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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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seinen plötzlich erwachenden Blutdurst … und mit einem Mal erinnerte er sich, ja, genau so war es damals gewesen, so trunken vor Vorgenuss war er auf das heiße, strömende Drachenblut, das in einem Schwall auf ihn niedergehen würde, damals, als er seinen Feldzug begann. Viele Jahre waren seither vergangen. Er hatte geglaubt, dass der wahnsinnige Kampfesrausch verschwunden war – aber nein, er hatte die ganze Zeit tief im Verborgenen geschlummert und auf seine Stunde gewartet.
    Torn hatte alles richtig eingeschätzt, dachte Ritor plötzlich. Der Clan der Luft würde keine Rache nehmen. Denn auch das Wasser würde bis zum letzten Mann gegen die Angeborenen kämpfen … es sei denn, die Beleidigung, die Ritor seinem Widersacher in der Hitze des Wortgefechts hingeworfen hatte, nämlich dass Torn sich hatte kaufen lassen, erwiese sich als schreckliche Wahrheit.
    Dann bliebe nur eines übrig – im Kampf zu sterben.
    Jedenfalls, wenn der Drache nicht kam.
    Aber Torn hatte schon den Drachentöter gerufen … Der Zauberer des Wassers hatte wohl kaum gelogen. Ein Magier seines Standes wusste schließlich genau, dass die Wahrheit
die schrecklichste aller Waffen war – wenn sie im richtigen Moment am richtigen Ort eingesetzt wurde …
    Er hatte zu wenig Informationen, musste Ritor sich wütend eingestehen. Wahrscheinlich hatte Loj Recht, es war unklug, die Dienste der Katzen zu verachten. Sie waren schlau und heimtückisch und immer auf ihren Vorteil bedacht, aber was sie auskundschafteten, musste man jedenfalls nicht mehr überprüfen.
    Der Spitzzahn der Vier Winde oder einfach der Spitzzahn, wie ihn ausnahmslos alle Bewohner der Mittelwelt nannten, erhob sich hoch über dem grünen Steilufer des Blauen Flusses. Kurz bevor dieser Fluss ins Meer mündete, durchschnitt er die Felswände und beschrieb einen weiten Bogen um die steil aufragende steinerne Klippe. Hier trafen Bergwälder und Meeresdünen zusammen, hier befand sich die südliche Grenze der Clans, hier begann das Heiße Meer. Nach Norden hin erstreckten sich Berge, hinter denen die Besitzungen der anderen Clans lagen und Feros, die Hauptstadt vom Clan der Erde. Warme Steppen wechselten sich mit Wäldern ab, das Auge erblickte umgepflügte Äcker, Städtchen, Dörfer, große Gutshöfe und vereinzelte Gehöfte. Und noch weiter, hinter der Steppe, hinter den Ziwascher Sümpfen, viele Hundert Meilen entfernt lag ein Land, wo Menschen, Gnome und Elfen wohnten sowie all jene, die aufzuzählen zu viel Platz einnehmen würde. Auch dort gab es Städte – Lehensbesitzungen der Clans, Schlösser von Vasallenfürsten. Dort verlief die Route der Gnome. Und noch weiter nördlich, hinter dem Gürtel der Grauen Grenze, lag unbewohntes, unbekanntes Land, leer und unwirtlich. Keiner der Clans wollte dort leben, alle hatten sie die warmen, lieblichen Küstenregionen gewählt, die stark an die verlorene Heimat erinnerten. Der ferne Norden blieb unbesiedelt,
und sogar diejenigen, die von der Anderen Seite zu ihnen kamen, zogen es vor, sich weiter südlich niederzulassen. Die Wälder dienten den Elfen als Wohnstatt. Die Route der Gnome führte mitten durch das Land, zerschnitt es wie ein eiserner Faden. Die Magier der Clans, und erst recht die der Elementaren Clans, kamen selten dorthin. Höchstens um den Grundzins einzutreiben, den zu bezahlen alle verpflichtet waren, die die Erde bearbeiteten oder ein Handwerk ausübten oder ein anderes Geschäft mit Handel oder Versorgung betrieben.
    Der Clan der Luft hatte sich nicht zufällig neben diesem Steilfelsen niedergelassen. Der Spitzzahn war das Zentrum stürmischer und ununterbrochener Magie des Äthers, hier stießen die Winde zusammen, die über der endlosen, flachen Ebene des Meeres an Fahrt gewonnen hatten, hier trafen sie auf andere Winde, die an den Gipfeln der Berge Kraft gesammelt hatten; der hoch aufragende Fels schien sie anzuziehen, hier gaben sie ihre Kraft preis, hier konnte man sogar zum Flug aufsteigen, wenn die Zauberkraft des durchsichtigen Elements am schwächsten war.
    Hier hatte Taniel das Fliegen gelernt …
    Ritor spürte, wie sich sein Herz schmerzlich zusammenzog, und verbot sich augenblicklich, an den Jungen zu denken. Taniel würde nicht zurückkommen. Ritor konnte ihn nur noch rächen. Und obgleich der Magier mehr als einmal über den dummen Aberglauben gelacht hatte, der besagte, dass eine ungerächte Seele keine Ruhe finden kann – jetzt begriff er mit einem Mal, dass auch er daran glaubte. Oder wollte

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