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Drachenmagier

Titel: Drachenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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schwarzen Walen, mit glattem
Bug, gezimmert aus dem
Trockenholz, das Phondra den Werften liefert. Es wird so
genannt, weil es mit
einem natürlichen Harz getränkt und deshalb gegen
Schäden durch Wasser
geschützt ist. Die Fensterreihen im Rumpf glitzerten im Licht
der Meersonne wie
Juwelenschnüre. Und die Größe!
Unfaßlich! Jeder einzelne der zehn
Sonnenjäger
hatte eine Länge von annähernd acht Stadien 11 .
    Erst staunte ich, aber
dann fiel mir ein, daß sie ja schließlich der
gesamten Bevölkerung von drei
Reichen Raum bieten sollten.
    Eine Brise wehte vom
Wasser her. Ich glättete meine Backenlocken, und meine Mutter
strich mir
ordnend übers Haar. Die Zwerge am Pier machten uns
gutmütig Platz. Obwohl sich
eine große Menge versammelt hatte und alle freudig erregt
waren, ging es
äußerst gesittet zu, nichts von dem
lärmenden Schieben und Drängen, das man bei
den Menschen erleben konnte.
    Wir schritten durch
die Gasse, die man gebildet hatte, und grüßten nach
beiden Seiten. Die Männer
legten die Hand an die Stirn, eine formelle Geste, der Bedeutung des
Ereignisses angemessen. Die Frauen verneigten sich und schoben ihre
Sprößlinge
nach vorn, die offenen Mundes auf die riesigen Schiffe starrten und
nicht im
Traum daran dachten, den Blick von diesen Wunderdingen
abzuwenden, nur weil
ihr König auftauchte.
    Wie es sich für eine
unverheiratete junge Zwergenmaid schickt, ging ich neben
meiner Mutter, hielt
sittsam die Augen niedergeschlagen und bemühte mich,
nur an das zu denken, was
ich bei der Zeremonie tun mußte. Doch es fiel mir schwer,
nicht zu der langen
Reihe glattrasierter junger Männer in Lederharnischen
hinzusehen die am Ende
der Pier angetreten waren.
    Von all unseren
Männern wird erwartet, daß sie
während der Zeit der Suche in der Armee dienen.
Die besten hatte man ausgewählt, um an diesem Tag
für den König und seine
Familie die Ehrenwache zu bilden. Einem von ihnen
würde ich
höchstwahrscheinlich einst die Hand zum Ehebunde reichen. Es
war nicht recht
von mir, Favoriten zu haben, doch ich wußte, es
würde Hartmut nicht
schwerfallen, alle Konkurrenten aus dem Feld zu schlagen.
    Er fing meinen Blick
auf und schenkte mir ein Lächeln, bei dem mir ganz warm ums
Herz wurde. Er
sieht so gut aus! Sein kastanienbraunes Haar ist lang und dicht, die
Koteletten
haben einen rötlichen Schimmer, und wenn er sich nach der
Heirat erst den Bart
wachsen lassen darf, wird er bestimmt dieselbe Farbe haben. Er ist
schon bis
zum Rang eines Clan-Leutnants aufgestiegen, eine
große Ehre für einen
unverheirateten Zwerg. 12
    Auf das Kommando des
Marschalls präsentierten die Soldaten ihre Äxte (nach
wie vor das bevorzugte
Kampfgerät der Zwerge), wirbelten sie einmal herum und
stießen sie dröhnend auf
den Boden.
    Ich merkte, daß
Hartmut seine Axt viel geschickter handhabte als seine Kameraden. Das
ließ
Gutes hoffen, denn die Hand der Königstochter erhält,
wer aus den Wettbewerben
im Axtschleudern und Axtfechten als Sieger hervorgeht.
    Meine Mutter zupfte
mich ungehalten am Ärmel.
    »Hör auf, den jungen
Mann so anzustarren«, ermahnte sie mich
flüsternd. »Was soll er denn von dir
denken?«
    Gehorsam richtete ich
den Blick auf den breiten Rücken meines Vaters, doch
ich war mir sehr deutlich
Hartmuts Nähe bewußt, als wir an ihm vorbeigingen,
und ich hörte, wie er noch
einmal seine Axt auf den Boden stieß, ganz allein
für mich.
    Vor dem Bug des
Flaggschiffs hatte man für uns eine kleine Plattform
errichtet. Wir stiegen
hinauf, und mein Vater trat ans Geländer. Obwohl es auch
vorher ziemlich ruhig
gewesen war, wurde es jetzt mucksmäuschenstill.
    »Liebe Familie«, 13 begann mein Vater, nachdem er die Hände vor dem
stattlichen Bauch gefaltet hatte, »viele und viele Zeiten
sind vergangen, seit
unser Volk gezwungen war, auf Sonnenjagd zu gehen. Nicht
einmal die ältesten
unter uns können sich an die Zeit erinnern, als unser Volk der
Meersonne folgte
und auf Gargan landete.«
    »Mein Vater konnte
sich erinnern«, meldete ein Alter sich mit fistelnder Stimme
zu Wort. »Er war
damals noch ein kleiner Junge.«
    Mein Vater schwieg
einen Moment, der unerwartete Einwurf hatte ihn aus dem Konzept
gebracht. Ich
blickte über die Köpfe der Menge hinweg zum
Dorf mit den säuberlichen Reihen
buntgestrichener Türen, und zum erstenmal wurde mir
bewußt, daß ich meine
Heimat verlassen mußte und

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