Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow
geschlagen worden, und außerdem weiß er, dass du auch die Weihe der Erde bestanden hast. Nein. Er wird uns den Hinterhalt eher auf dem eigentlichen Territorium des Feuers bereiten. Und genau das wird das Schwierigste werden.«
Viktor zuckte nur mit den Schultern. Manchmal machte ihn Tels schulmeisterlicher Ton richtig wütend. Dann hatte er größte Lust, Loj zuzublinzeln und sie … in die Schulter zu beißen und …
Die Trasse nach Oros war im Grunde genommen eine Sackgasse, aber die fürsorglichen Oberhäupter des Clans hatten einen Anlegehafen in ihrer Bucht gebaut, und deshalb gab es ausreichend Fuhrwerke, manche leer, andere mit Waren beladen, die sie umsonst oder für kleines Geld ein Stück mitnahmen.
Abends lagerten die drei Wanderer direkt am Wegesrand, weit entfernt von anderen Reisenden. Es war ziemlich kalt, und keiner von ihnen konnte einschlafen, denn Tel hatte es kategorisch abgelehnt, dass Viktor seine Kraft einsetzte. Es blieb ihnen also nichts anderes übrig, als eng zusammenzurücken. Tel rollte sich zu einem Knäuel zusammen und atmete tief ein und aus. Loj schien nicht die Absicht zu haben, überhaupt zu schlafen, und nutzte die Notwendigkeit zusammenzurücken schamlos aus.
»Was für eine Nacht«, vernahm Viktor ihr schnurrendes, warmes Flüstern. »Was ist das heute für eine wundervolle Nacht …«
Scharfe Krallen kitzelten Viktor spielerisch unter dem Kinn. Loj wusste, oh, sie wusste ganz genau, wie sie vorgehen musste, dass dem neben ihr liegenden Mann die –
wenn auch in der Dunkelheit unsichtbare – Röte ins Gesicht stieg wie einem grünen Jungen.
»Loj, lass das …«
»Warum?« Er spürte ihren Atem an seinem Ohr. »Willst du mich denn nicht?«
»Gerade weil ich dich will, ist es nicht richtig, es am Wegesrand zu tun«, antwortete Viktor mit einem Gott weiß woher geliehenen Zitat.
»Genierst du dich vor Tel? Komm, dann nehmen wir sie dazu«, raunte Loj. »Das wird lustig …«
»Nein, wirklich!«, empörte sich Viktor. »Es reicht, Loj!«
Die Zauberin rückte beleidigt von ihm ab. »Pass nur auf, das wirst du noch bereuen.«
»Da bin ich ganz sicher«, brummte Viktor. Aber sein Körper war mit dieser ernunftgesteuerten Entscheidung ganz und gar nicht einverstanden. Eine geschlagene Stunde wälzte er sich ruhelos herum und lauschte dem Atemfluss der schlafenden Frauen. Dabei wusste er ganz genau, dass Loj bei der leisesten Berührung reagieren würde, sie würde freudig und geschickt reagieren, mit ausgelassenem Eifer und der ungeheueren Erfahrung … von Jahrhunderten, wenn man Tel glauben durfte.
Und genau dieser Gedanke half ihm endlich dabei, sich zu entspannen.
Und sogleich überkam ihn der Schlaf. Und der altbekannte Traum.
Viktor knirschte sogar mit den Zähnen, als er begriff, dass sich unter seinen Füßen wieder der vertraute, blendend weiße Sand befand, sich über ihm der Himmel wie ein matt flimmernder Schleier spannte und neben ihm die schwarzen Wellen plätscherten.
»Du Schwein!«
Er drehte sich um sich selbst und suchte nach dem Fresssack.
»Ich gehe nirgendwohin, hörst du? Ich brauche deine Geheimnisse nicht! Von mir aus kannst du hier verfaulen!«
Die abgebrannte Ruine des Laboratoriums war schon von Gras und Moos überwuchert. Der violette Wald zitterte unter den Windstößen. Und weit, weit entfernt, am Fuße der Berge, erhoben sich weiße Rauchwolken.
»Ich gehe da nicht hin!«, schrie Viktor wieder. Dabei begriff er schon, dass er keine andere Wahl hatte und genau das tun würde; und dass er dort wieder etwas beklemmend Unangenehmes zu sehen bekommen würde, etwas absolut Ekelerregendes …
»Miau …«
Er drehte sich um und sah, wie am Saum der Brandung, mit weichen Sprüngen den heranrollenden Wellen ausweichend, eine rote Katze auf ihn zustolzierte. Vermutlich eben jene, die ihn in der zerstörten Stadt beobachtet hatte.
Seine Mutmaßung schien völlig unsinnig.
Viktor hockte sich auf die Knie und streckte die Hand aus. »Bist du zufällig da, Mieze …«
Die Katze setzte sich und begann sich zu putzen. Ihre blauen Augen blickten spöttisch zu Viktor herüber.
»Sei friedlich!«, vernahm er eine Stimme aus dem Wald. Durch das Riedgras kam, stolpernd und jammernd, der Fresssack gelaufen. »Was ist das für eine Dreistigkeit … er muss doch wandern und wandern … kusch … verfluchte Katze! Kusch!«
Die Katze wandte ihren spöttischen Blick jetzt zum Fresssack, dann spannte sie die Muskeln und sprang Viktor auf die Brust. Sie
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