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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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mir jetzt! Wenigstens, wer sie eigentlich sind. Sind sie Menschen? Ungeheuer?«
    »Hast du es immer noch nicht verstanden? Die Andere Seite ist eine Welt ohne Magie, die Mittelwelt verfügt über beides, über Zauberformeln sowie Dampf und Elektrizität.
Eure … na, wie heißen sie noch … Computer würden sich hier wahrscheinlich in einen Haufen Eisen verwandeln, aber in der Welt der Angeborenen würden sie einfach verbrennen. So sieht das aus, Viktor, die Welt der Angeborenen ist die Welt der reinen Magie. Die Kraft des Wortes, der Geste und des Zeichens. Die Angeborenen träumen schon lange davon, durch die Bruchstelle der Welten zu uns vorzudringen und die Mittelwelt in ihre Welt zu verwandeln.«
    »Aha … also so eine Art universelle Bösewichte.« Viktor seufzte. »Ich habe es trotzdem noch nicht verstanden. Warum kämpft ihr? Was gibt es zu teilen? Könnt ihr euch nicht absprechen?«
    »Es gibt Magier, die vertreten die Auffassung, dass für die Angeborenen Aggression die einzig mögliche Form des Seins ist«, erklärte Loj trocken. »Verstehst du, Viktor? Du musst dir klarmachen, dass sie keine andere Wahl haben, als ununterbrochen ihre kämpferischen, zerstörerischen Formeln zu wirken. Und die müssen ja auf irgendwen gerichtet sein!«
    »Das passt nicht zusammen …«, begann Viktor. Eigentlich wollte er Loj erläutern, dass es in einem solchen Fall für die Angeborenen sinnlos wäre, überhaupt irgendetwas zu erobern, wenn sie ohnehin alles zerstören mussten. Allerdings hing hier alles vom Ausmaß ab …
    »Viktor, Tod und Zerstörung sind das Wesen jener, die hinter dem Heißen Meer zurückgeblieben sind«, fuhr Loj hitzig fort. »Ich verstehe schon, man hat dir beigebracht, dass alles im Leben Ursachen und Folgen hat, dass es keine absoluten Bösewichte gibt und dass man immer einen Kompromiss finden kann … Das will ich nicht bestreiten. Meistens kann man das. Wir haben hier mit der Zeit gelernt,
wie man einen Kompromiss mit den Leuten von der Anderen Seite findet. Und wir nutzen sogar ihre Kenntnisse für uns. Aber wie können negative und positive Ladung einen Kompromiss finden? Besonders wenn sie sich nebeneinander befinden. Wie sollte sich das Wasser mit dem Feuer einigen, wenn das Wasser die Flamme löscht? Wie sollen sich der Baum und das Beil des Holzfällers einigen? Es kommt vor, dass man keinen Kompromiss findet. Das ist traurig, aber wahr. Und dann muss man sich entscheiden. Ein für alle Mal. Endgültig und unumkehrbar. Ohne das Recht, die Würfel noch mal neu zu werfen. Und so stehen wir und die Angeborenen zueinander – wie zwei gegensätzliche Pole. Es kann keinen Frieden geben, nur Krieg. Einmal haben sie uns überfallen, aber damals schützte uns die Kraft des Drachen. Mit ihm wurden die Angeborenen einfach nicht fertig. Aber Ritor …« Sie winkte mit der Hand ab.
    »Langsam, langsam.« Viktor schüttelte den Kopf. »Beruhige dich und bleib sachlich, keine blumigen Vergleiche, bitte. Ihr seid doch selbst aus der Welt der Angeborenen hierhergekommen! Also … vielleicht nicht ihr, aber eure Vorfahren … Soll das heißen, ihr konntet euch hier eingewöhnen und kommt jetzt miteinander aus, ihr konntet Tod und Zerstörung überwinden, und die, die dort geblieben sind, haben sich für immer der Rachgier verschrieben? Wie sieht es dort aus, stehen dort Schlösser aus menschlichen Knochen, fließen dort Flüsse von Blut, wurde dort ein Imperium des Bösen errichtet, ein Königreich des Lasters? Warten dort abstoßende Monster nur darauf, die Mittelwelt endlich zu zerstören?«
    »Kein Imperium und kein Königreich.« Loj schüttelte den Kopf. »Und über ihr Aussehen kann ich dir nichts
sagen. Hat der Wind ein Gesicht? Und das sprudelnde Wasser? Angeborene können aussehen, wie sie wollen. Wie ein Grashalm, ein Blümchen, der Geruch von Minze, wie ein Adler im Flug oder ein Frühlingsdonnern. Sie können auch wie Monster aussehen … natürlich. Obwohl sie meistens – aus Neid auf uns – ein menschliches Antlitz wählen.«
    Tel hatte Lojs Monolog aufmerksam gelauscht und schüttelte den Kopf. Sie lächelte sogar ein wenig. Vielleicht weil sie der Ansicht war, dass das nichts mit Neid zu tun hatte?
    »Wie sie leben? Stell eine einfachere Frage. Nicht einmal die Geflügelten Herrscher wussten etwas darüber … wahrscheinlich. Und unsere Vorfahren bewahrten keine Erinnerungen in ihrem Gedächtnis, nachdem sie jene fernen Ufer verlassen hatten. Nicht einmal die Kriegsgefangenen der

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