Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow
war.
»Oho …«, war alles, was Viktor sagen konnte. Er wollte sich schon die Augen reiben. »Tel, wenn du mir gesagt hättest … was uns … hier erwartet, wäre ich doppelt so schnell gegangen.«
»Woher hätte ich wissen sollen, dass wir zu Geld kommen?«, antwortete das Mädchen mit einer Gegenfrage. »Hallo, Wirt!«
Hinter dem Tresen öffnete sich eine kleine Tür, und ein Mädchen erschien im Türrahmen. Sie war etwas älter als Tel, vielleicht sechzehn, siebzehn, hübsch und strahlend, aber nicht von Schminke, sondern aus sich selbst heraus. Tel geriet ein wenig in Verwirrung.
»Und wo ist der verehrte Konam, der Schweigsame?«, fragte sie. »Schläft er schon?«
Zwischen den beiden Mädchen machte sich augenblicklich eine gewisse Anspannung breit.
»Papa schläft schon seit drei Jahren«, sagte das Mädchen trocken. »Ich bin nicht ganz so schweigsam wie er, aber das ist, wie ich hoffe, mein einziger Nachteil.«
»Entschuldigen Sie.« Jetzt sah Tel wirklich verwirrt aus. »Konams Restaurant war auf der ganzen Route berühmt …«
»Es hat nichts von seinem Ruhm eingebüßt und auch den Namen beibehalten.«
»Wir sind sehr müde und fast am Verhungern.« Viktor hatte begriffen, dass er sich in das Gespräch einschalten musste. »Wenn Sie also noch nicht geschlossen haben …«
Das Mädchen runzelte die zarte Stirn. »Wer würde angesichts von Gästen schließen? Essen, Wein? Womit kann ich dienen?«
»Was empfehlen Sie, wenn man mitten in der Nacht die Graue Grenze entlang gewandert ist?« Jetzt stellte Viktor eine Gegenfrage.
Das Mädchen nickte zustimmend. »Gleich wird man Euch alles bringen …«
Eine Sekunde später war sie hinter der Tür verschwunden, und Tel blickte Viktor traurig seufzend an. »Er war ein toller Typ …«
»Wer? Konam?«
»Ja. Ein großartiger Kämpfer. Ein Abenteurer. Im Übrigen … davon gibt es ja viele. Aber im Alter kaufte er sich dieses nette kleine Restaurant hier und nannte es Konams Königreich . Damit wurde er in der ganzen Mittelwelt bekannt.«
»Interessante Karriere.«
»Ruhm erwirbt man sich nicht zwangsläufig mit dem Schwert …« Wieder seufzte Tel und fügte hinzu: »An seine Tochter kann ich mich fast nicht mehr erinnern.«
»Warst du schon öfter hier?«
»Ja, aber das ist lange her.«
»Dieser junge Mann da draußen, ich glaube, er hat dich erkannt.«
Tel zuckte mit den Schultern. »Kann sein. Soll er doch.«
Konams Tochter kam zurück. Schweigend holte sie unterm Tresen zwei hohe Pokale hervor, goss zunächst eine rote Flüssigkeit aus einem Glaskrug hinein und füllte die Gläser dann mit drei verschiedenfarbigen Inhalten aus drei weiteren Flaschen auf. Sie hantierte schnell und geschickt, so dass sich die Flüssigkeiten nicht miteinander vermischten, sondern ein Cocktail mit vier Schichten entstand.
»Trinkt das als Erstes«, empfahl sie.
Viktor setzte sich auf einen Barhocker, und Tel ließ sich neben ihm nieder. Sie nahm ihren Cocktail, hielt ihn vor eine Kerze und schaute ihn kritisch an.
Die vier Schichten fingen an sich zu bewegen, durchdrangen sich langsam gegenseitig. Viktor begriff zu seiner Verwunderung, dass sich auf ihrem Getränk jetzt die sieben Streifen abzeichneten, die das gesamte Farbspektrum ausmachten.
»Sie wissen, wie man einen Regenbogentraum mixt!«, rief Tel begeistert. »Das ist ja wunderbar!«
Das Lob schmeichelte dem Mädchen offenbar.
»Ich heiße Rada.«
»Rada, ich habe gehört, dass Konam geschworen hat, keinem je das Rezept zu verraten.«
»Papa hat es auch niemandem verraten. Nicht mal mir. Ich habe es selbst ausgetüftelt.«
Viktor nahm einen vorsichtigen Schluck. Das Getränk war eindeutig alkoholisch, aber es schmeckte ganz und gar ungewöhnlich. Er fühlte sich buchstäblich nach dem ersten Schluck gestärkt, gleichzeitig begann sein Körper sich zu entspannen.
»Nein wirklich, es gibt nichts Besseres für einen müden Reisenden zu später Stunde als ein Glas Regenbogenträume!«, sagte Tel. »Ach … warum hat Konam erst so spät seine Berufung entdeckt? Was er sich für wunderbare Getränke ausgedacht hat!«
Viktor befürchtete schon, dass die Worte Rada kränken würden, aber das Mädchen nickte zustimmend. »Ja. Und ich werde mich im Gegensatz zu ihm nicht erst jahrelang mit Schwachsinn beschäftigen. Kommt morgen früh hier vorbei, ich bereite Euch einen Sprudelnden Tag auf Kosten des Hauses. Das ist mein eigenes Rezept. Sogar Herr Andrzej wusste es zu schätzen.«
»Der Magier
Weitere Kostenlose Bücher