser Rat beschloß, daß es in
Anbetracht unserer schwindenden
Zahl geraten sei, einige der jungen Leute in Stasis zu
versetzen, damit sie an
einem künftigen Zeitpunkt und unter hoffentlich
günstigeren Umständen wieder
erwachten. Ihr müßt wissen, wir vertrauten darauf,
daß es uns schon bald
gelingen würde, Verbindung zu den anderen drei Welten
aufzunehmen. Viele
meldeten sich freiwillig, auch ich. Es war eine Welt«,
bemerkte Alfred ruhig,
»der ich gern den Rücken kehrte.
Unglücklicherweise war ich der einzige, der
wieder in ihr erwachte.«
    Samah, der nur mäßig
interessiert zu lauschen schien, richtete sich bei diesen Worten
jäh auf und
runzelte die Stirn. Ein Murmeln lief den Tisch entlang. Orla
las den Schmerz,
die unbeschreibliche Einsamkeit in Alfreds Zügen und
fühlte, wie sich ihr vor
Mitleid das Herz zusammenzog.
    »Als ich
erwachte, stellte ich fest, daß alle anderen, alle meine
Brüder und Schwestern,
tot waren. Ich befand mich allein in einer Welt der Nichtigen. Die
Vorstellung
machte mir angst, furchtbar angst. Ich fürchtete, die Menschen
könnten
herausfinden, wer und was ich war, mein magisches
Talent wittern und
versuchen, mich für ihre Zwecke zu mißbrauchen.
Anfangs hielt ich mich
versteckt. Ich lebte viele Jahre in der unterirdischen Stadt, in die
wir Sartan
uns vor langer Zeit zurückgezogen hatten. Doch bei
den wenigen Malen, die ich
mich hinauswagte, konnte ich nicht die Augen verschließen vor
den
erschreckenden Zuständen in der Welt der Nichtigen. Ich
verspürte den Drang,
ihnen zu helfen. Ich wußte, ich konnte ihnen
helfen, überdies hatte ich
das Gefühl, als wäre ihnen zu helfen
die vornehmste Pflicht von uns
Sartan. War es nicht selbstsüchtig von mir, mich zu
verstecken, statt zu
versuchen, nach besten Kräften die Dinge oben ins Lot
zu bringen? Doch wie
gewöhnlich machte ich alles noch schlimmer.« 42
    Samah bewegte sich unruhig. »Wahrhaftig, das ist
eine
traurige Geschichte, und wir sind zutiefst bekümmert
über den Verlust einer so
großen Zahl der Unseren auf Arianus, aber vieles
davon wußten wir bereits, und
ich verstehe nicht ganz, was…«
    »Bitte habt noch etwas
Geduld.« Alfred sprach mit einer selbstsicheren
Würde, die ihm gut zu Gesichte
stand – dachte Orla. »Während all der Zeit
bei den Nichtigen dachte ich an die
Meinen, vermißte sie zu jeder Stunde. Mir kam zu
Bewußtsein, daß ich unser
Dasein,

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