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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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miaute ihm ins Gesicht und berührte seine Wange mit ihrer warmen Pfote …

    Viktor öffnete die Augen. Über ihm spannte sich der Sternenhimmel, und davor erblickte er einen Frauenkopf mit langen offenen Haaren. Loj verschloss ihm mit einem Kuss den Mund und antwortete auf die nicht gestellte Frage.
    »Du hast im Schlaf geschrien, du hast schlecht geträumt … Entspann dich, Viktor, entspann dich …«
    Die Innenfläche ihrer Hand glitt über seine Wange.
    »Unrasiert …«, sagte Loj zärtlich und leise. »Hab keine Angst, der Traum ist vorüber. Wir Katzen verstehen uns darauf, böse Träume zu verjagen.«
    »Danke«, antwortete Viktor ebenfalls leise.
    »Und deine Freundin«, sagte Loj mit plötzlichem Spott, »ist nicht einmal aufgewacht!«
    »Sie ist ein kleines erschöpftes Mädchen …«
    »Ach so«, stimmte ihm die Zauberin ohne jede Überzeugung zu. »Ein kleines Mädchen … eine Zauberin des Geheimen Clans … Aber ich, ich bin eine erwachsene Frau …«
    Sie atmete direkt neben Viktors Ohr ein und aus.
    »Diese Mistgöre hat bestimmt allerhand Gemeinheiten über mich erzählt, oder? Dass ich zweihundert Jahre alt bin und mit allen Männern, denen ich je begegnet bin, geschlafen habe?«
    »Nicht ganz …«
    Viktor wusste nicht, wie ihm geschah. Loj presste sich bereits mit ihrem ganzen Körper an ihn.
    »Immerzu lügt sie!«, schnaubte Loj wütend. »Ich bin nicht zweihundert Jahre alt … sondern viel jünger. Und ich werfe mich ganz bestimmt nicht jedem Erstbesten an den Hals.«
    Sie zögerte etwas, ehe sie hinzufügte: »Dir schon … ja. Ich … wenn du …«

    Viktor sah ein, dass es sinnlos war, dagegen anzukämpfen. Hauptsächlich deshalb, weil es nicht im Geringsten seinem eigenen Wunsch entsprach.
    Er saugte sich an Lojs weichen, heißen Lippen fest.
    Ganz egal, wie alt sie war!
    Von ihm aus auch dreihundert!
    Lojs Geschicklichkeit hatte tatsächlich etwas Katzenhaftes. Ihre Hände glitten hin und her, während sie sich küssten, so dass Viktor nicht einmal mitbekam, wie sie ihn und sich selbst auszog. Das Ganze erinnerte halb an eine Vergewaltigung und halb an eine Verführung – nur dass die Frau die Rolle des Vergewaltigers übernahm.
    Die Tatsache, dass Tel nur wenige Meter von ihnen entfernt schlief, verlieh dem Ereignis noch einen zusätzlichen Reiz.
    »Endlich bist du bei mir … endlich …«, flüsterte Loj. Und in ihrer Stimme lag weniger Verliebtheit als Triumph, aber Viktor fühlte sich trotzdem geschmeichelt. So in etwa musste sich ein aufstrebender Sänger fühlen, der von jungen Mädchen angehimmelt wurde, die verzweifelt versuchten, sich mit Lügen in sein Hotelzimmer zu schmuggeln und vor der Tür seiner Wohnung campierten …
    Viktor hatte nicht gemerkt, dass sie ihre Position verändert hatten und er sich plötzlich über Loj befand, die sich ihm nicht mit wahnsinniger, tierischer Lust hingab, sondern mit jener freudig-weiblichen Demut, die Grundlage allen Sexes ist.
    Ihr Spiel nahm nicht viel Zeit in Anspruch, obgleich es Viktor erschien, als könnte es sich die ganze Nacht hinziehen und ihnen beiden größtes Vergnügen bereiten. Aber offenbar hatte Loj entschieden, es nicht zu weit zu treiben … An einem bestimmten Punkt spürte er, wie sich ihre Muskeln
verhärteten, wie ihr Körper wenig später weich und nachgiebig wurde und sich ihre Sehnen wieder entspannten. Loj atmete laut, presste sich an ihn und gab ein glückliches Stöhnen von sich. Nur ihre Arme umfassten ihn noch immer fest, fast als ob sie beten würde. »Geh nicht fort.«
    Sie ging von selbst, etwa eine halbe Stunde später, nachdem sie ihr Spiel einige Male wiederholt hatten. Leise schlich sie davon, nachdem sie ihm zum Abschied noch einmal die Lippen auf den Mund gedrückt und geflüstert hatte: »Ich danke dir … mehr werde ich nicht fordern …«
    Viktor war ihr dafür dankbar. Er hatte keine Kraft mehr, er fühlte sich vollkommen ausgelaugt. Andererseits hatte er sich lange nicht mehr in einem so angenehmen Erschöpfungszustand befunden …
    In dieser Nacht träumte er nicht mehr.
    Bei Tagesanbruch wachte er auf. Es war ein herbstlich kalter Morgen. Die Sonne verbarg sich noch hinter den senkrechten Felswänden, und die Schlucht war von feuchtem Nebel erfüllt, der klebrig und widerwärtig wie der Nebel in Sankt Petersburg war.
    »K-kalt ist es«, sagte Tel mit klappernden Zähnen, während sie zusammengekauert dahockte. Ihr Gesichtchen wirkte frisch, und sie blickte Viktor mit gespielter

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