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Drachenmagier

Titel: Drachenmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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er noch seine Kinder, noch seine Kindeskinder.«
    Alfred verschwieg, daß
aller Wahrscheinlichkeit nach der junge Mann keine Nachkommen gehabt
haben würde.
Auch den Gedanken daran ließ er sich nicht
entschlüpfen, trotzdem merkte er,
daß der Archont das ganze Ausmaß der Katastrophe zu
begreifen begann. Er hatte
in Alfreds Bewußtsein die Reihen der Sarkopharge auf Arianus
gesehen, die
untoten Sartan in den Lava-höhlen Abarrachs.
    »Wie lange haben wir
geschlafen?« fragte er.
    Alfred strich mit der
Hand über sein schütteres Haar. »Ich kann
es nicht mit Gewißheit sagen oder
euch Zahlen nennen. Die Zeitrechnung ist von Welt zu Welt
verschieden.«
    »Jahrhunderte?«
    »Ja, ich glaube
schon.«
    Orlas Lippen bewegten
sich, als wollte sie etwas sagen, aber sie schwieg. Die Sartan
saßen auf ihren
Stühlen wie betäubt. Es mußte
schrecklich sein, dachte Alfred, aufzuwachen
und zu erkennen, daß unterdessen Äonen vergangen
sind. Erfahren zu müssen, daß
das sorgfältig geplante und erschaffene Universum, in dem man
sich schlummernd
geborgen geglaubt hatte, in Trümmer gesunken war.
    »Es ist alles so –
verworren. Die einzigen, die womöglich über
genaue Aufzeichnungen verfügen,
die sich wirklich daran erinnern, was geschehen ist, sind
die…« Alfred biß sich
auf die Lippen. Den Punkt hatte er nicht aufs Tapet bringen wollen,
wenigstens
vorläufig noch nicht.
    »… sind die Patryn«,
beendete Samah den Satz. »Ja, ich habe den Mann, unseren
alten Feind, in deinen
Gedanken gesehen, Bruder. Er war frei. Du hast ihn
begleitet.«
    Orlas
niedergeschlagenes Gesicht erhellte sich. Interessiert beugte
sie sich vor.
»Können wir hoffen? Ich war nicht einverstanden mit
dem Plan damals, aber
nichts würde mich mehr freuen, als zu erfahren, daß
ich mich geirrt habe.
Können wir davon ausgehen, daß unser
Erziehungsversuch erfolgreich gewesen
ist? Daß die Patryn, als sie das Getto verließen,
ihre Lektion gelernt hatten,
so hart sie auch war, und von ihrer Eroberungslust und ihrem
Despotismus
geheilt sind?«
    Alfred antwortete
nicht gleich.
    »Nein, Orla, es gibt
keine Hoffnung«, meinte Samah kalt. »Wir
hätten es wissen müssen. Betrachte das
Bild des Patryns in den Gedanken unseres Bruders! Die Patryn
haben dieses
furchtbare Unheil über die Welten gebracht! Sie sind schuld,
daß alles sich zum
Schlechten gewendet hat!« Staub wölkte auf,
als er mit der Hand auf die
Armlehne schlug.
    »Nein, Samah, Ihr seid
im Irrtum!« Alfred konnte selbst kaum fassen, daß
er den Mut aufbrachte, dem
Archonten zu widersprechen. »Die meisten Patryn sind immer
noch in diesem Getto
eingekerkert. Sie haben furchtbar gelitten. Unzählige sind
gräßlichen Ungeheuern
zum Opfer gefallen, wie sie nur einem grausamen und bösen
Gehirn entsprungen
sein können!
    Diejenigen, denen es
gelang zu fliehen, sind voller Haß auf uns; Haß,
der seit Generationen in ihnen
gewachsen ist. Ein in jeder Hinsicht gerechtfertigter
Haß, finde ich.
    Ich bin nämlich dort
gewesen in einem anderen Körper.«
    Der neugefundene Mut
verebbte unter dem funkelnden Blick aus Samahs Augen. Alfred
verstummte und
zog den Kopf zwischen die Schultern. Seine Finger zupften an den
ausgefransten
Spitzenmanschetten der Hemdsärmel, die unter den Stulpen des
abgeschabten
Samtrocks zum Vorschein kamen.
    »Wovon sprichst du,
Bruder?« fragte Samah barsch. »Das ist
unmöglich! Das Labyrinth war dazu
bestimmt zu lehren, zu disziplinieren. Es war ein Spiel – ein
hartes Spiel,
ein kompliziertes Spiel – , aber nicht mehr als
das.«
    »Es entpuppte sich als
tödliches Spiel, fürchte ich«, sagte
Alfred, den Blick auf seine Schuhe
gesenkt. »Dennoch gibt es vielleicht Hoffnung. Seht Ihr,
dieser Patryn, den ich
kenne, ist eine außerordentlich komplexe
Persönlichkeit. Er hat einen Hund…«
    Samahs Augen wurden
schmal. »Du scheinst dem Feind großes Wohlwollen
entgegenzubringen, Bruder.«
    »Nein, nein!« wehrte
Alfred entsetzt ab. »Den Feind kenne ich doch gar nicht. Ich
kenne nur Haplo.
Und er ist…«
    Aber Samah wollte
davon nichts wissen. Er wischte Alfreds Worte beiseite wie Staub.
»Dieser
Patryn – er war frei und ging durch das Todestor. Was hat er
vor?«
    »Die – die neuen
Welten erforschen…« stammelte Alfred.
    »O nein, er ist kein
Forscher!« Samah stand auf und fixierte ihn durchdringend.
»Kein Forscher! Ein
Kundschafter!«
    Mit grimmigem Triumph

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