Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow
über alles auf dem Laufenden zu sein.«
»War das ein Ablenkungsmanöver?« Loj ließ nicht locker. »Um Ritor zu verwirren?«
»Nicht nur das, Loj, nicht nur das …« Torn versank in Nachdenken, die durchsichtige Maske sank auf den Grund des Baches, um kurz darauf wieder an der Oberfläche aufzutauchen. Das Wasser schwoll merklich an, offenbar zog die Magie alle Säfte der Quelle heran. »Schön. Du hast das Recht, gewisse Dinge zu erfahren. Der Drachentöter erlangt die Kraft im Kampf, im Duell. Der Hass im Kampf ist es, der ihn nährt und ihm die Gewalt über die Elemente verleiht. Der arme Gotor … aber er wollte es selbst so. Er reizte den Drachentöter, trieb ihn an. Vernichtete jene, die an dessen Seite kämpften. So lange, bis der Drachentöter endlich die Kraft des Wassers annahm.«
»Das heißt, Ritor hat sich selbst geschadet?«, rief Loj aus. »Als er Viktor angriff, half er ihm, die Kraft der Luft zu erkennen?«
Torns Lippen verschwammen zu einem Lächeln.
»Du spielst klug, Torn.« Loj schüttelte den Kopf. »Du siehst weit voraus …«
Es lag ihr auf der Zunge, zu sagen, dass jemand mit solchen Fähigkeiten ab und zu auch mal zurückblicken sollte, aber die Katze schwieg wohlweislich. Sie hatte viel erfahren von dem, was sie wissen wollte. Und selbst hatte sie nichts preisgegeben.
»Jetzt wirst du herumrätseln, wie die Einzelheiten der Drachentöter-Weihen vonstatten gehen …« Torn runzelte die Brauen. »Plag dich nicht damit. Du gehörst nicht zu den Elementaren und musst dich nicht mit überflüssigem Wissen belasten.«
»Ach ja? Und was schlägst du mir vor, was ich stattdessen machen soll?«, fragte Loj boshaft.
»Liebe, zum Beispiel.« Torn lachte lauthals.
Wie kühn er aus dieser Distanz war! Loj zerschmolz zu einem Lächeln. »Geliebter! Wenn du wüsstest, wie sehr ich dich begehre! Allein schon bei der Erinnerung wird mir warm.«
»Nun ja, Wärme kann ich nicht versprechen, aber alles andere …«
Das Wasser begann sich aufzublähen, der Grund des Baches wurde sichtbar. Auf dem sandigen Boden sprangen ängstlich Jungfische herum. Ein Gebilde aus Wasser, das Torn aufs Haar glich, stand vor Loj. In dem durchsichtigen Körper wirbelten Strudel umher, mächtige Strahlen der Bachströmung flossen durch ihn hindurch. Ein Fisch, der sich zufällig in dem sich belebenden Wasser befunden hatte, flitzte erschrocken in der Brust umher, als wollte er den Herzschlag parodieren.
Torn, besser Torns Doppelgänger, war nackt. Eine ausgezeichnete Kopie! Nur in einer Hinsicht war der Magier nicht der herben Wahrheit des Lebens gefolgt …
»Oho …«, war alles, was Loj sagen konnte, als sie Torn betrachtete.
»Aha«, sagte Torn selbstzufrieden. Er streckte die Hand aus und begann Loj die Reste ihres Kleids vom Leib zu ziehen.
»Hör mal, ich schätze dich wirklich außerordentlich, aber was meine Wasserliebe angeht …«, versuchte die Katze zu protestieren. Aber der erregte Magier hörte ihre Einwände nicht, sondern fiel mit der Begeisterung eines Halbwüchsigen über sie her.
Vielleicht würde es ja ganz lustig werden!
Loj zwang sich, die Küsse der kalten, nassen Lippen zu erwidern, ließ sich folgsam ins Gras zurücksinken. Die durchsichtige Gestalt mit den männlichen Vorzügen von unerhörtem Ausmaß hing über ihr.
»Ich bin mächtig!«, schrie der Magier.
Ach …
Die fassungslose Loj versuchte verzweifelt herauszufinden, ob es ihr gefiel oder nicht. Vielleicht, wenn man das Wasser anwärmen würde … aber so, da konnte sie auch gleich einen Gartenschlauch nehmen …
»Luder …«, seufzte der Magier zärtlich und schmachtend. »Ach, Loj!«
Das Wasser in ihm wirbelte nur so, der Fisch warf sich hin und her, von der Strömung getrieben.
»Loj …« Der Magier stöhnte.
Das durchsichtige Gesicht lächelte dümmlich, die Wasserfallaugen verengten sich. Torn begriff zu spät, dass er die Kraft nicht länger kontrollieren konnte.
»Entsch…«, gluckste er, als das Wasser, befreit von den magischen Fesseln, in einem Schwall auf Loj einstürzte.
Völlig durchnässt und am ganzen Körper mit Gänsehaut überzogen, wälzte sich Loj Iwer in einem hysterischen Lachanfall durchs Gras.
Torn, Torn …
Wie oft würde sie noch erklären müssen, dass es nicht um die Größe ging! Nein, nein, sie würde ihm nicht sagen, dass es ihr überhaupt nicht gefallen hatte.
Im warmen Wasser, in der Badewanne, nach einem harten Arbeitstag … bitte, da ließ sich das Angenehme mit dem
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