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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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überschätzten ihre Kräfte und versuchten zu lauschen, ihren Lehrern etwas abzuschauen. Er war genauso gewesen. Und wenn es dem Jungen wirklich gelingen sollte, dann bedeutete das auch, dass er das Recht hatte, die Entscheidung der Magier zu kennen.
    »Seltsam«, bemerkte Ritor gutmütig, »früher habe ich nie ältere Schüler beim Wischen gesehen.«
    »Ich hatte das Gefühl, dass es nicht fair ist, immer nur die Jüngeren zum Putzen abzukommandieren.«
    »Was für ein weise Idee.« Ritor nickte. »Ich gestatte dir, bis zum Tag deiner Prüfung täglich hier zu putzen.«
    Der Junge blickte bekümmert auf den Lappen in seiner Hand, während Ritor weiterging.
    Sie hatten bereits einen magischen Schutzwall errichtet, und er war so stark, dass Ritor nicht mehr nachbessern musste. Der runde Saal, in dem sich fast dreißig Leute versammelt hatten, war entlang der Wände von einem Kokon aus Winden umgeben. Es stand nichts Überflüssiges herum, nur Korbstühle und in ihrer Mitte ein Korbtisch mit einigen Büchern darauf, für den Fall, dass einen von ihnen das Gedächtnis im Stich ließ und sie gezwungen wären, in den alten Lehren, in den zwar nutzlosen, aber hoch geachteten Weisheiten der Jahrhunderte, nachzuforschen. Die Luft im
Saal war angenehm trocken, aber unter diesen Umständen war das unbedingt notwendig. Selbstverständlich gab es kein Feuer – wozu auch, die Kuppel war geöffnet, und Sonnenlicht flutete in den Raum. Es herrschte nahezu sterile Sauberkeit, kein Staub, kein Körnchen Erde lag auf dem Boden.
    Geheimhaltung. Vielleicht übertrieben, aber vielleicht auch unzulänglich. Auf jeden Fall war es besser, sie zu wahren.
    Alle Blicke waren auf Ritor gerichtet. Der Magier hob die Hand und begrüßte seine Gefährten. Ein Kampf stand bevor. Ein gutartiger Kampf unter Freunden, die das Gleiche wollten, aber verschiedene Taktiken verfolgten. Die schwerste Form des Kampfes.
    »Wer hält mich für einen Feigling?«, fragte Ritor. Er wartete, bis sich die Stille gesetzt hatte, und schritt gemächlich zur Mitte des Saals. Prüfend ließ er den Blick über die Magier des Clans schweifen und überlegte wie schon unzählige Male zuvor, wer von ihnen gleich zustimmen, wer sich überzeugen lassen und wer bis zuletzt an seiner Auffassung festhalten würde. »Dann werde ich jetzt etwas sagen, was nicht allen gefallen wird. Den Feind kann man auf verschiedene Weise besiegen. Man kann ihn vernichten. Wenn die Kräfte ausreichen …«
    Ein leises, unzufriedenes Gemurmel war zu vernehmen. Aber niemand erhob Einwände; unter den hier Versammelten gab es keine Dummköpfe und Wahnsinnigen.
    »Oder man erkennt die Absichten des Feindes – und macht diese zunichte.«
    »Bist du sicher, dass du ihre Absichten erkannt hast?«, erklang eine leise Stimme, die Ritor erschaudern ließ. Kan, der Unglückliche, der zwar nie ein guter Magier geworden
war, aber im Ruf des besten Giftmischers des Clans stand, blickte ihm in die Augen.
    »Ja, Bruder«, sagte Ritor leise. »Ja, das bin ich.«
    »Das heißt, mein Sohn bleibt nicht ungerächt?«
    Ritor nickte nur.
    Er hatte nicht den Mut, dieses Versprechen laut zu geben, denn er wusste nicht, ob er es halten konnte.
     
    Viktor öffnete die Augen, als der morgendliche Friede von zornigen Schreien zerrissen wurde. Draußen herrschte ziemlicher Lärm.
    »Deine Hände sollen austrocknen! Soll dich ein Stromschlag treffen! Ach, wenn dich doch ein verrückter Magier in eine stinkende Kröte verwandeln würde!«
    Die verschnörkelten Verwünschungen beraubten Viktor der Gelegenheit, sich wenigstens unmittelbar nach dem Aufwachen, noch ehe er die Augen geöffnet hatte, für ein paar Minuten wie zu Hause zu fühlen. Nein. Er war noch immer hier, in dieser verrückten Mittelwelt, wo des Nachts Tote umherwandelten, die seit Jahrhunderten keinen Frieden fanden, wo die Straßen elektrisch beleuchtet waren und in den Hotels Elfen als Nachtwächter arbeiteten. In dieser Welt, die sowohl ein Zaubermärchen als auch ein realer Alptraum sein könnte …
    Ihr Zimmer war gemütlich, aber nicht groß. Es war sicher nicht das beste Zimmer des Hotels, wie der rothaarige Jüngling gestern Abend versprochen hatte. Viktor blickte auf das Bett an der gegenüberliegenden Wand – es war leer. Der Überwurf war ordentlich übergelegt, und hinter der Badezimmertür war es still. Viktor war beinahe froh, dass Tel verschwunden war. Er stand auf und warf einen Blick zum Fenster hinaus, ehe er sich anzog.

    »Wer schärft

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