Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
jetzt, die Zauberin Loj Iwer?

15
    Loj Iwer streckte ihren müden Körper wohlig auf den kühlen Steinen aus, während sie auf dem Bauch liegend Wasser aus dem Bach trank. Von der Seite sah es albern aus: Eine schöne Frau in zerrissenen Kleidern lag in einer merkwürdigen, für einen Menschen unbequemen Haltung da, ihr Kinn nickte über den schnellen Wasserstrudeln auf und ab, und ihre rosa Zunge blitzte auf; die Frau warf kurze Blicke nach rechts und links, ehe sie den Kopf wieder zum Bach beugte.
    Aber niemand sah Loj Iwer von der Seite. Niemand interessierte sich für die mit Dickicht bewachsene Senke, wo sie sich versteckt hielt, um sich nach ihrer Flucht vor Ritor und seinen Gefährten zu erholen. Nur eine neugierige Meise sprang von Ast zu Ast und beobachtete den unerwarteten Gast. Loj kniff die Augen zusammen, blickte zu dem Vogel hinüber und sagte: »Mi-ia-au!«
    Die Meise reagierte überhaupt nicht.
    Loj lachte auf und schüttelte dabei die ganze Anspannung ab, die ihr noch in den Knochen steckte. Der kluge, edle Ritor! Ha, dem hatte sie es gegeben! Ach, wie wütend der jetzt wohl war! Na ja, reg dich nicht auf, reg dich nicht auf, mein Lieber, du wirst schon noch begreifen, dass ich
Recht habe. Er würde seinen Zorn ja wohl nicht an dem unglückseligen Bäuerchen auslassen … Aber nein. Ritor nicht. Der versicherte sich immer erst, ehe er jemanden umbrachte. Und einen Unschuldigen würde er nicht anrühren. Eher würde er ihn noch mit großzügiger Hand aus der Kasse des Clans entschädigen. Ach, was war das für ein hübsches Schauspiel gewesen! Wie der vom Magier gerufene Wind sich gehorsam aufheulend zu einer straffen Schlinge zusammengedreht hatte! Wie Kevin sein silbernes Schwert gezogen hatte … ach, ein Bild von einem Mann! Wie die Kraft dieses Mädchens vom Feuerclan aufflackerte! Die musste man sich merken, unbedingt. Gut möglich, dass sie den Clan eines Tages anführen würde …
    »Ruhst du dich aus, Loj?«
    Das Wasser im Bach geriet in Aufruhr, schwoll zu einem Hügel an. Weiße Schaumkronen deuteten Torns Haare sowie die dicken Augenbrauen an, und zwei winzige Wasserfälle seine Augen. Das verzerrte, gläserne, sich im ständigen Fluss befindliche Gesicht des Wassermagiers blickte Loj von der Oberfläche des Gewässers an.
    »Esel!« Loj konnte nur mit Mühe einen Aufschrei unterdrücken. »Du … du hast mich erschreckt!«
    Die durchsichtige Maske lachte glucksend. Die Lippen des Magiers, die aus zwei kleinen Wellen bestanden, teilten sich, und Torn spritzte Loj einen feinen Wasserstrahl mitten ins Gesicht.
    »Du Kretin!« Sie hatte sich schon wieder gefasst, fuhr aber fort, sich zu empören. Sollte Torns Eitelkeit sich doch geschmeichelt fühlen. Tatsächlich hatte der Magier ja auch allen Grund, stolz zu sein, immerhin hatte er sie allein mit Hilfe des schwachen Fadens der Kraft, die sich von dem Bach speiste, aufgespürt.

    »Gut, gut, nimm es mir nicht übel«, sagte Torn versöhnlich. »Es war wirklich sehr komisch, wie du dich erschreckt hast. Sonst bist du es doch immer, die sich über arme alte Magier lustig macht …«
    »Wann hab ich mich über dich lustig gemacht?«, erregte sich Loj. Sie hatte sich aufgesetzt und brachte mit leichten Bewegungen das Wasser in Aufruhr, so dass über Torns Gesicht ein stetiges Kräuseln lief, das wie Falten aussah. »Es ist nicht sehr nett von dir, schwache Frauen zu beleidigen.«
    »Mach dich nicht absichtlich klein.« Torns Gesicht drehte sich, schwamm auf der Oberfläche. Er streckte seine lange dünne Zunge heraus, leckte beiläufig Lojs Knöchel und löste sich in einer Garbe glitzernder Spritzer auf. »Denk lieber an Ritor! Unser nicht mehr allzu liebenswürdiger Freund ist außer sich vor Wut und droht damit, dir das Fell über die Ohren zu ziehen.«
    Also verfolgte Torn ganz genau alles, was sich ereignete! Vor Schreck wäre Loj um ein Haar vom Bach weggesprungen.
    »Was ist denn mit dir?«, fragte Torn. »Du hast die Magier der Luft so geschickt getäuscht … Ich bin begeistert! Nein, wirklich, vielen Dank! Ritor hätte um ein Haar alle meine Pläne durchkreuzt.«
    Es sah ganz so aus, als meinte er es aufrichtig, und Loj nickte und nahm den Dank würdevoll entgegen. Nach kurzem Zögern fragte sie: »Torn, warum hat dein Strafkommando Viktor verfolgt? Warum haben sie in Luga versucht, ihn umzubringen?«
    »Aha, du weißt also schon Bescheid«, gluckste Torn zufrieden. »Ich habe mich immer gewundert, wie der Clan der Katzen es schafft,

Weitere Kostenlose Bücher