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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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halt gelungen.« Unwillkürlich nahm Viktor den Ton des anderen auf. »Wir haben uns ordentlich geprügelt.«
    »Na, du wirst jedenfalls mal ein starker Kerl werden«, bemerkte der Gnom wohlwollend, während sie zum Wachturm hinaufstiegen. »Dich haben sie nicht umsonst von der Anderen Seite ausgestoßen. Du hast es ihnen ordentlich gegeben! Kannst du auch Feuer lenken? Ich rate dir, mach dich auf zum Clan des Feuers … das ist nicht gerade der nächste Weg, aber wir helfen dir, dann kannst du mit dem Zug fahren. Unsere Kollegen bringen dich schon hin.«
    »Aber fürchtet ihr denn die Magier des Wassers nicht?«, fragte Viktor. Dart öffnete die Tür des in die Böschung gebauten Wachturms.
    »Wir bemühen uns, mit allen in Frieden zu leben«, antwortete der andere ernst. »Schließlich kommen wir weder
ohne Wasser noch ohne Feuer oder Erde aus. Wie sollten wir unsere Lokomotiven ohne die Elemente zum Laufen bringen? Aber die Strafkommandos mögen wir gar nicht. Wenn jemand vor ihnen auf der Flucht ist, versuchen wir immer zu helfen. Deshalb sag ich dir, Soldat, wenn du selbst erst ein Magier bist, denk daran, was für eine üble Sache diese Strafkommandos sind. Es steht den Magiern einfach nicht zu Gesicht, sich mit so etwas abzugeben, ganz und gar nicht …«
    In der Wachstube war es warm und sehr gemütlich. Es roch gut nach Schmieröl, Schießpulver und warmem Brot. Auf der gewaltigen, dicken Tischplatte stand ein irdener Topf voll Milch.
    »Zieh dich aus«, sagte Dart. »Nimm das Fell dort und wärm dich damit, ihr Menschen seid ja ein schwächliches Volk.«
    Viktor war nicht beleidigt.
    »Schlaf jetzt, Soldat«, vernahm er noch als Nächstes. »Der Weiße Adler kommt erst morgen früh hier durch. Wir bringen dich schon im Zug unter, und mit dem fährst du dann geradewegs bis nach Oros. Es soll eine schöne Stadt sein, direkt am Warmen Ufer gelegen …«
     
    Die Nacht verging ohne Träume und ohne weitere Ereignisse.
    Beim Morgenanbruch weckten sie Viktor. Die beiden Gnome vom Vorabend waren nicht mehr zu sehen, aber die anderen wussten über ihn Bescheid.
    Seine Kleider waren getrocknet. Die gutmütigen Wächter hatten sein Säckchen mit so viel Proviant gefüllt, wie nur irgend hineinpasste, und der Weiße Adler fuhr ganz nach Fahrplan auf die Brücke zu, bremste für einen Augenblick
am Wachturm, ein Gnom öffnete die Tür – und schon befand sich Viktor im Zug.
    Niemand verlangte Geld, der Schaffner schien über alles Bescheid zu wissen. Für Viktor stand eine ganze Liegebank zum Schlafen bereit.
    So seltsam es auch war, seit dem Kampf am Vorabend war eine wundersame Ruhe über ihn gekommen. Die Magie gehorchte ihm? Sehr gut! Er würde es als gegeben hinnehmen, denn wenn er erst darüber nachzudenken begann, würde er den Verstand verlieren; der Kampf mit dem Wasser, die Leute, die er getötet hatte; möglicherweise war unter ihnen auch einer wie er selbst gewesen, einer von der Anderen Seite; nein, er war ruhig und beherrscht.
    Und konnte er überhaupt anders sein? Er, der Drachentöter?
    Jetzt lag er also hier im Zug auf frischer Wäsche und reiste zum Warmen Ufer, in das geheimnisvolle Oros, wo der Clan des Feuers lebte …
    Und wirklich hatte sich etwas in seinem Inneren verändert. Wahrscheinlich hatte sich die Angst zurückgezogen, war ein Stück zurückgewichen. Als ob ein Teil einer in ihm schlummernden Kraft erwacht sei, als hätte er nicht einfach nur gekämpft, sondern auch … auch … einen Teil der fließenden Gewalt des Wasserelements in sich aufgesogen.
    Jetzt würde er nicht mehr umkehren, ehe er nicht alles bis zum Ende in Erfahrung gebracht hatte. Ganz gleich, auch wenn er das nicht brauchte, es ihm eigentlich nicht wichtig war, ganz gleich, dass er noch bis vor kurzem nach Hause hatte zurückkehren wollen, in seine gewohnte Welt auf der Anderen Seite. Jetzt würde er zum Warmen Ufer fahren … und alles mit eigenen Augen sehen.

    Ritor blickte nachdenklich in den sich langsam verfärbenden Abendhimmel.
    Der Wagen des Windes schnaufte, während er den langen steilen Aufstieg überwand. Die Suchformel aufrechtzuerhalten war nicht einfach. Sandra und Asmund halfen Ritor, so gut sie konnten; im Abteil herrschte Schweigen. Kan hatte sich mit seinem Schüler zurückgezogen – sie hatten beim Schaffner kochendes Wasser verlangt und wollten verschiedene Tinkturen und Aufgüsse ansetzen. Kevin und Erik, die Ältesten der beiden Paare, hatten wieder mal einen Wettkampf angezettelt und ihre

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