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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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der Erde?«, wollte Tel wissen.
    »Ja, das Oberhaupt des Clans. Er hat hier auf dem Weg in die Schneesteppen haltgemacht. Ein schwächlicher Mann mit Glatze …« Rada begann zu flüstern: »Dem Aussehen nach völlig gewöhnlich. Da macht jeder beliebige Jäger oder Zimmermann mehr her. Wo die Seele nicht überall einzieht … Aber getrunken hat er – das glaubt Ihr nicht.«
    Entweder waren ihr die nächtlichen Gäste plötzlich sympathisch geworden, oder die junge Frau hatte beschlossen, dass das Geschäft vorgeht, jedenfalls war ihre anfängliche Kälte verschwunden.
    »Gleich kommt Euer Essen«, teilte sie ihnen mit. »Jeweils ein Scheibchen gedünsteten Fisches, dazu Gemüse, außerdem Saft und Weinbergschneckenpastete. Das wird genau das richtige Abendessen für Euch sein. Glaubt mir. Bleibt Ihr länger?«
    »Nein«, sagte Tel mit Bedauern in der Stimme. »Morgen müssen wir weiter.«
    »Vielleicht könnt Ihr wenigstens bis zum Mittagessen bleiben. Suppe auf Elfenart, Rebhuhn im Teig und dazu Liköre vom Clan der Bären. Ihr werdet es nicht bereuen.« Sie lächelte Viktor an und verschwand wieder hinter der Tür.
    »Das bestimmt nicht«, stimmte Tel zu und trank ihren Cocktail aus. »Ach ja … du wolltest morgen nach Hause zurückkehren. Und wann? Gleich morgens oder nach dem Mittagessen?«
    Viktor wusste nicht, was er antworten sollte.
     
    Heimat. Ritor, hier wurdest du geboren, und hier wuchst du auf. Hier lerntest du. Von hier bist du zu deinem Feldzug aufgebrochen, der für alle Eingeweihten so schicksalhaft wurde; und hierher bist du zurückgekehrt … ohne auch nur
daran zu denken, geschweige denn vorauszuahnen, dass du eines Tages mit eigenen Händen würdest korrigieren müssen, was du immer für deine größte Heldentat gehalten hast.
    Natürlich bemerkten sie ihn schon von weitem. Und er versuchte auch nicht, ungesehen zu bleiben. Seine züngelnde Aura der Kraft war für die Magier seines Clans schon aus vielen Meilen Entfernung zu erkennen. Und als er seine Flügel schloss und sich neben dem Vordach der Magierschule, die gleichzeitig seine Wohnstatt war, niederließ, hatte sich rundherum bereits eine Menschenmenge versammelt. Alle schwiegen. Sie wussten, dass sich ein Unglück ereignet hatte.
    Ritors Augen suchten in der Menge nach Taniels Mutter. Er senkte den Kopf, unfähig, ihren Blick voll schmerzlichen Vorwurfs zu ertragen. Er hatte nichts auszurichten vermocht, hatte den Jungen nicht behütet, nicht verteidigt, und jetzt waren alle Worte sinnlos.
    Dennoch und trotz alledem begann Ritor zu sprechen. Er durfte vor seinen Leuten keine Geheimnisse haben. Das Wasser verstand sich auf die Kunst der Lüge – wie übrigens auch die Luft -, aber was er ungesagt ließe, würde der Feind verdrehen und eilig herumerzählen.
    Kurz, aber ohne etwas zu verschweigen, berichtete Ritor von dem Kampf mit Torn und dessen Leuten in der Burgruine, über den Verrat, die Ermordung der Abordnung vom Feuerclan und darüber, wie man ihn – alle Gebräuche missachtend – auf Loj Iwers Ball hatte umbringen wollen.
    »Nun, Brüder, was sollen wir jetzt tun? Schweigen, ausharren, uns ergeben?« Mit dieser Frage schloss er seine Erzählung.
    Die Menge, die ihm in Grabesstille gelauscht hatte, brach innerhalb eines Wimpernschlags in kreischendes Geheul
aus. Ritor erblickte erhobene Fäuste, von Hass entstellte Gesichter, von Zorn und Rachgier verzerrte Münder. In Hunderten von Kehlen stieg ein Schrei auf: »Tod ihnen!«, wurde vom Wind erfasst und weit hinausgetragen ins Land – und Ritor wusste, dass sogar die Leute auf den weit entfernten Farmen jetzt in ihrer Arbeit innehielten und mit Angst im Herzen jenen Schrei voller Hass vernahmen.
    »Krieg«, erklang über dem Platz der lautlose Ruf der Häuser. »Krieg und Tod ihnen allen«, wiederholten die Felsen. »Feuer und Tod über sie«, rauschten die Wälder.
    Nur der kluge, träge Fluss schwieg dieses Mal.
    Und das Meer sagte niemals etwas.
    Endlich legte sich der stürmische Aufruhr, und Ritor hob die Hand.
    »Wie es das Gesetz verlangt, werden wir noch heute im Rat des Clans über alles sprechen. Ich werde nachdenken. Und auch ihr werdet nachdenken. Morgen bei Tagesanbruch werden wir unsere Entscheidungen vergleichen.«
    Zweifellos werden sie den Krieg wählen, ging es Ritor durch den Kopf. Allzu gut wissen sie über meine Feindschaft mit Torn Bescheid. Die Clans selbst sind schon lange nicht mehr aneinandergeraten … aber ein Anschlag ist ein Anschlag, und eine

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