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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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nur die Kühnheit gereicht hätte …«
    Tel lachte laut auf.
    Wenn die Kräfte gereicht hätten?
    Viktor nahm wahr, wie blutroter Nebel vor seinen Augen aufstieg. Tel und der Kutscher verschwammen darin, und auch der Weg und die entgegenkommende Kutsche waren nicht mehr zu sehen.
    »Ja, ihr Zorn war furchtbar, Junge! Aber dafür war auch ihre Liebe heller als ein Blitz! Und die Liebe war es, die sie am Ende umbrachte! Denn die Drachen konnten nicht stärker werden als der Drachentöter, dessen Kraft allein im Hass lag!«
    Blutroter, blutroter, blutroter Nebel …
    Die Welt war in eurer Gewalt. Und die Städte, die ihre Angst vor den Geflügelten Herrschern vergessen hatten, brannten. In blutroten, blutroten, blutroten Flammen … Die Menschen
waren in eurer Gewalt. Und jene, die ihm mit dem Schwert in der Hand entgegengingen, bluteten. Blutrotes, blutrotes, blutrotes Blut.
    Der Augenblick der Abrechnung ist gekommen.
    Es ist kein Blut, kein Feuer, sondern es wird schwarz vor Augen. Vom Leuchten der schwarzen Eisenhaut, vom Strahlen des Schwerts. Er ist stark, der letzte Drache. Der, der wahrhaftig der letzte sein wird. Er ist sehr stark, jeder seiner Schläge bringt den Tod. Aber der Drachentöter spürt keine Wunden, denn was sind Wunden für einen, dessen Fleisch aus Stein ist und dessen Seele ein eisiger Schneesturm, dessen Bewegungen schneller sind als fließendes Wasser und dessen Kraft eine versengende Flamme ist.
    Wer kommt da von hinten angekrochen? Deine Freundin, letzter Drache? Lächerlich, dass sie es wagt, sich in unser Duell einzumischen! Ein Schlag mit der Flachseite, damit sie nicht stört, und das Mädchen fällt betäubt. Der Mann im schwarzen Harnisch schreit vor Wut auf – aber seine Kräfte reichen nicht mehr aus, allzu viel brodelt in seiner Seele, Liebe, Angst, Verzweiflung und erst an letzter Stelle Hass. Der Mann schreit und wendet für einen Moment den Blick ab, sieht zu der gestürzten Frau hinüber …
    Deine Zeit auf dieser Erde ist vorbei, Drache!
    Ein Schlag, und der Säbel aus weißem Metall trifft die Beine des Ritters in Schwarz.
    Du kannst die Flügel nicht mehr aufspannen, Drache!
    Ein Schlag, und an der Klinge kocht das Blut, und das dünne Schwert fällt in den klebrigen Schmutz.
    Ich nehme dir dein Leben, Drache!
    Ein Schlag, und der schwarze Harnisch erzittert und gleitet wie eine Hülle vom Körper.
    Für dich verlöscht das Licht, Drache!

    Ein Schlag, und die hellen Haare werden dunkel, und er sieht die Augen des Drachen.
    Noch ganz junge Augen.
    Der Drachentöter lässt die Klinge sinken. Der Letzte der Drachen kniet vor ihm, er hat keine Kraft mehr zu stehen. Sein Leben verlässt ihn, mit jedem Herzschlag, mit jedem Atemzug.
    Und doch kann er noch sprechen.
    »Bist du glücklich, Drachentöter? Wärmt mein Tod deine Seele?«
    Der Drachentöter rührt sich nicht. Drachen sind heimtückisch.
    »Glaubst du wirklich … man kann einen Drachen töten? Für immer töten?«
    Wie langsam er stirbt. Wie viel Kraft in seinem Körper steckt – sogar jetzt, nachdem er ein Mensch geworden ist.
    »Die Zeit wird kommen, Ritor. Die Zeit wird kommen, Töter der Drachen!«
    Da ist eine Flamme in seinen Augen – goldene Funken, ein glitzernder Weg ins Nichts, ein Tunnel, durch den die Seele des Drachen fliegt. Sie jagt davon – weit, weit weg, und niemand kann sie einholen, niemand vermag ihren Flug zu unterbrechen. Da hilft kein Schwert, und auch nicht die Kraft der vier Elemente.
    »Die Zeit wird kommen, da wirst du diesen Augenblick verfluchen. Du wirst den Drachen suchen, zur Verteidigung. Du wirst dich selbst umbringen, Ritor. Wirst töten, ohne zu begreifen, was du anrichtest. Du wirst wieder Böses tun im Namen des Guten, Ritor …«
    Ein Schwingen, und der silberne Stahl durchschneidet die Luft; wie kann sie es wagen zu prophezeien, diese erbärmliche,
sterbende Kreatur; lausch nicht den Worten eines getöteten Drachen!
    Aber die Luft, die gehorsame Luft, ist ein Verräter. Und dem Drachen gelingt es, zu lächeln durch das Blut.
    Durch das blutrote, blutrote, blutrote Blut …
    Der letzte Drache hatte die Mittelwelt verlassen.
    Ritor, der die Weihen durchlaufen, der alle vier Elemente in sich aufgenommen hatte, ließ die Klinge sinken. Und der weiße Stahl, der das Leben der Geflügelten Herrscher getrunken hatte, zerfiel zu Staub.
    So war es entschieden worden.
    Der Drachentöter verliert die Kraft, wenn das letzte Opfer gestorben ist.
    Nur der Hass bleibt.
    Die Frau, die mit

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