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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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machten Witze über diese Vorsichtsmaßnahmen und rauchten seelenruhig ihre »Ziegenbeine 22 «.
    Viktor hatte das Gefühl, wahnsinnig zu werden, ratlos blickte er Wasja an.

    Der Junge nickte. »Aha! Hat’s dich gepackt? Flott erzählt, was?«
    »Woher … hast du das?«
    »Es ist eben so ein Buch«, erklärte der Junge geduldig. »Fantasy. Schon mal davon gehört? Das heißt, sie lügen, aber spannend und zusammenhängend.«
    »Das ist ein Buch von der Anderen Seite«, bemerkte Tel nach einem kurzen Blick. »Wie bist du daran gekommen?«
    Wasja lächelte voller Stolz, gab aber keine Antwort.
    »Und … verstehst du das alles?« Viktor konnte sich sein leidenschaftliches Verhör nicht verkneifen.
    »Na ja … nicht ganz. Wie sie da Ziegenbeine rauchen können – ist mir echt ein Rätsel. Und dann all diese Bolschewiken und … Komsomolzen. Die sind wohl so was wie die Gnome bei uns – bauen auch die ganze Zeit an der Eisenbahn. Oder sie sind eine Art Magier, die für Ordnung sorgen und die Abgaben eintreiben.«
    Viktor war drauf und dran zu antworten, aber Wasja interessierte sich augenscheinlich mehr für Tel als für Fragen des Bolschewismus.
    Er schlug Viktor wohlmeinend auf die Schulter und wandte sich wieder an das Mädchen: »Wo liegt denn deine Kraft?«
    »Ich kann das Gras wachsen lassen, außerdem spüre ich Wasser …«
    »Das ist großartig!«
    »Ich hab damit sogar den Gnomen bei der Route geholfen! Und zweimal bin ich schon auf eine Erzader gestoßen …«
    »Wirklich?« Der Junge stieß einen Pfiff aus. Er hatte ganz offensichtlich eine hohe Meinung von sich selbst. Das war schon an seinem Gesichtsausdruck zu erkennen, ganz so, als ob er nur zufällig auf diesem Kutschbock gelandet sei
und eigentlich sehr viel höher hinauswollte! Aber was Tel gesagt hatte, flößte ihm Respekt ein. »He, Freund, du hast ja eine tolle Schwester.«
    Viktor nickte finster. Warum Tel es für nötig befunden hatte, einen zufälligen Wegbegleiter zu täuschen, konnte er ganz und gar nicht verstehen. Aber für irgendwas würde es schon gut sein …
    Andererseits war es auch nicht nötig, Tels Lüge aufzudecken, schließlich wollte er sich an ihrem Gespräch nicht beteiligen, sondern viel lieber über Pawel Kortschagin weiterlesen. Er streckte sich auf dem Boden des Wagens aus und blickte in den klaren Himmel. Kein Wölkchen, nirgendwo Rauch. Die Räder quietschten vor sich hin, der Wagen wurde ein bisschen durchgeschüttelt, aber nicht allzu sehr, denn die Trasse war stark befahren und die Erde zu einer Fahrrinne festgedrückt. Tel und Wasja hechelten die Magier durch. Aber natürlich respektvoll und voller Vorsicht.
    Warum fuhr er nach Feros?
    War es nicht an der Zeit, Tels Plänen nicht länger gehorsam zu folgen? Ja, ja natürlich, das Mädchen half ihm. Aber sie ließ doch auch ihre eigenen Ziele nicht aus den Augen. Schließlich hatte sie erst einen Nichtschwimmer ins Wasser gestoßen, ehe sie ihm jetzt stolz den Rettungsring zuwarf. Er musste endlich offen mit ihr reden …
    Plötzlich begriff Viktor, dass Loj Iwer in all seinen wütenden Gedankengängen eine Rolle spielte. Die graziöse Loj, wie sie ihre langen, wohlgeformten Beine ausstreckte und ihn vollkommen unzweideutig anlächelte. Verdammt! Was strahlte diese Frau nur für eine Faszination aus? Selbst wenn sie schon Hunderte von Jahren alt war, wie Tel gesagt hatte …

    Wie alt war wohl Tel?
    Er hob den Kopf und blickte zu dem Mädchen hinüber. Genau im richtigen Moment, denn soeben legte Wasja ihr den Arm um die Schulter; er bekam postwendend eine leichte Ohrfeige und nahm ohne jedes Zeichen von Gekränktheit seinen Arm wieder weg.
    Es gelang Tel, sich sehr unterschiedlich zu präsentieren. Mal war sie eine ernsthafte Lehrmeisterin, dann ein erschrockenes Kind, dann wieder eine erbarmungslose, kalte Frau. Wie sie über den Grenzer und seine Söhne einfach gesagt hatte: »Sie sind glücklich gestorben.« Beiläufig und nachlässig. Das war nicht der Zynismus einer Halbwüchsigen, wie er anfangs gedacht hatte. Und wenn er dann noch Lojs Worte über den Geheimen Clan in Betracht zog …
    Tel drehte sich zu ihm um, streckte ihm die Zunge raus und zupfte den Kutscher spielerisch am Genick. Viktor wandte verwirrt den Blick ab.
    Nein, ganz gleich, wie viele Rätsel sie ihm aufgab, vorerst war es noch zu früh, um Schlüsse zu ziehen. Ach, wenn Loj doch nur hier wäre! Die spielte zwar auch ihr Spielchen, aber zumindest ein sehr viel durchsichtigeres. Wo war sie

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