Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
Vom Netzwerk:
»Wenn ihr mich nicht gesucht hättet, wärt ihr vielleicht schon da.«
    »Ja, und du wärst Vogelfutter«, antwortete Schwefelfell. »Vergiss es.«
    »Legt euch jetzt hin und schlaft«, brummte Lung aus der dunkelsten Höhlenecke. Er hatte sich ganz eng zusammengerollt, die Schnauze auf die Schwanzspitze gelegt und die Augen fest geschlossen. Der Flug im Sonnenlicht hatte ihn mehr erschöpft als drei durchflogene Nächte. Selbst die Sorge um den richtigen Weg konnte den Schlaf nicht von seinen Lidern scheuchen.
    »Ja, du hast Recht«, murmelte Ben, streckte sich auf dem kühlen Höhlenboden aus und legte seinen Kopf auf den Rucksack. Fliegenbein legte sich neben ihn, als Kissen nahm er die Hand des Jungen.
    Nur Schwefelfell blieb unschlüssig stehen und schnüffelte.
    »Riecht ihr das nicht?«, fragte sie.
    »Was?«, murmelte Lung schläfrig. »Pilze?«
    »Nein! Es riecht nach Feuer.«
    »Na und?« Ben öffnete ein Auge. »Hier sind überall alte Feuerstellen, siehst du doch. Scheint ein beliebter Unterschlupf zu sein.«
    Schwefelfell schüttelte den Kopf. »Einige sind gar nicht so alt«, sagte sie. »Die da zum Beispiel.« Sie stieß mit der Pfote die verkohlten Äste auseinander. »Die ist höchstens zwei Tage alt und die hier ist noch ganz frisch. Gerade ein paar Stunden alt.«
    »Gut, dann halte Wache«, seufzte Lung verschlafen. »Und weck mich, wenn jemand kommt.« Dann war er eingeschlafen.
    »Ein paar Stunden alt. Bist du sicher?« Ben rieb sich den Schlaf aus den Augen und setzte sich wieder hin.
    Fliegenbein lehnte sich gähnend an seinen Arm. »Welche denn, Pelzgesicht?«, fragte er.
    »Na, die hier!« Schwefelfell zeigte auf ein winziges Häufchen.
    »Du meine Güte«, stöhnte Ben und legte sich wieder hin. »Das sieht aus wie die Feuerstelle von 'nem Regenwurm, Schwefelfell.« Er rollte sich auf die Seite - und schlief im nächsten Moment genauso fest wie Lung.
    »Von einem Regenwurm, pah!« Schwefelfell nahm ärgerlich ihren Rucksack und setzte sich damit in den Höhleneingang. Fliegenbein folgte ihr.
    »Ich kann nicht schlafen«, sagte er. »Ich hab in letzter Zeit so viel geschlafen, dass es für die nächsten hundert Jahre reicht.« Er stellte sich neben Schwefelfell. »Machst du dir ernsthaft Sorgen wegen der Feuerstelle?«
    »Ich halt jedenfalls Augen und Ohren offen«, knurrte Schwefelfell und holte die Tüte mit den getrockneten Pilzen des Professors aus dem Rucksack.
    Fliegenbein machte vorsichtig einen Schritt aus der Höhle heraus. Das weite Tal glühte in der Mittagssonne. Nichts war zu hören.
    »So muss es auf dem Mond aussehen«, meinte der Homunkulus.
    »Auf dem Mond?« Schwefelfell knabberte an einem Steinpilz. »Den stell ich mir ganz anders vor. Nebelig und feucht. Ganz kalt.«
    »Aha.« Fliegenbein sah sich nachdenklich um.
    »Ich hoffe nur, die Feuerstelle stammt nicht von Staubelfen«, murmelte Schwefelfell. »Aber nein, Staubelfen machen nie Feuer. Aber was ist mit Trollen? Gibt es Bergtrolle in deiner Größe?«
    »Nicht, dass ich wüsste.« Fliegenbein fing sich eine vorbeischwirrende Mücke und stopfte sie sich hinter verlegen vorgehaltener Hand in den Mund.
    Da presste Schwefelfell plötzlich warnend den Finger an die Lippen. Sie warf ihren Rucksack in die Höhle, packte Fliegenbein und versteckte sich mit ihm hinter den Felsen.
    Fliegenbein hörte ein leises Brummen, dann ein Poltern - und vor den Höhleneingang rollte ein staubiges kleines Flugzeug. Es war froschgrün, bedeckt von der Schnauze bis zum Heck mit schwarzen Tatzenabdrücken. Auf den Tragflächen prangte ein Zeichen, das Schwefelfell seltsam bekannt vorkam.
    Mit einem Ruck ging das Cockpit auf und heraus kletterte eine graue Ratte. Sie war so dick, dass sie in ihrem Fliegeranzug wie die Wurst in der Pelle saß.
    »Saubere Landung!«, hörten Schwefelfell und Fliegenbein sie sagen. »Tadellos. Du bist eine Teufelsfliegerin, Lola Grauschwanz, ja, das bist du.«
    Die Ratte kehrte der Höhle den Rücken zu. Sie holte aus dem Flugzeug ein paar Rollen Papier, Stangen und ein Fernglas. »Wo hab ich denn das Buch?«, murmelte sie. »Blitz und Propellerbruch, wo ist das Ding?«
    Schwefelfell nahm Fliegenbein auf den Arm, legte den Finger auf die Lippen und schob sich aus ihrem Versteck.
    »Grauschwanz heißt du?«, fragte sie.
    Die Ratte fuhr herum und ließ vor Schreck alle Sachen fallen. »Was? Wer? Wie?«, stammelte sie. Dann sprang sie mit einem Satz in ihr Flugzeug und versuchte zu starten.
    »Halt, halt!«, rief

Weitere Kostenlose Bücher