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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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entgegentreten, dessen biegsamer stählerner Körper über den adlerköpfigen Schiffen klirrte. Warte noch, Hund, ehe du die Herde zur Schlachtbank führst! Der Wolf ist noch nicht im Wald verschwunden.
    »Der Drache kommt«, sagte Tel. Spöttisch und bitter. »Der Drache kommt, Viktor. Wer tritt ihm entgegen? Die besiegten Magier der kampfunfähigen Clans?«
    Loj fasste das Mädchen um die Schulter und nickte. »Und? Hörst du, was sie sagt? Sogar sie hat es verstanden! Die weißen Kuppeln des Schlosses über der Welt beginnen
zu leuchten. Das silberne Licht hat an Kraft zugenommen, wie um dem sich nähernden Sturm zu trotzen.«
    »Nein«, sagte Viktor. »Ich verstehe … aber so geht das nicht.«
    Loj wandte sich zornig um und deutete nach Süden. Dann erstarrten ihre Bewegungen.
    »Drachentöter!«
    Ein Schrei drang vom Ufer zu ihnen. Weit unten, am Anfang des Weges, warf der Magier der Luft, der ehemalige Drachentöter, die Arme nach oben. Seine Stimme, die der Wind erfasst hatte, traf direkt auf ihre Ohren.
    »Drachentöter! Ich werde dich meinen Weg nicht gehen lassen! Nein!«
    »Beruhige dich, Unglücklicher!« Loj stand am äußersten Rand der Steilwand. »Du hast nichts …«
    Die Luft heulte auf, als Ritor seinen Schlag führte. So unerwartet und so stark, dass sich Viktor im Fallen – so unpassend es auch war – für die Meisterschaft seines Gegners begeisterte. Dieser vom Misserfolg wahnsinnig gewordene Magier war ein Meister, ein großer Kämpfer; und sogar Viktors Kraft, die eigentlich viel größer war als die des Luftmagiers, konnte an der Situation nichts ändern.
    Während er über den bernsteingelben Weg schlitterte, sah Viktor, wie sich die Mauern des Schlosses mit blutigem Gleißen überzogen. Wie dessen Luftschild zerfiel, unfähig, dem Ansturm von Ritors Beschwörungsformel zu trotzen.
    Was tun?
    Loj schrie auf, als der reißende Wind sie über die Kante in die Tiefe zerrte. Hinab zu den Windungen des Weges … Tel hatte sich in einem unvorstellbaren Sprung ausgestreckt und es noch geschafft, sich an Viktors Schulter zu klammern;
jetzt hing sie schluchzend an ihm und krallte ihre Nägel in seine Haut.
    Noch ein Windstoß, noch ein Angriff, und Viktor und Tel würden ebenfalls von dem Band aus gelb-goldenen Steinen abrutschen.
    An der vorletzten Biegung des Weges, etwa zwanzig Meter unter ihnen, lag Loj. Zu Viktors Überraschung war sie am Leben. Die Zauberin hatte sich bereits erhoben, schüttelte den Kopf, krümmte sich unter dem Ansturm des Windes. Aus solcher Höhe ohne einen Knochenbruch? Katze …
    Aber ihnen stand ein viel weiterer Weg bevor.
    Der Wind, der Ritor gehorsam ergeben war, ließ sie nicht senkrecht in die Tiefe stürzen. Er trug und zog sie, zerrte sie über die Felsvorsprünge hinab zum Ufer, geradewegs in Richtung des triumphierenden Magiers. Viktor versuchte, sich der Magie zu bedienen, die Luftflügel aufzuspannen …
    Nein.
    Ritor lachte laut auf, als er Viktors vergebliche Bemühungen bemerkte. Wahrscheinlich lag für den alten Magier alles klar auf der Hand. Denn einst war er denselben Weg gegangen. Er war über die Spiralen aufgestiegen, hatte zugeschlagen und sich Einlass verschafft in das Schloss über der Welt.
    Und er hatte schließlich die Weihe zum Drachentöter empfangen.
    »Du kannst es!«, schrie Tel. »Du kannst es.«
    Der Wind versuchte, sie auseinanderzureißen, wirbelte ihre ineinander verkeilten Körper herum, fuhr dann mit einem strammen Keil zwischen sie, wie ein elastisches Kissen …

    Kissen?
    Viktor gab den Versuch zu fliegen auf. Er wartete, bis sie schon ganz nahe an den Ufersteinen waren, unmittelbar davor, dann zog er mit einer einzigen Kraftanstrengung eine prall gefüllte Luftlinse unter sich. Federnd und weich und rettend …
    Ritor schrie auf, schwankte und bedeckte sein Gesicht mit den Händen, als hätte Viktors Tat ihn in einen Schock versetzt. Die Luftlinse zerplatzte, warf Viktor mit dem Gesicht nach unten, Tel landete auf ihm, und er kam erst nachträglich dazu, sich über diesen Erfolg zu freuen.
    »Nein, nein, nein!«, schrie Ritor, während er zurückwich. Der Sturm war verstummt, entweder der Alte hatte sich endgültig verausgabt, oder … »Warum nur? Wie kann das sein!«
    Viktor erhob sich und stützte Tel. Das Mädchen hatte offensichtlich einen Schwächeanfall.
    »Was willst du, Ritor?«
    Der Magier der Luft wand sich, als ob er Schmerzen hätte. »Dich, Drachentöter! Dein Leben!«
    »Steht es dir zu, es mir zu nehmen,

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