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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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dass es wandelnde Leichen gab, deren Abneigung gegen Schnapsgeruch gewissermaßen eine zu vernachlässigende Kleinigkeit war.
    Der Weg ging in eine richtige Straße über. Sie hatten keine gestampfte Erde mehr unter den Füßen, sondern sorgfältig verlegte Pflastersteine. Hier war es heller – in vielen Häusern waren trotz der späten Stunde noch Fenster erleuchtet, vor einigen brannten Laternen. Viktor sah sich aufmerksam um, er war begierig, die Besonderheiten dieser Welt auszumachen. Etwas Mystisches, Unwirkliches oder zumindest etwas Mittelalterliches.
    Aber weit gefehlt!
    Ordentliche saubere Häuser mit zwei bis drei Stockwerken. Bei den meisten schien das Erdgeschoss aus Stein und der Aufbau aus Holz zu bestehen. Die Fenster waren verglast. Die Laternen bestanden aus fein ziselierten metallischen Gehäusen, die mit mattem Glas versehen waren, jedoch brannte das Licht darin allzu gleichmäßig.
    Aber es war der Knopf neben der Eingangstür eines Gebäudes, der Viktor endgültig aus der Fassung brachte. Ein Knopf! Ein metallischer Knopf, der genau an der Stelle angebracht
war, wo sich üblicherweise der Klingelknopf befand!
    »Gibt es hier etwa Elektrizität?«, rief er vorwurfsvoll. Tel blickte ihn verwundert an, so dass er unwillkürlich die Stimme senkte. Das Gesicht des Mädchens sah im Licht müde, fast grau aus.
    »Ja und?«
    »Warum?«
    »Warum sollte es die nicht geben? Oder hab ich dir gesagt, dass die Straßen hier mit Robbenfett und Birkenkienen beleuchtet werden?«
    »Nein, aber … Wenn es hier …« Viktor stockte, während er verzweifelt nach Worten suchte. »Tel, ich kann schon an all das glauben: an eine andere Welt oder eine andere Seite der Realität. Gott weiß weshalb, aber ich kann das! Gut, hier leben Elfenfrauen, von denen es nie genug gibt und die mit Männern schlafen! Und die Leichen gehen hinter der Grauen Grenze um, die von Zauberern errichtet wurde!«
    Tel lächelte herablassend.
    »Aber dann – kann es hier keine Technik geben! Keine Elektrizität, keine Lampen, Klingeln oder Maschinen!«
    Über ihren Köpfen wurde polternd ein Fenster geöffnet, und eine wütende Stimme zerriss die Nacht: »Ewig diese Sauferei, wie die Schweine … he, ihr da unten, macht, dass ihr weiterkommt!«
    In seiner Wut hätte Viktor um ein Haar zurückgebellt, aber er besann sich noch rechtzeitig. Erstens war seine Position für einen Streit äußerst ungünstig, und zweitens war er wirklich im Unrecht.
    »Viktor, du bist müde«, sagte Tel mit weicher Stimme. »Lass uns gehen.«

    Gehorsam schritt Viktor hinter dem Mädchen her, als wäre er tatsächlich ein Betrunkener, der von seiner ehrerbietigen Tochter geführt wurde.
    »Alles ist möglich«, redete Tel ihm zu. »Das hier ist die Mittelwelt, verstehst du? Hier ist alles möglich …«
    Sie blieben vor einem langgestreckten, zweistöckigen Gebäude stehen. Zur Abwechslung war es ganz aus Stein.
    »Ein Hotel«, erklärte Tel.
    Viktor lag eine boshafte Antwort auf der Zunge, er wollte schon »Herberge« sagen, aber er hielt sich zurück. Tel öffnete, ohne zu zögern, die unverschlossene Tür, und sie traten ein.
    Vor ihnen lag eine kleine Halle mit Wänden aus rohem, rot gebranntem Ziegelstein, an denen einfache Stickbilder in leuchtenden Farben hingen. Auf der einen Seite stand eine Reihe massiver harter Lehnstühle, auf der anderen ein Tisch von eindrucksvollen Ausmaßen, an dem zwei Leute saßen. Es waren einige Türen und eine Wendeltreppe, die nach oben führte, zu sehen. Nichts Ungewöhnliches, so könnte ein kleines, heimeliges Hotel irgendwo in Westeuropa aussehen. Von der Decke hing ein Kristallleuchter herab. Mit einem resignierten Seufzen wandte Viktor den Blick von den elektrischen Glühbirnen ab.
    »Guten Abend!«, sagte Tel vernehmlich.
    Ein hagerer junger Mann mit roten Haaren erhob sich. Er war in einen zerknitterten Anzug undefinierbaren Schnitts gekleidet und trug ein graues, zerdrücktes Barett auf dem Kopf. Er sah lächerlich aus, aber mehr auch nicht.
    »Guten Abend, Mädchen«, sagte er mit überraschend tiefer Stimme. Tel musterte er kurz und gleichgültig. Viktor dagegen begutachtete er sehr viel eindringlicher.

    Aber der konnte seine Augen nicht von dem anderen Wesen am Tisch abwenden.
    Es war ein Elf.
    Und Viktor bedurfte keinerlei Erklärungen, um den Unterschied zwischen einem Elfen, einem Halbelfen und einem Menschen zu begreifen. Wahrscheinlich war es gut, dass er zuerst einen Halbelfen gesehen hatte – auf diese

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