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Drachenmagier

Titel: Drachenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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gesellte und
beide
weitergingen.
    »Komm«, sagte sie
bedrückt und kehrte mit dem Hund ins Haus zurück.
    Orla betrat den
Ratssaal hocherhobenen Hauptes und fest entschlossen zu
kämpfen, wie sie es vor
langer Zeit hätte tun sollen. Sie hatte nichts zu verlieren.
Samah hatte sie
praktisch der Mittäterschaft beschuldigt.
    Was hat mich damals
gehindert? fragte sie sich, und eine innere Stimme antwortete:
›Du weißt es
ganz genau, nur schämst du dich, es
einzugestehen.‹
    Samahs Liebe. Ein
letzter, verzweifelter Versuch, etwas festzuhalten, das ich
niemals wirklich
besaß. Ich betrog mich selbst, betrog mein Volk, um mit
Gewalt zu bewahren, was
mir längst zwischen den Fingern zerronnen war.
    Jetzt aber werde ich
kämpfen. Jetzt werde ich ihm die Stirn bieten.
    Sie war ziemlich
sicher, daß sie auch die anderen dazu bringen
konnte, sich gegen Samah
aufzulehnen. Einige von ihnen hatten ein schlechtes Gewissen wegen der
Vergangenheit. Wenn es ihr nur gelang, ihnen die Angst vor der Zukunft
zu
nehmen…
    Die Ratsmitglieder
nahmen ihre Plätze an dem langen Marmortisch ein. Erst dann
erschien Samah,
ging zu seinem Stuhl in der Mitte und ließ sich darauf
nieder.
    Gefaßt, Samah als
herrischen, unnahbaren Archont zu sehen, war Orla überrascht,
ihn gelöst,
heiter, liebenswürdig zu finden. Er schenkte ihr ein
versöhnliches Lächeln
und hob leicht die Schultern, dann neigte er sich zu ihr und
flüsterte: »Was
ich gesagt habe, tut mir leid. Ich bin in letzter Zeit nicht ich
selbst. Hab
Geduld mit mir.«
    Es hatte den Anschein,
daß er mit ängstlicher Spannung ihre
Antwort erwartete.
    Sie bemühte sich,
ebenfalls zu lächeln. »Ich nehme deine
Entschuldigung an.«
    Seine Miene erhellte
sich. Er tätschelte ihre Hand, als wolle er sagen: Keine
Sorge, meine Liebe, deinem
kleinen Freund wird schon nichts passieren.
    Orla wußte nichts zu
sagen; sie schwieg und wunderte sich.
    Alfred trat ein,
treulich gefolgt von dem Hund, und ging zu seinem Platz vor dem
Marmortisch.
Orla mußte unwillkürlich denken, wie
schäbig er aussah – hager, gebeugt, eine
klägliche Erscheinung. Sie bedauerte, ihn nicht
gedrängt zu haben, die
verschlissene Nichtigenkleidung abzulegen, die den
Ratsmitgliedern sehr zu
mißfallen schien.
    Doch nachdem sie den
Hund abgeliefert hatte, war sie gleich wieder gegangen, obwohl er sie
aufzuhalten versuchte. Sie fühlte sich unbehaglich in
seiner Gegenwart. Seine
Augen, klar und forschend, hatten eine Art, ihren Schutzwall zu
durchdringen
und nach der dahinter verborgenen Wahrheit zu suchen. Doch sie
war nicht bereit,
ihn die Wahrheit sehen zu lassen. Sie war selbst nicht bereit, die
Wahrheit zu
sehen.
    »Alfred Montbank!«
Samah verzog das Gesicht bei den Nichtigenworten, doch er hatte es
offenbar
aufgegeben, Alfred bewegen zu wollen, seinen Sartannamen
preiszugeben. »Man
hat dich vor die Schranken des Hohen Rats berufen, um zu zwei
schwerwiegenden
Anklagen Stellung zu nehmen.
    Erstens: Du hast
willentlich und wissentlich die Bibliothek betreten,
ungeachtet der
Verbotsrunen am Portal, nicht nur einmal, sondern zweimal. Beim
erstenmal«,
fuhr Samah fort, obwohl es aussah, als wolle Alfred etwas sagen,
»behauptetest
du, es wäre ein Versehen gewesen. Das Gebäude erregte
deine Neugier. Du gingst
hin, wolltest einen Blick durch die Tür werfen, bist
gestolpert und über die
Schwelle gefallen. Die Tür fiel zu, du konntest nicht hinaus,
und auf der Suche
nach einem Ausgang bist du in die eigentliche Bibliothek
gelangt. Entspricht
diese Aussage, die ich wiederholt habe, im wesentlichen den
Tatsachen?«
    »Im wesentlichen«,
antwortete Alfred. Seine Händen waren bescheiden gefaltet. Er
sah den Männern
und Frauen des Rats nicht frei ins Gesicht, sondern warf ihnen unter
gesenkten
Lidern huschende Blicke zu. Er war, dachte Orla unglücklich,
das verkörperte
Schuldbewußtsein.
    »Wir, mein Sohn Ramu
und ich, akzeptierten diese Erklärung. Nachdem wir dir
mitgeteilt hatten,
weshalb unserem Volk der Zugang zur Bibliothek verboten war, vertrauten
wir
darauf, daß nichts dergleichen mehr vorkommen
würde. Doch schon wenige Zyklen später
entdeckte man dich erneut in der Bibliothek. Womit wir zu dem
zweiten und
gewichtigeren Anklagepunkt kämen: Diesmal wirst du
beschuldigt, mit voller
Absicht eingedrungen zu sein und auf eine Art, die vermuten
läßt, daß du
fürchtetest, ertappt zu werden. Ist das

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