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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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    Aber genug gelacht, jetzt musste sie sich dringend um das arme Fischlein kümmern.
     
    Mit dem größten Vergnügen hätte Viktor sich dem Schlaf überlassen. Der Wagen rollte vor sich hin, die Hufe des Pferdes klapperten gleichmäßig, die Holzräder ächzten, Tel
flüsterte mit dem Kutscher; gelegentlich brachen die beiden in leises Lachen aus. Ab und zu kam ihnen ein Wagen entgegen, und Wasja tauschte mit den Kutschern zurückhaltend-höfliche Grüße aus. Einmal überholte sie eine vierspännige Kutsche in vollem Tempo. Die Kutsche wurde von vier Soldaten in Uniform eskortiert, die Viktor aus irgendeinem Grund an die eines Musketiers erinnerte. Ja, und die Soldaten waren nicht nur mit langen Degen, sondern auch mit schweren Musketen bewaffnet.
    »Wow, schau nur, wie diese Kutsche vom Erdclan dahinjagt!«, sagte Wasja voller Begeisterung. »Wenn du erst Zauberin bist, wirst du auch so durch die Gegend reisen, mit Gardisten und allem Drum und Dran.«
    Viktor setzte sich sogar auf und blickte der Kutsche hinterher. Er sah nichts Besonderes. Die Fenster waren dicht verhängt, und die Leibwächter erinnerten überhaupt nicht an Magier.
    »Magst du Milch?«, fragte der Kutscher. »Die muss getrunken werden, sonst wird sie sauer.«
    Nachdem Viktor die warme, fette Milch ohne Freude ausgetrunken hatte, legte er sich wieder hin. Es wäre so schön einzuschlafen …
    Und am Ufer unter dem Himmel, an dem keine Sonne schien, aufzuwachen? Zur Freude des Fresssacks?
    Er dachte an den regelmäßigen Begleiter seiner Träume schon wie an einen richtigen Menschen. Einen, der unangenehm war, böse und zynisch, der ihm aber doch eine gewisse Achtung abnötigte. Dieser verfluchte Geheimniskrämer, was bedeuteten all diese Andeutungen und halbfertigen Sätze? Sollte Viktor vielleicht einschlafen und eine Prügelei anzetteln? Nein, daraus würde ohnehin nichts, denn in der Welt des Fresssacks ging alles nach dessen Regeln …

    Die Welt des Fresssacks, war das die Welt der Angeborenen?
    An diesem Gedanken war nichts Überraschendes. Wenn seine Visionen schon nicht zufällig waren – und da war Viktor sich ziemlich sicher -, dann musste er vermutlich bei den Angeborenen nach ihrem Urheber suchen. Bei denen, vor denen sich sogar die mächtigen Magier fürchteten …
    »Und überhaupt, das sind Scheusale!«, rief Wasja plötzlich. Offenbar stritten er und Tel sich schon eine Weile.
    »Und du, hast du je einen Drachen gesehen?« Viktor hob den Kopf, als er Tels Antwort hörte. Aber das Mädchen achtete nicht auf ihn. Ihre Stimme gellte vor Zorn. »Du bist ein kleiner Junge!«
    Wasja erzitterte sogar. »Und du? Was bist du? Etwa eine Fallsüchtige? Als ob du einen gesehen hättest!«
    »Ich … ich weiß es!«
    »Woher?« Der Kutscher lachte nervös. »Woher willst du das denn wissen? He, Vitek, was ist mit deiner Schwester los?«
    »Ich weiß es!« Tels Stimme hob sich. »Die Erde erinnert sich noch an ihre Schritte, die Felsen zertrümmerten! Sie hatte Mühe, die Drachen zu tragen, denn Berge sind leichter als deren Herzen! Die Luft winselte vor Schmerz, wenn die Drachen ihre Flügel ausbreiteten! Die Wirbelstürme änderten ihre Bahn, um ihnen nicht zu begegnen! Die Meere kochten von ihrem Atem! Die Flüsse trockneten aus, wenn die Drachen ihren Durst aus ihnen stillten! In den Kratern der Vulkane wärmten sie sich! Ihre Schuppen brannten heller als die Sonne!«
    Stille trat ein. Das Pferd begann zu wiehern und fiel in Trab. Benommen sah Wasja zu Tel hinüber, während er langsam auf der Kutschbank von ihr abrückte. Dann rief er
aus: »Ja, genau, das hab ich doch gesagt – das waren gemeine Scheusale! Ruhm und Preis den Magiern, dass sie uns von den Herrschern befreit haben!«
    Tel lachte verächtlich. »Was denkst du, Junge?« Ihre Stimme war süß und doch scharf wie eine Rasierklinge. »Glaubst du, ich schimpfe auf die Drachen? Oh, da liegst du falsch. Völlig falsch. Sie waren der Leib der Erde und der Atem des Himmels. Ihre Seele floss in jeder Quelle, und ihr Licht vertrieb die Nacht. Der Feind wagte es nicht, die Mittelwelt anzugreifen, solange die Drachen sie beschützten. Wenn du den Flug eines Drachen am Nachthimmel gesehen hättest, Junge … Du wärst auf die Knie gefallen, wärst zu Stein erstarrt und unfähig gewesen, den Blick abzuwenden! Und wenn der Drache mit dem Himmel verschmolzen wäre, dann wärst du nicht mehr derselbe gewesen wie zuvor. Und wenn deine Kräfte gereicht hätten … wenn

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