Drachenmagier
damit werden.
Haplo begann noch
einmal von vorn und widmete der Arbeit diesmal seine volle, ungeteilte
Aufmerksamkeit. Endlich zeichnete er das letzte Sigel und begutachtete
sein
Werk. Kein Fehler, das komplizierte Muster war perfekt. Er wandte sich
dem
zweiten Dolch zu.
Anschließend
wickelte er die beiden Runendolche fest und sicher in ein Wachstuch.
Das
Material war absolut wasserdicht, er hatte es ausprobiert. Die
Umhüllung sollte
die Dolche schützen, ihre Magie erhalten,
für den Fall, daß irgend etwas
geschah und er die seine verlor.
Nicht daß er mit Schwierigkeiten rechnete, aber es
konnte
nie schaden, aufs Schlimmste vorbereitet zu sein. Um ehrlich zu sein,
traute er
den Drachenschlangen nicht, obwohl es keinen
vernünftigen Grund für seine
Skepsis gab. Vielleicht wußte sein Instinkt etwas, das sein
Gehirn nicht wußte.
Im Labyrinth hatte er gelernt, seinem Instinkt zu vertrauen.
Haplo ging zur Tür und
riß sie auf.
Grundel verlor das
Gleichgewicht und fiel über die Schwelle. Verdutzt raffte sie
sich auf,
schüttelte ihren Rock aus und bedachte Haplo mit einem
schrägen Blick.
»Solltest du dich
nicht allmählich auf den Weg machen?«
fragte sie unfreundlich.
»Hatte ich auch vor«,
antwortete er mit seinem stillen Lächeln.
Er schob das
Wachstuchbündel hinter den Gürtel und verbarg es
unter den bauschigen
Hemdfalten.
»Zeit wird’s!« knurrte
Grundel und stapfte davon.
Am Nachmittag suchte
Alake die Kräuterfrau auf, um dort über
Schluckbeschwerden und Hustenreiz zu
klagen. Während die alte Dame sich beim Kamille- und
Pfefferminzeabwiegen über
die Leichtfertigkeit der heutigen Jugend verbreitete und den
Mangel an Respekt
vor traditionellen Werten, gelang es Alake, einige
Blätter von dem Mutkraut zu
stibitzen, das in einem Tontopf wuchs.
Die Hand mit den
Blättern hinter dem Rücken verborgen, nahm
Alake den Tee entgegen und lauschte
aufmerksam den Instruktionen, daß ein erster Becher
sofort und heiß getrunken
werden müsse, ein zweiter unmittelbar vor dem Zubettgehen.
Sie versprach heiser
und schniefend, den Anweisungen genau zu folgen. Beim Gehen
steckte sie die
Mutkrautblätter zu der Teemischung in die
Tüte und kehrte hastig in ihre
Kabine zurück.
Abends trafen sich
Devon und Grundel bei Lake.
»Er ist weg«,
berichtete Grundel. »Ich sah ihn an Bord des Tauchboots
gehen. Ein komischer
Kauz. In seiner Kabine hat er Selbstgespräche
geführt. Ich konnte nicht viel
verstehen, aber er hörte sich ziemlich aufgeregt an.
Wißt ihr, ich glaube, er
kommt nicht zurück.«
Alake zog die
Augenbrauen in die Höhe. »Sei nicht albern.
Natürlich kommt er zurück. Wohin
sollte er sonst gehen?«
»Vielleicht dahin
zurück, wo er hergekommen ist?«
»Unsinn. Immerhin hat
er versprochen, unserem Volk zu helfen. Er würde uns nicht
einfach im Stich
lassen.«
»Wie kommst du darauf,
Grundel?« fragte Devon.
»Ich weiß es nicht«,
erwiderte das Zwergenmädchen ungewohnt ernst und nachdenklich.
»Etwas in seinem
Blick…« Sie seufzte bedrückt.
»Wir werden es bald
genug herausfinden«, prophezeite der Elf.
»Hast du die Kräuter?«
Alake nickte und
reichte jedem ein Blatt. Grundel betrachtete das
graugrüne Ding angewidert 47 ,
schnupperte daran und mußte niesen. Kurz
entschlossen hielt sie sich die Nase zu, steckte es in den Mund, kaute
rasch
und schluckte.
Devon leckte an dem
Blatt, dann knabberte er vorsichtig daran.
»Du siehst aus wie ein
Kaninchen.« Grundel lachte nervös. Alake legte sich
das Blatt feierlich auf die
Zunge, schloß die Augen und betete stumm, bevor sie
kaute und es
hinunterschluckte.
Anschließend saßen
alle drei still da, sahen sich an und warteten darauf, daß
die Angst verging.
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Kapitel 29
Draknor, Chelestra
»He, ihr da! Wohin
wollt ihr mit dem Boot?«
Der Zwergenmatrose,
scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht, sah die jungen Leute
mißtrauisch an.
»Du sprichst zu der
Tochter eines königlichen
Häuptlings«, sagte Alake und richtete sich
hoheitsvoll auf. »Und zur Tochter deines
Königs.«
»Stimmt.« Grundel trat
vor, die Fäuste in die Hüften gestemmt.
Der verblüffte Matrose
riß sich die speckige Mütze vom Kopf und
vollführte einen tiefen Diener.
»Entschuldigung, Fräulein, aber ich habe
den Befehl, auf die Boote hier
aufzupassen. Niemand nicht darf eines davon nehmen, ohne Erlaubnis vom
Herrn
König.«
»Ich weiß«, schnappte
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