Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenmeister

Drachenmeister

Titel: Drachenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
Vom Netzwerk:
Aufsicht durch die Lektion, als Menolly auftauchte. Er seufzte erleichtert, aber sie beachtete ihn gar nicht. »Ich benötige einen Boten, Dirzan. Darf ich mir Piemur ausleihen?«
    »Sicher«, entgegnete Dirzan ohne Überraschung, denn Botenritte gehörten zu den Aufgaben der Trommlerlehrlinge. »Er kann seine Lektion unterwegs lernen. Ich rate es ihm zumindest.«
    Piemur stöhnte innerlich, verzog jedoch keine Miene.
    »Hast du dir gestern Reitzeug von Silvina geben lassen?«, fragte ihn Menolly. Ihre Züge waren ebenfalls ausdruckslos. Er nickte. »Dann zieh dich um!«, befahl sie mit einer raschen Geste.
    Sie unterhielt sich gut gelaunt mit Dirzan, als er wieder auftauchte, unterbrach aber rasch ihr Gespräch und bat Piemur, ihr zu folgen. Gleich darauf eilte sie im Laufschritt die Stufen der Trommelhöhen hinunter.
    »Du kannst reiten?«, fragte sie.
    »Ich stamme von einem Bauernhof«, erwiderte er ein wenig verstimmt.

    »Das heißt nicht unbedingt, dass du reiten kannst.«
    »Also schön - ich kann es.«
    »Du bekommst gleich Gelegenheit, es zu beweisen«, meinte sie und warf ihm ein sonderbares Lächeln zu.
    Piemur betrachtete sie forschend von der Seite, als sie durch den großen Torbogen zur Festwiese vor der Harfnerhalle gingen. Zu ihrer Linken ragte die Klippe mit der Burg Fort auf. Katen und Handwerkerhütten schmiegten sich an den Steilhang. Auf den Feuerhöhen der Burg hob sich die mächtige Silhouette des braunen Wachdrachen gegen den strahlenden Himmel ab. Er hatte die Schwingen gespreizt und sein Reiter bürstete ihn.
    Piemur merkte, wie Ehrfurcht vor den Drachen und ihren Reitern in ihm aufstieg, verstärkt durch den Anblick von Prinzesschen, Menollys Goldechse, die auf der Schulter der jungen Harfnerin saß. Die übrigen Echsen vollführten hoch in der Luft ihre Kapriolen.
    Menolly hob den Kopf, schaute lächelnd zu ihren Freunden hinauf und teilte ihnen mit, dass sie einen Ritt unternehmen müsse. Ob sie mitkommen wollten? Aufgeregtes Zetern und Kreischen waren die Antwort, und Piemur beobachtete neiderfüllt wie immer, dass Prinzesschen den keilförmigen Kopf an Menollys Wange drückte und ihr leise ins Ohr summte, während die Facettenaugen blau glitzerten. Düster schluckte Piemur die Fragen herunter, die ihn plagten, und so gingen sie schweigend auf die großen Höhlen der Klippe zu, welche die Ställe mit den Herdentieren, Rennern und Wherhühnern beherbergten. Der Herdenaufseher kam Menolly freundlich entgegen. Ihre Feuerechsen schossen in die Höhe und landeten auf den merkwürdigen Balken, die seit grauer Vorzeit die Decke abstützten - Zeugnisse für die längst vergessenen Fertigkeiten ihrer Vorfahren. Heute wusste man nicht einmal mehr, aus welchem Material sie bestanden.
    »Schon wieder unterwegs, Menolly?«

    »Schon wieder.« Sie verzog das Gesicht. »Könnte ich wohl auch einen Sattel für Piemur bekommen? Für mich ist es einfacher, wenn er mitreitet. Dann brauche ich das zweite Tier nicht am Zügel zu führen.«
    »Sofort.« Und der Mann ging voraus zu einem Verschlag, wo Decken und Ledersachen in hölzernen Regalen lagerten. Er reichte Menolly ihre Ausrüstung und wählte nach einem scharfen Blick auf Piemur einen weiteren Sattel und Zaumzeug aus. Sie folgten ihm durch einen Korridor, der links und rechts von Boxen gesäumt wurde. »Sie nehmen wie immer den hier?«, erkundigte sich der Aufseher bei Menolly und deutete auf die dritte Box.
    »Ja, Banak. Aber wir wollen erst einmal sehen, ob Piemur noch mit Rennern umzugehen weiß.«
    Der Mann reichte Piemur lächelnd das Zaumzeug. Mit einer Gelassenheit, die er gar nicht empfand, ging Piemur weiter. Er schnalzte leise mit der Zunge, damit sich die Tiere auf seine Nähe einstellen konnten. Renner waren auf ihre Art ganz nützlich, besaßen aber keine Intelligenz; sie reagierten lediglich auf eine Handvoll Lockrufe und Befehle. Mit ihren dünnen Hälsen und schweren Köpfen, den lang gestreckten, hageren Körpern und den spindeldürren Beinen sahen sie nicht gerade elegant aus; ihr struppiges Fell konnte von Fahlweiß bis Dunkelbraun jeden Farbton annehmen. Gewiss, sie waren nicht so plump wie Herdentiere, aber auch längst nicht so prächtig wie Feuerechsen oder gar Drachen.
    Der Renner, den Banak aussuchte, hatte ein graubraunes Fell. Piemur warf ihm die Lederriemen über den Nacken und zwickte ihn mit den Fingern leicht in die Nüstern. Als der Renner empört das Maul aufklappte, schob Piemur rasch die Gebissplatte hinein. Dann

Weitere Kostenlose Bücher