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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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nicht der Drachentöter ist, darin besteht, ihn selbst anzugreifen. Das ist alles. Nicht besonders raffiniert, aber unter Umständen wirkungsvoll. Torn kann schließlich nicht wissen, was wir dank der Flügel erfahren haben. Er weiß nicht, dass wir das wahre Wesen des Neuankömmlings von der Anderen Seite gesehen haben. Er ist der Drachentöter, daran gibt es keinen Zweifel. Und wenn wir ihn vernichten, wird so schnell kein neuer erscheinen.«
    »Aber was ist dann mit dieser verdammten Krake, diesem Drachen der Angeborenen?«, fragte Sandra unumwunden. »Wenn wir den Drachentöter vernichten?«
    »Dann werden wir die vereinten Kräfte der Elementaren Clans benötigen. Die konzentrierte Kraft aller, um unserem Drachen zu helfen. Seine Zeit wird kommen, aber die Angeborenen könnten mit ihrem Drachen schneller sein«, erklärte Ritor.
    Die Zauberin nickte.
    »Schaut her!« Ritor deutete mit einem Nicken auf das blaue Glimmen, das immer schwächer wurde. Auch die dunkelroten und weißen Fäden darin verschwanden. »Die Weihe ist abgeschlossen. Der Kampf ist zu Ende. Und die Krieger vom Clan des Wassers haben sich zurückgezogen. Wie ich es vorhergesagt habe. Was willst du fragen, Asmund?«
    »Meister, heißt das, dass wir jetzt gegen Torns Leute kämpfen müssen? Werden sie an der Seite des Drachentöters bleiben und ihn beschützen?«

    »Eine gute Frage«, antwortete Ritor in unverbesserlicher Lehrermanier. »Nein, Asmund, für Torn ist es wichtig, dass dieser unselige Bursche sich selbst als Drachentöter erkennt, und das so schnell wie möglich. Ich könnte mir vorstellen, dass sie sogar jemanden an seiner Seite getötet haben, um seinen Zorn zu entfachen … Torn ist erbarmungslos; und er würde auch unbesehen jemanden aus seinem Strafkommando opfern, jemanden von niedrigem Rang, nur um so sein Ziel zu erreichen. Aber jetzt hat das Wasser den Rückzug angetreten. Torn kann sich ja ausrechnen, dass wir nicht untätig herumsitzen. Warum sollte er einen erfahrenen Magier, einen, der mindestens im dritten Rang steht, großer Gefahr aussetzen? Sicher, solche, die im sechsten Rang und tiefer stehen, können ruhig umkommen – aber einen wirklich wertvollen Krieger wird Torn schützen wollen.«
    »Ich habe verstanden, Meister«, sagte Asmund voller Ehrfurcht.
    »Also gut, lasst uns die Zauberformel löschen«, wies Ritor die beiden anderen an. »Ich glaube, wir werden ihn … vermutlich hast du Recht, Sandra … in unseren Ländereien antreffen. Zumindest muss man sich dort nicht allzu sehr vorm Wasser in Acht nehmen … jedenfalls bis vor kurzem noch.«
    »Glaubst du nicht, dass dieser Torn – ach, wenn doch hundert Anker seinen Hintern durchbohrten -, dass er das alles ebenfalls berücksichtigt?«
    »Ich denke schon«, antwortete Ritor. »Aber der Bursche hat schon die Wasserweihe. Und dort ist auch ein Fluss, und zwar kein kleiner …«
    »Eine Falle also? Da soll mich doch der achtarmige Seepolyp fressen«, unterbrach ihn Sandra. Asmund zuckte unwillkürlich
zusammen, doch seine Augen blitzten vor unbändiger Leidenschaft.
    Ritor nickte.
    »Torn weiß, dass wir dort nicht mit einem Angriff rechnen. Und genau deshalb wird er ganz sicher angreifen. Wenn ich dreimal so viele Leute mitgenommen hätte, dann würde das bedeuten, dass ich sein Vorhaben durchschaut habe. Und dann würde er sich etwas anderes ausdenken. Aber ich habe mehr Gefallen daran, das Handeln des Feindes vorauszuahnen.« Ritor lächelte leicht über die unverhüllte Begeisterung, mit der ihn Asmund ansah. »Soll Torn denken, dass wir keine Ahnung von nichts haben. Soll er doch … einstweilen. Und jetzt ist es an der Zeit, sich auszuruhen! Die Überwachungsformel kann ich jetzt allein aufrechterhalten.«
    Die Nacht verdichtete sich über der Ebene, durch welche wasserreiche Flüsse dem nicht mehr fernen Heißen Meer zuflossen. Sandra und Asmund verließen das Abteil; der alte Magier scheute keine Kräfte, um eine Formel der absoluten Stille zu wirken; nichts lag ihm ferner, als jetzt durch die dünne Trennwand hindurch dem Liebesstöhnen der beiden lauschen zu müssen. Die Gedanken des Magiers richteten sich auf den unbekannten Burschen, der sich durch den Willen des bösen Schicksals zum Drachentöter verwandelt hatte oder genauer gesagt im Begriff war, sich in einen solchen zu verwandeln. Was wusste jener bereits? Was vermochte er schon? Nach einer einzigen Weihe doch wohl noch nicht allzu viel. Aber der Zufall musste in jedem Fall ausgeschlossen

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