Drachenmagier
aussichtslos. Es
bedurfte schon all seiner Konzentration, um die Furcht abzuwehren, die
würgend
nach seiner Kehle griff, mit scharfen Krallen in seinem Leib
wühlte und ihn als
wimmerndes Bündel Feigheit zu Boden zwingen wollte.
Der Hund hatte ihn
überholt und die Nichtigen erreicht. Die drei waren
fast am Ende, Erschöpfung
und Furcht hatten ihre Kräfte aufgezehrt. Ohne die
Schlangen zu beachten,
umtanzte der Hund die beiden Mädchen und den Elfen,
hielt sie zusammen, trieb
sie an, wenn sie langsamer wurden.
Eine der Schlangen kam
ihnen nahe, sofort fuhr der Hund bellend auf sie los.
Devon brach zusammen,
Grundel krallte die Finger in sein Hemd und schüttelte ihn.
»Steh auf!« flehte
sie. »Steh auf!«
Alake stellte sich mit
dem Mut der Verzweiflung den Drachenschlangen entgegen. Sie hob eine
zitternde
Hand, die trotzig die einzige Waffe umklammerte, die sie
besaß – einen
hölzernen Stab. Sie stieß ihn den Drachenschlangen
entgegen und sprach ihre
Beschwörung, langsam und deutlich, wie ihre Mutter es
sie gelehrt hatte.
Der Stab begann zu
brennen. Alake schwenkte die Fackel vor den Augen der Schlangen, wie
sie es bei
einer Raubkatze getan haben würde, die in den
Hühnerstall eingedrungen war.
Die Schlangen
zögerten, wichen zurück. Haplo durchschaute,
welches Spiel sie trieben, und
vergaß vor Zorn seine Angst. Devon war mit Grundeis Hilfe
aufgestanden. Der
Hund versuchte kläffend und mit Scheinangriffen die
Aufmerksamkeit der
Drachenschlangen von den Nichtigen ab- und auf sich zu lenken.
Alake, stolz und
wunderschön, trat einen Schritt vor. »Hinweg mit
euch!« gebot sie. »Laßt uns in
Frieden!«
»Alake, auf den
Boden!« brüllte Haplo.
Die vorderste Schlange
stieß blitzartig zu; flinker, als Auge und Gehirn es zu
erfassen vermochten.
Der flache Kopf war ein Schatten, der vorschnellte.
Alake schrie auf, sank
zu Boden und krümmte sich vor Schmerzen.
Grundel und Devon
fielen neben ihr auf die Knie, Haplo wäre fast über
beide gestolpert. Er packte
Grundel an der Schulter und stellte sie auf die
Füße.
»Lauf!« schnauzte er
sie an. »Hol Hilfe!«
Hilfe… Er stutzte. Was
für Hilfe? Alfred vielleicht? Er war einem Impuls gefolgt,
ohne zu überlegen.
Ach was, so hatte er wenigstens das Zwergenmädchen vom Hals.
Grundel blinzelte
verstört, dann begriff sie, und nach einem letzten,
hoffnungslosen Blick auf
Alake stürmte sie davon.
Der Schädel der
Drachenschlange wiegte sich träge über ihrem Opfer
und über Haplo. Ihre Augen
ruhten auf den bläulich schimmernden, runenbeschrifteten
Dolchen in den Händen
des Patryn. Sie hatte wenig Respekt vor ihm, war aber klug genug, einen
Gegner
nicht zu unterschätzen.
»Devon«, sagte Haplo
mit bewußt ruhiger Stimme über die Schulter,
»was ist mit Alake?«
Ein ersticktes
Aufschluchzen des Elfen entwertete ihm. Er hörte das
gequälte Wimmern des
Mädchens. Sie lebte also noch – um so schlimmer.
Vergiftet, wahrscheinlich,
das Heisch zerfetzt von dem knochenharten Maul der Schlange.
Er wagte einen kurzen
Blick. Devon hielt Alake in den Armen, drückte sie an sich und
sprach ihr
beruhigend zu. Der Hund stand mit gesträubtem Fell daneben und
knurrte drohend
jede Schlange an, die zu ihnen hersah.
Haplo stellte sich
zwischen die Schlangen und die Nichtigen.
»Hund, du bleibst.« Er
hob die Dolche.
»Bringt ihn mir!«
befahl der König.
Der Kopf der
Drachenschlange stieß auf Haplo hinab, die Kiefer klafften
weit, Gift troff zäh
aus dem stinkenden Rachen. Haplo wich zur Seite, doch ein paar
Tropfen
brannten sich durch das feuchte Hemd in seine Haut.
Es schmerzte, aber das
war jetzt nicht wichtig. Er achtete nur auf seinen Gegner.
Die Schlange stieß ein
zweites Mal zu.
Haplo sprang zurück
und rammte beide Dolche in den Schädel der Kreatur, zwischen
den grünrot
schillernden Augen. Die Klingen drangen tief ein. Blut spritzte. Die
Schlange
bäumte sich schmerzgepeinigt auf und riß Haplo mit
in die Höhe.
Er hatte das Gefühl,
die Arme würden ihm aus den Gelenken gerissen, und
ließ sich fallen.
Sprungbereit geduckt, wartete er ab.
Der gewaltige Leib der
Schlange peitschte im Todeskampf den Boden, doch endlich lag
sie still, der
Glanz ihrer tückischen Augen erlosch. Dunkles Blut aus den
Wunden vermischte
sich mit dem Gift, das zwischen den Kiefern hervorquoll. Die Dolche
ragten wie
groteske Hörner aus der Stirn.
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