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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Fundament aus, und eines schönen Tages würde der ganze Weg den Felsen hinabrauschen, in einem goldenen Fluss den Abhang hinabfließen …
    Aber was, wenn das hier nur eine Falle war? Magier sind allzu sehr daran gewöhnt, zu zerschmettern und zu vernichten.
    Viktor streckte seine Hand vor sich aus und schritt gedankenlos auf den Regen zu. Hinter seinem Rücken klammerten
sich Loj und Tel in einer synchronen Bewegung aneinander. Viktor ging durch Pfützen. Er spürte Regentropfen auf seinem Kopf, seine Kleider waren sekundenschnell durchnässt. Aber ohne Folgen.
    Er wandte sich um und winkte Loj und Tel. Das Wasser blieb hinter ihnen zurück.
    Deine Aufgaben sind verdächtig leicht, Schloss über der Welt, dachte Viktor. Ja, sie waren so leicht, dass er unwillkürlich begann, zum Ende hin mit einer besonders abartigen Widerwärtigkeit zu rechnen.
    Jetzt war nur die Erde übrig.
    Aber sie hatten bereits eine ganze Umrundung hinter sich, dann eine zweite … Tel schleppte sich mehr schlecht als recht dahin, aber von weiteren Fallen gab es keine Spur.
    Viktor kam nicht dazu, sich darüber zu wundern. Der Weg machte eine letzte Biegung. Die schwarzen Wände des Felsens verschwanden wie von Zauberhand im Nichts. Vor sich erblickten sie in all seiner Pracht das Schloss über der Welt.
    Aber der Weg, über den sie so schnell und ohne besondere Schwierigkeiten aufgestiegen waren, führte nirgendwohin. Sie hatten also trotz allem den falschen Weg genommen. Er endete am Rand eines finsteren Abgrunds; rechts und links ragten schwarze Steilwände in die Tiefe und vor ihnen …
    Viktor trat vorsichtig an den Rand des Abgrunds. Die unfassbare, bodenlose Tiefe umgab das ganze Schloss. Auf ihrem Grund lag Finsternis; aus ihr heraus erwuchsen wie aus einer Ursubstanz die Wände der Drachenfeste. Und irgendwo weit, weit unten in der Tiefe schillerte etwas Flammenrotes.

    Hier führte kein Weg mehr weiter. Allerdings schien es Tel deutlich besser zu gehen. Sie richtete sich auf … Loj blickte sie besorgt an und achtete einen Augenblick nicht auf Viktor …
    Wenn dies die Prüfung der Erde war, dann war sie wiederum nicht schwer.
    Viktor hob langsam die Hand.
    Und ließ sie ebenso langsam wieder sinken.
    Ein unsichtbarer Wind trug aus der Ferne eine Welle fremder Kraft herbei. Wirklich großer Kraft.

20
    »Was zögerst du noch?« Loj blickte ihn fordernd an. »Viktor! Sieh hin! Dort, nach Süden!«
    Am Horizont bewegte sich etwas. Schwoll an, überzog sich schwarz, leuchtete in einem feurigen Netz von Blitzen auf.
    »Ein Sturm?«
    Loj schüttelte den Kopf. Der Wind zerrte an ihren Haaren, hüllte ihr Gesicht in eine goldene Wolke ein.
    »Nicht einfach ein Sturm, Viktor! Das ist die Invasion! Die Angeborenen rücken gegen die Mittelwelt vor!«
    Viktor blickte unwillkürlich zu Tel hinüber. Er suchte Unterstützung oder wenigstens ein verärgertes Kopfschütteln, mit dem sie zum Ausdruck brachte, dass Loj wieder fantasierte …
    Das Mädchen schaute in die Ferne, während es sich auf die Lippen biss. In ihren Augen leuchtete ein zorniges, gelbes Feuer. Ihre kleinen Fäuste ballten sich zusammen.
    »Ja«, flüsterte sie, als sie Viktors Blick auf sich spürte. »Ja …«
    Loj war wie ausgewechselt. Nein, es lag keine Angst in ihrem Gesicht, sondern erstauntes Abwarten. Verwirrung.
    »Viktor, worauf wartest du? Warum tust du nichts gegen diesen Abgrund? Gegen die Wände? Du musst das Schloss
betreten! Das Begonnene vollenden! Sag du es ihm, Tel, so sag es ihm doch!«
    Das Mädchen schwieg. Glaubte sie vielleicht nicht mehr daran, dass Viktor etwas ausrichten konnte?
    Er schüttelte sich. Blickte noch einmal auf den Abgrund.
    Um ehrlich zu sein, einmal in die Hände gespuckt und schon … Er müsste sich nur hinunterbeugen zu dem tief unten liegenden steinernen Plateau, zu der Felsplattform, zu den Wurzeln der Erde, und von dort aus dem Abgrund eine neue Scholle heraufholen. Er könnte die ganze Insel einebnen, sie zu einem flachen Pfannkuchen ausrollen. Oder – noch leichter – eine Luftbrücke über den Abgrund schlagen.
    Zu den schwarzen Mauern hintreten und mit einer Welle des Feuers auf sie einhämmern, mit einer messerscharfen Luftklinge, einem Rammsporn aus Wasser.
    Mit allem dienstbaren Zorn, mit aller Kraft, die dem Drachentöter gegeben war.
    Den Kreis schließen. Die Kraft endlich ganz annehmen. Und der sich nähernden Horde entgegentreten, denn er hatte nicht vor, ihnen die Mittelwelt zu überlassen. Er würde jenem

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