Drachenmagier
Hoffnungen und Bestrebungen seines Volkes auf die
stumpfe Nase
zubinden. Seine Haut war trocken, die blauen Linien der
Tätowierungen begannen
sich schattenhaft abzuzeichnen. »Stört es dich, wenn
ich mich anziehe?«
Zwischen den Juwelen
und den Kleidungsstücken hatte er einige Waffen
entdeckt, die er sich näher
ansehen wollte.
»Keineswegs. Wie
gedankenlos von mir, das nicht längst vorgeschlagen zu haben.
Es liegt wohl
daran, daß wir so etwas nicht nötig
haben.«
Haplo fischte aus dem
Wust von Kleidern heraus, was er brauchte, und zog sich an. Die ganze
Zeit
schielte er dabei auf ein bestimmtes Schwert und grübelte, wie
er es an sich
bringen konnte, ohne den Unmut des Schlangenkönigs zu erregen.
»Aber das Schwert
gehört dir, Meister«, äußerte
dieser plötzlich gelassen.
Haplo musterte ihn mit
verwundertem Argwohn.
»Es ist nicht klug, im
Angesicht des Feindes unbewaffnet zu sein«, gab die
Drachenschlange zu bedenken.
Haplo griff nach dem
Schwert und wog es prüfend in der Hand. Es fühlte
sich gut an, fast wie für ihn
gemacht. Er fand einen Schwertgurt, legte ihn um und steckte
die Waffe in die
Scheide. »Ich nehme an, mit Feind meinst du die Sartan.
Erhabener.«
»Wen
sonst?« Die Drachenschlange schien verwirrt zu sein. Dann
verstand sie die
versteckte Anspielung. »Ah, du denkst an uns! Ich
hätte es wissen müssen. Deine
Meinung ist von ihnen beeinflußt.«
Sie warf einen Blick auf die Höhle.
»Vorausgesetzt, sie haben mir die Wahrheit
gesagt.«
»Das haben sie. Da bin
ich mir sicher.« Die Drachenschlange seufzte wieder
und mit ihr die Vasallen
im Hintergrund. »Wir haben vorschnell gehandelt und
waren vielleicht ein wenig
übereifrig bei unseren Versuchen, diese Nichtigen
einzuschüchtern. Doch haben
nicht alle Geschöpfe das Recht, sich zu verteidigen? Nennst du
den Wolf
grausam, wenn er dem Löwen an die Kehle springt?«
Haplo knurrte und
musterte die Schaustücke immenser magischer
Kräfte, die um ihn herum verstreut
lagen. »Du willst mich glauben machen, daß
ihr Angst habt vor einer Handvoll
Elfen, Menschen und Zwerge?«
»Nicht vor ihnen«,
zischte die Drachenschlange. »Vor jenen, die ihre Herren
sind. Die sie hierher
gebracht haben.«
»Die Sartan!«
»Ja! Dein Feind von
alters her und der unsere.«
»Das heißt, die Sartan
sind auf Chelestra.«
»Eine ganze Stadt von
ihnen. Unter der Führung von einem, dessen Name dir nicht
gänzlich unbekannt
sein dürfte.«
»Samah?« Haplo
runzelte die Stirn. »Das hast du auch behauptet, als wir an
Bord des Schiffes
miteinander sprachen. Erhabener. Aber es kann sich
unmöglich um denselben
handeln, den Archonten Samah, der die Verantwortung trägt
für unser Elend.«
»Er ist es! Derselbe!«
Die Drachenschlange bäumte sich auf, ihre rotgrünen
Augen loderten,
haßerfülltes, erregtes Zischeln und Wispern lief wie
Ameisenheere die
Höhlenwände entlang. Endlich schien sie sich
beruhigt zu haben und wiegte
bedächtig den Oberkörper hin und her. »Da
fällt mir ein – wie nennt man dich,
Patryn?«
»Haplo.«
»Haplo.« Die Schlange
schien dem Wort nachzuschmecken und Wohlgefallen daran zu
finden. »Dann will
ich dir, Haplo, erzählen, wie es möglich ist,
daß Samah immer noch in einem
Universum lebt, das er und seine verfluchte Rasse beinahe
zerstört hätten. Nach
der Großen Teilung betrachteten Samah und sein Rat der Sieben
die vier neuen
Welten, die sie geschaffen hatten, und erwählten die
schönste von ihnen zu
ihrer künftigen Heimstatt. Sie brachten ihre Favoriten unter
den Nichtigen mit,
die ihre Sklaven sein sollten, und gründeten ihre Stadt
Surunan auf einem durch
Magie erschaffenen Felsensockel, den sie Calix nennen, was
soviel heißt wie
Kelch.
Stell dir ihre
Überraschung vor, als sie feststellen mußten,
daß ihre wunderschöne Welt
bereits bewohnt war.«
»Von deinem Volk,
Erhabener?«
Die Drachenschlange
neigte zustimmend das Haupt.
»Aber woher seid ihr
gekommen? Wer hat euch erschaffen?«
»Ihr wart es, Patryn«,
antwortete die Drachenschlange leise.
Haplo zog verwirrt die
Stirn in Falten, doch bevor er weitere Fragen stellen konnte, sprach
die
Drachenschlange schon weiter.
»Zuerst begrüßten wir
diese Neuankömmlinge. Wir hofften auf ein friedliches,
für beide Seiten
bereicherndes Zusammenleben. Doch Samah haßte uns,
weil er uns nicht
versklaven konnte wie die bedauernswerten Nichtigen. Er
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