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Drachenmagier

Titel: Drachenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Charakterzug meines Volkes. (Ich würde gerne glauben,
daß es ein positiver
Charakterzug ist, aber man kann’s damit wirklich
übertreiben!) Ein Zwerg wird
immer die Wahrheit sagen, auch wenn sie für den anderen noch
so schmerzlich
ist. Wir können auch sehr stur sein, und wenn wir uns erst in
etwas verrannt
haben, beharren wir auf unserem Standpunkt und geben keinen
Fußbreit mehr nach.
Von einem ungewöhnlich starrsinnigen Menschen sagt
man: ›Er hat Füße wie ein
Zwerg.‹
    Außerdem lernte ich
die Elfen- und Menschensprache fließend schreiben und lesen
(auch wenn unsere
bedauernswerte Lehrerin sich immer über meine
ungeschickte Art, den Stift zu
halten, ärgerte). Ich studierte die Geschichte ihrer Meermonde
und ihre
unterschiedlichen Versionen der Geschichte unserer Welt,
Chelestra. Doch was
ich tatsächlich lernte, war Zuneigung für meine
Freundinnen und auf diese Weise
auch für ihre Völker.
    Oft schmiedeten wir
Pläne, was wir tun würden, um unsere Völker
noch enger aneinanderzubinden, wenn
wir erst die Herrschaft angetreten hatten, jede auf ihrem
eigenen Meermond.
    Dazu wird es nun nicht
mehr kommen. Keine von uns wird so lange leben. Wahrscheinlich sollte
ich
endlich berichten, was geschehen ist.
    Alles
begann an dem Tag, an dem ich den Sonnenjäger segnen
sollte. Mein Tag.
Mein wundervoller Tag.
    Vor Aufregung konnte ich nicht schlafen. Eilig
schlüpfte
ich in meine besten Kleider – eine langärmelige
Bluse aus einfachem, haltbarem
Stoff (wir haben nichts für Rüschen und Spitzen
übrig), ein im Rücken
geschnürtes Überkleid und solide, feste Stiefel. Vor
dem Spiegel in meinem
Schlafzimmer in meines Vaters Haus nahm ich dann die wichtigste Arbeit
dieses
Tages in Angriff: mein Haar und meine Locken zu bürsten und zu
kräuseln.
    Viel zu bald rief mein
Vater nach mir. Ich tat, als hätte ich ihn nicht
gehört, und musterte kritisch
mein Spiegelbild, um zu prüfen, ob ich mich so in der
Öffentlichkeit sehen
lassen konnte. Man soll nicht glauben, daß ich aus
bloßer Eitelkeit meinem
Aussehen soviel Aufmerksamkeit widmete. Als Thronerbin erwartet man von
mir,
daß ich in Erscheinung und Auftreten dieser Tatsache Rechnung
trage.
    Ich mußte zugeben –
ich war hübsch.
    Schnell räumte ich die
Gefäße mit Öl weg, importiert von den Elfen
aus Elmas, und stellte die
Lockenzange wieder in den Ständer neben dem Kamin. Sabia, die
über Heerscharen
von Zofen und Dienstboten gebietet (und sich noch nie in ihrem ganzen
Leben
eigenhändig das lange blonde Haar gebürstet hat),
kann einfach nicht fassen,
daß ich mich nicht nur selbst ankleide, sondern hinterher
auch noch aufräume.
Wir Gargan sind ein stolzes und selbstgenügsames Volk und
kämen nie auf die Idee,
uns zu Lakaien zu erniedrigen. Unser König hackt selbst sein
Feuerholz; die
Königin wäscht selbst ihre Wäsche und kehrt
selbst ihren Fußboden. Ich frisiere
selbst mein Haar. Die einzige Sonderstellung, die die
Herrscherfamilie im Volk
einnimmt, besteht darin, daß man von uns erwartet,
doppelt so hart zu arbeiten
wie alle anderen.
    Heute jedoch sollte
meiner Familie eine der ihr zustehenden Belohnungen
für den selbstlosen Dienst
am Volke zuteil werden. Die Flotte der Sonnenjäger war bereit
zum Stapellauf.
Mein Vater würde den Segen des Einen auf sie herabrufen, und
ich hatte die
Ehre, eine Locke meines Haares an den Bug des Flaggschiffs zu heften.
    Mein Vater rief wieder
nach mir. Hastig verließ ich mein Zimmer und lief den Flur
hinunter.
    »Wo steckt das Mädel?«
hörte ich ihn meine Mutter fragen. »Die Meersonne
wartet nicht! Wenn sie weiter
so herumtrödelt, sind wir längst zu Eis erstarrt, bis
sie endlich fertig ist.«
    »Es ist ihr großer
Tag«, sagte meine Mutter beschwichtigend.
»Du willst doch auch, daß sie schön
aussieht. Alle ihre Verehrer werden dort sein.«
    »Pah!« brummte Vater.
»Sie ist viel zu jung, um an so etwas zu denken.«
    »Vielleicht. Aber was
heute den Blick einfängt, fängt später das
Herz«, antwortete meine Mutter mit
einem Zwergensprichwort 9 .
    »Ach was!« Mein Vater schnaufte, doch als
er meiner
ansichtig wurde, streckte er voller Stolz den Bauch heraus und
sagte nichts
mehr von Herumtrödeln.
    Vater, ich vermisse
dich so! Es ist so schwer, so furchtbar schwer!
    Wir verließen unser
Haus, das in den Augen von Elfen und Menschen ein in den Fels
getriebener
Stollen ist, der sich allerdings

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