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Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow

Titel: Drachenpfade - Lukianenko, S: Drachenpfade - Ne wremja dlja drakonow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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nachzudenken, nach dem Griff des nicht vorhandenen Pallaschs.
    Der, den er für den Anführer des Feuers gehalten hatte, lachte auf. »Warum? Sie haben euch nicht verraten, Ritor. Wir mussten sie lange überreden, damit sie uns den Treffpunkt nannten …«
    Die Brüder Klatt traten gleichzeitig nach vorne – sie benötigten keine Absprache, um sich zu verständigen. Ihre Säbel und Pistolen waren im Wald zurückgeblieben, in hundert Schritt Entfernung von der Ruine, so sahen es die Regeln vor – ein Magier spürt leicht verborgene Waffen auf, auch zur Stunde des Grauen Hundes. Aber selbst die langen Messer in den Händen der Brüder konnten ihnen jetzt von Nutzen sein. Taniel versuchte ebenfalls, Ritor und dem Magier mit seinem Körper Deckung zu geben, aber Ritor stieß ihn mit dem Ellbogen zurück. Im Kampf war der Junge keine Hilfe.
    »Wir gehen«, sagte Ritor. Es war eine Feststellung, keine Frage, und er bemühte sich, seiner Stimme eine Sicherheit zu verleihen, die er ganz und gar nicht empfand.

    Zwischen dem Clan der Luft und dem des Wassers gab er keinen offenen Zwist. Gelegentlich hatten sogar freundschaftliche Verhältnisse geherrscht – so zu Zeiten des großen Krieges. Vielleicht würde man sie ziehen lassen.
    »Nein«, sagte jener, der das Wasser anführte. »Ich fürchte, das tut ihr nicht, Ritor.«
    Es war ihre Zeit. Der Moment ihrer unbegrenzten Kraft. Und sie hatten keine Angst, sie auszuüben.
    Alle fünf hoben die Arme und warfen die Umhänge der ermordeten Feuerkinder von ihren Schultern. Erst jetzt konnte man sehen, dass der orangefarbene Stoff an manchen Stellen zerrissen war und bräunliche Flecken hatte. Unter der fremden Kleidung kam ihre eigene hervor: schimmernd blassblaue, eng anliegende Kamisole.
    Es war die Stunde ihrer Kraft – und niemand auf der Welt vermochte es, die Magie des Wassers aufzuhalten.
    Die Klatts warfen sich ohne zu zögern in den aussichtslosen Kampf. Ritor sah deutlicher, als ihm lieb war, wie der ältere der Brüder strauchelte, schwankte und sich an die Gurgel fasste. Sein beweglicher, schmaler Körper begann sich aufzublasen, im gleichen Augenblick riss krachend der Stoff seines Rocks und die silbernen Schließen sprangen klingend über die Steine. Im Handumdrehen war sein Körper plump und unbeweglich geworden und der Krieger stürzte zu Boden. Ein gellender Schrei erschütterte die Ohren.
    Dann platzte der ältere Klatt. Mit einem widerwärtigen Geräusch riss seine Haut, unnormal helles, durchsichtiges Blut spritzte in alle Richtungen.
    Blut wie Wasser.
    Der Jüngere der Brüder lebte ein paar Sekunden länger. Jede Magie benötigt ein Gegengewicht – sein Körper platzte
nicht, sondern trocknete aus. Der Mann schaffte es sogar noch zuzustechen, sein Messer glitt über die Brust eines der Feinde. Wohl ohne die übliche tödliche Kraft, doch immerhin stöhnte jener auf, strauchelte und brachte den Angriff durcheinander. Der vertrocknete, mumienartige Körper des jüngeren Klatt fiel vor den Kämpfern des Wassers zu Boden. Der Augenblick der Verwirrung dauerte nur kurz, und doch …
    »Verschwinde, Ritor!«, schrie Schatti und trat nach vorne. Er war an der Reihe zu sterben, und der Magier wusste das.
    Ritor blickte sich um. Sich an den Feinden vorbei zur Treppe durchzuschlagen war aussichtslos. Es blieb nur ein einziger Ausweg: Die eingestürzte Mauer hinter ihm, wo der Himmel leuchtete und die schwindelnde Höhe atmete.
    Etwas mehr Kraft! Nur ein wenig mehr!
    »Taniel!« Ritor zog seinen Neffen mit sich. Sah die Angst in dessen Augen. Zu seiner Stunde war der Junge schon zu vielem fähig, aber jetzt … »Taniel, sonst sterben wir!«
    Wind erfasste sie am Rücken. Wahrscheinlich gab der Magier alle seine Kräfte in diesem letzten Kampf, der kurz und hoffnungslos war. Ein reißender Luftstrom schleuderte die Kinder des Wassers zur Treppe. Ganz wie Augenblicke zuvor Klatt der Ältere fasste sich nun ihr Anführer an die Gurgel. Schatti hatte den Hauptangriff gegen ihn gerichtet, er sog ihm die Luft aus den Lungen und drohte ihn zu ersticken. Wäre es nicht die Stunde des Erwachenden Wassers – der Magier wäre in der Lage gewesen, seinen Gegner auf diese Weise zu vernichten.
    »Spring!«, rief Ritor dem Jungen zu. Jener atmete tief aus, den Blick seiner tödlich erschrockenen Augen fest auf Ritor geheftet, und tat einen Schritt ins Leere.
    Hinter ihm pfiff eine Wasserpeitsche.

    Im Sprung drehte Ritor sich um und sah, wie die elastische hellblaue Rute,

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