Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow
schützend von zwei Händen eingerahmt.
Es war das Wappen der Wächter der Grauen Grenze.
Nach einigen erfolglosen Versuchen gelang es Viktor, das Feuer zu entzünden.
Er wrang seine Kleidung aus; zitternd vor Kälte hängte er sie in den Büschen auf. Jetzt musste er nur noch um das Feuer laufen, so wie Tel und er es nach ihrer Ankunft in der Mittelwelt getan hatten.
Er lief zum Fluss und wieder zurück. Aus irgendeinem Grund war er sich sicher, dass die Magier nicht zurückkehren würden. Jedenfalls fürs Erste nicht.
Der Fluss war verlassen und machte in seiner Verlassenheit einen erhabenen Eindruck. Die Dunkelheit verdichtete sich, auf beiden Seiten des Flusses brannten Feuer neben den Wachtürmen der Gnome. Sonst gab es keine Anzeichen irgendwelchen Lebens und keine Spur von Tel.
Und dann kam es über ihn, mit einem abrupten Schlag: Wie konnte ich das tun? Wie konnte ich mich retten? Was war mit mir? Wie habe ich das gemacht? Das Feuer, der Dampf, die Explosion …
Und der Hass. Noch immer fühlte er sich irgendwie betrunken. Noch immer war vor seinen Augen alles etwas unscharf. Und seine Hände zitterten wie nach einem Besäufnis.
Wieder hatte er getötet. Und dazu noch mit Vergnügen. Für den Grenzer. Und für seine Söhne. Für den jungen Slawa, den er an einem namenlosen Bahnhof im Norden zurückgelassen hatte. Wenn Viktor es vermocht hätte, so hätte er alle Pappeln im Umkreis gefällt, weil ihr Flaum zu dieser herbstlichen Jahreszeit das warme Jungenblut aufgesaugt hatte …
»Und ich habe sie doch gerächt«, sagte Viktor. »Auch wenn Gotor davongekommen ist, zwei dieser Killer werden jedenfalls niemanden mehr töten.«
Außerdem bedeutet doch alles, was passiert ist, dass dies hier wirklich meine Welt ist, dachte er. Wie war das noch? Feuer aus den Händen? Auf der Anderen Seite würde jeder sagen, dass es so etwas nicht gab. Und damit hätte er Recht. In jener ruhigen langweiligen Welt, in der die Menschen von genau dieser Langeweile verrückt wurden,
in der sie den Planeten mit Abfällen und Unrat überhäuften und unnötige Kriege anzettelten – dort konnte es so etwas nicht geben.
»He, Soldat!« Eine heisere Stimme sprach ihn an.
Abrupt drehte sich Viktor um, doch da waren nur zwei Gnome. Offenbar waren sie von der Brückenwache. Beide hatten Armbrüste bei sich, und einer trug eine große Laterne, vermutlich eine Kerosinlampe.
»Bist du unverletzt, Soldat?«, fragte einer von ihnen, ein untersetzter Bärtiger, freundlich. Die Armbrust hing über seiner Schulter, als wollte er auf diese Weise seine friedlichen Absichten demonstrieren, sofern das bei seiner grimmigen Physiognomie überhaupt möglich war. »Wir haben gesehen, wie du aus dem Fenster gesprungen bist … Und was dann passierte … Wir waren uns sicher, das war’s, die vom Wasser machen dich fertig. Aber nein, sieh einer an! Jemand hat ein Feuerchen angemacht. Durchs Fernrohr sieht er ganz und gar nicht wie einer vom Wasser aus. Da haben wir beschlossen vorbeizuschauen.«
»Und … habt ihr das Mädchen … auch gesehen?«
»Welches Mädchen?« Der Gnom schien aufrichtig verwundert. »Wir haben kein Mädchen gesehen. Was meinst du denn? Du bist doch allein gesprungen. Dart hier«, er nickte in Richtung seines Begleiters, »stand gerade auf dem Posten und hat alles gesehen! Wie der Zug kam, das Fenster geöffnet wurde. Wie du gesprungen bist und wie die Wassermagier hinter dir her sind. Sonst hat er niemanden gesehen.«
So ist das also, dachte Viktor. Wieder einmal ist Tel verschwunden, ohne dass diese Einfaltspinsel sie auch nur bemerkt hätten. Es ist sinnlos, diese beiden hier weiter auszufragen. Am besten, ich denk nicht mehr drüber nach.
Was brauche ich jetzt? Aufwärmen, trocknen, ein Nachtlager. Wollen wir doch mal sehen … Guter Rat kommt über Nacht.
»Was stehst du hier herum, Soldat? Komm mit zu uns. Wir werden schon ein Plätzchen für dich finden«, sagte Dart.
»Aber ihr seid doch im Dienst«, wunderte sich Viktor. »Könnt ihr das einfach machen?«
»Ah, du bist wohl von der Anderen Seite gekommen«, vermutete der erste Gnom. Viktor nickte.
»Lass uns gehen. Wir arbeiten nicht für das Wasser. Wir arbeiten für niemanden. Nur für uns selbst. Wir bewachen die Route, und mit den Magiern haben wir nichts zu schaffen. Dich haben sie ja ordentlich geröstet, das haben wir gesehen … Aber wie hast du es bloß geschafft, ihnen die Suppe zu versalzen, hä?« Der Gnom schmunzelte.
»Irgendwie ist es mir
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