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Drachenmagier

Titel: Drachenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Trotzdem wurde er von ihr
getröstet, denn sie erwiderte
seinen Händedruck fest und ermutigend.
    »Ich glaubte, die Zeit
der Auflehnung sei vorüber, Orla«, bemerkte
Samah.
    Er sagte es leichthin,
aber mit einem Unterton von Schärfe, der Alfred zutiefst
erschreckte. Die
übrigen Sartan bewegten sich unruhig, wie Kinder einer
zerrütteten Familie,
die Angst haben, daß ihre Eltern wieder zu streiten beginnen.
    Der Griff der Frau um
seine Hand verstärkte sich; als sie antwortete, klang ihre
Stimme traurig.
    »Ja, Samah. Das ist
sie.«
    »Die Ratsversammlung
hat entschieden. Du bist Mitglied des Rats. Du hast deine
Stimme wie alle
anderen abgegeben.«
    Die Frau schwieg –
oder wenigstens ihr Mund. Doch Alfred vernahm plötzlich Worte
in seinem Kopf,
ihm zugänglich gemacht durch die Berührung ihrer
Hände:
    »Zu deinen Gunsten,
was du von Anfang an gewußt hast. Bin ich Mitglied des Rats?
Oder nur Samahs
Frau?«
    Alfred begriff
plötzlich, daß er nur durch Zufall Zeuge ihrer
Gedanken geworden war. Sartan
verfügten zwar über die Fähigkeit, auf diese
Art miteinander zu kommunizieren,
aber gewöhnlich nur mit ihnen sehr nahestehenden
Personen – Eltern, Kinder,
enge Freunde, dem Ehemann, der Ehefrau.
    Samah hörte nichts. Er
hatte sich abgewandt; höchstwahrscheinlich
beschäftigten ihn wichtigere Dinge
als ein geschwächt, vielleicht krank am Boden liegender
fremder Sartan.
    Die Frau hielt den
Blick auf Alfred gerichtet, aber sie schaute durch ihn hindurch auf
etwas, das
vor langer Zeit geschehen war. Es widerstrebte Alfred, sie aus ihrer
Versunkenheit zu reißen, aber der Fußboden
wurde immer unbequemer. Schließlich
mußte er sich bewegen, um sein verkrampftes rechtes
Bein zu entspannen. Die
Frau kehrte in die Gegenwart und zu ihm zurück.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Nicht sehr gut«,
antwortete Alfred schwach.
    Er bemühte sich um
einen kläglichen Tonfall, weil er hoffte, daß Samah,
daß all diese Sartan
weggehen und ihn in Ruhe lassen würden.
    Nun,
vielleicht nicht alle. Er hielt immer noch die
Hand der Frau umklammert.
Orla. Ein wunderschöner Name, aber die Bilder, die mit ihm
einhergingen, waren
traurig.
    »Gibt es etwas, das wir für dich tun
können?« fragte Orla
ratlos.
    Alfred verstand. Sie
wußte, daß er nicht krank war. Sie wußte,
daß er ihnen etwas vormachte, deshalb
war sie beunruhigt und verwirrt. Kein Sartan hat Furcht, sich einem
anderen
Sartan zu offenbaren; Verstellung, Täuschung, Lüge
kennen sie deshalb nicht.
Vielleicht war Orla im Begriff, sich Samahs Meinung
anzuschließen – daß sie es
mit einem Geisteskranken zu tun hatten.
    Seufzend schloß Alfred
die Augen. »Ihr müßt Geduld mit mir
haben«, sagte er leise. »Ich weiß, ich
benehme mich seltsam. Ich weiß, ihr versteht nicht, was mein
Benehmen zu
bedeuten hat. Ihr könnt es nicht verstehen, erst
müßt ihr meine Geschichte
gehört haben.«
    Von Orla gestützt,
setzte er sich hin, aber dann wehrte er ihre Hilfe ab, stand
auf und trat
Samah mit schlichter Würde entgegen.
    »Ihr seid das Haupt
des Rats der Sieben. Sind die übrigen Ratsmitglieder
anwesend?« fragte er.
    »Ja.« Samahs Blick
wanderte durch den Raum und richtete sich auf fünf der
anwesenden Sartan,
zuletzt fiel er auf Orla. »Ja, die Ratsmitglieder sind
vollzählig anwesend.«
    »Dann«, sagte Alfred
bescheiden, »erbitte ich die Gunst einer Anhörung
vor dem Rat.«
    »Selbstverständlich.«
Der Archont neigte entgegenkommend den Kopf. »Das
ist dein gutes Recht, wann
immer du glaubst, dem gewachsen zu sein. Vielleicht in ein, zwei
Tagen…«
    »Nein,
nein«, sagte Alfred hastig. »Wir haben keine Zeit
zu verlieren. Nun, eigentlich haben wir Zeit. Zeit ist das Problem. Ich meine
– ich glaube, Ihr
solltet jetzt gleich hören, was ich zu sagen habe,
bevor…« Seine Stimme
erstarb.
    Orla stockte der Atem. Ihr und Samahs Blick trafen sich,
und welche Spannungen auch zwischen ihnen bestehen mochten, in
diesem Moment
waren sie ausgelöscht.
    Die Sartansprache,
Teil der Sartanmagie, hat die Eigenschaft, Bilder und Visionen
heraufzubeschwören, um den Worten des Sprechers im
Bewußtsein der Zuhörer
besondere Ausdruckskraft zu verleihen. Ein mächtiger Sartan
wie Samah besaß die
Fähigkeit, diese Bilder zu kontrollieren und einem
Gesprächspartner das zu zeigen,
was er für angebracht hielt.
    Alfred dagegen war
leider ebensowenig Herr seiner Gedanken wie

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