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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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aussieht, ist das ein Ausreißer«, sagte der andere.
    »Blödsinn!«, rief Ben. »Lassen Sie mich los! Ich hab nichts gemacht, gar nichts!«
    Beunruhigt streckte der Drache den Hals noch weiter vor. »Lung!« Verzweifelt zerrte Schwefelfell an seinem Schwanz. »Lung, komm schon. Du musst weg hier.«
    »Aber der Junge braucht vielleicht Hilfe.« Der Drache machte noch einen Schritt vor. Die Männerstimmen wurden barscher und die von Ben immer zaghafter.
    »Er hat Angst«, sagte Lung.
    »Er ist ein Mensch!«, zischte Schwefelfell. »Und das sind auch Menschen. Die werden ihn nicht fressen. Und ausstopfen werden sie ihn auch nicht, aber uns, wenn sie uns erwischen. Also, komm endlich!«
    Aber Lung rührte sich nicht. Sein Schwanz peitschte den Boden.
    »He, pass auf, der will weglaufen!«, brüllte einer der Männer.
    »Ich schnapp ihn mir!«, rief der andere.
    Füße scharrten, Schritte entfernten sich. Lung machte wieder einen Schritt vor. »Ich hab ihn!«, brüllte ein Mann. »Au!«, schrie Ben. »Lass los! Lass los, du Mistkerl!« Da sprang Lung los. Wie eine riesige Katze schoss er durch die Keller der Fabrik. Schwefelfell rannte ihm schimpfend hinterher. Immer lauter wurden die Menschenstimmen, bis der Drache plötzlich zwei Männer sah. Sie kehrten ihm den Rücken zu. Der eine hatte den strampelnden Ben gepackt. Lung ließ ein leises Knurren hören. Tief und bedrohlich. Die Männer fuhren herum - und ließen Ben wie einen Sack Kartoffeln auf den Boden fallen. Erschrocken rappelte er sich auf und lief auf Lung zu.
    »Aber du solltest doch fliehen!«, rief er. »Ich ...«
    »Steig auf«, unterbrach der Drache ihn ohne die beiden Männer aus den Augen zu lassen. Sie standen immer noch wie angewurzelt da. Ben kletterte mit zitternden Beinen auf Lungs Rücken.
    »Fort mit euch«, sagte der Drache. »Der Junge gehört zu mir!« Seine raue Stimme hallte durch den dunklen Keller. Die Männer stolperten vor Schreck gegeneinander.
    »Ich träume!«, stammelte der eine. »Das is 'n Drache.«
    Die beiden rührten sich immer noch nicht vom Fleck. Da öffnete Lung das Maul, knurrte - und spuckte blaues Feuer. Es leckte über die schmutzigen Mauern, die schwarze Decke, den steinernen Boden. Es füllte den Raum mit lodernden Flammen. Entsetzt wichen die Männer zurück. Dann rannten sie schreiend davon, als wäre der Teufel hinter ihnen her.
    »Was ist? Was ist los?« Völlig außer Atem kam Schwefelfell herbeigestürzt.
    »Zum Kanal, schnell!«, rief Ben. »Wenn die zurückkommen, bringen sie zwanzig andere mit.«
    »Steig auf, Schwefelfell!«, stieß Lung hervor. Unruhig lauschte er den verhallenden Schritten der Männer. Als Schwefelfell endlich auf seinem Rücken saß, drehte der Drache sich um und sprang in großen Sätzen zu ihrem Versteck zurück.
    Durch die Ladeluke fiel immer noch helles Sonnenlicht. Vorsichtig steckte Lung die Schnauze nach draußen. »Es ist zu hell!«, zeterte Schwefelfell. »Viel zu hell. Was sollen wir bloß tun?«
    »Komm!« Ben zog sie mit sich von Lungs Rücken. »Er muss allein schwimmen. Dann kann er untertauchen und sie entdecken ihn nicht. Wir nehmen mein Boot.«
    »Was?« Misstrauisch wich Schwefelfell vor dem Jungen zurück und presste sich gegen Lungs Schuppen. »Wir sollen uns schon wieder trennen? Und wie finden wir uns wieder?«
    »Da ist eine Brücke!« Ben wandte sich dem Drachen zu. »Wenn du links den Kanal hinunterschwimmst, kannst du sie nicht verfehlen. Unter der versteckst du dich, bis wir kommen.«
    Lung sah den Jungen nachdenklich an. Schließlich nickte er. »Ben hat Recht, Schwefelfell«, sagte er. »Passt gut auf euch auf.« Dann zwängte er sich durch die Luke, tauchte tief in das schmutzige Wasser und war verschwunden.
    Beunruhigt guckte Schwefelfell ihm nach. »Wo ist dein Boot?«, fragte sie Ben ohne sich umzudrehen.
    »Hier.« Ben lief zu den gestapelten Kartons und zerrte sie zur Seite. Ein rot gestrichenes Holzboot kam zum Vorschein.
    »Das nennst du ein Boot?«, fauchte Schwefelfell entgeistert. »Das ist kaum größer als ein Pfifferling.«
    »Wenn es dir nicht gefällt«, antwortete Ben, »kannst du ja schwimmen.«
    »Pah!« Schwefelfell lauschte. Weit, weit entfernt waren aufgeregte Stimmen zu hören.
    Ben kroch hinter den Kistenstapel, in dem er bei ihrer ersten Begegnung gesteckt hatte, und tauchte mit einem großen Rucksack wieder auf. »Also, kommst du jetzt?«, fragte er und schob sein Boot zur Luke.
    »Wir ersaufen«, knurrte Schwefelfell und guckte

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