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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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Schwefelfell mit wichtiger Miene. »Mein Großvater hat ständig solche Dinger gezeichnet. Um seine Pilzvorratslager wieder zu finden.«
    Der Drache nickte. »Gut.« Er legte den Kopf zur Seite und blickte zum Himmel. »Wohin muss ich zuerst fliegen? Gleich nach Osten?«
    »Ahm, nach Osten? Warte mal.« Schwefelfell kratzte sich hinter den Ohren und beugte sich über die Karte. Mit ihrem pelzigen Finger folgte sie Gilberts goldener Linie. »Nein, ich glaub, Süden. Erst Süden, dann Osten hat er gesagt. Ja, genau, das hat er gesagt.« Sie nickte. »Ganz bestimmt.«
    »Schwefelfell«, sagte Lung, »bist du sicher, dass du dieses Gekritzel verstehst?«
    »Natürlich!« Schwefelfell machte ein beleidigtes Gesicht. »Ach, verflixt, dieses Menschenzeug!« Ärgerlich zog sie sich Bens Sweatshirt über den Kopf und schlüpfte aus der Hose. »Ich kann nicht denken, wenn ich dieses Zeug anhabe.«
    Der Drache beobachtete sie nachdenklich. Dann streckte er den Hals und sah zum Himmel. »Die Sonne geht unter«, sagte er. »Wir können bald aufbrechen.«
    »Ein Glück!« Schwefelfell faltete die Karte zusammen und steckte sie in ihren Rucksack. »Wird höchste Zeit, dass wir aus dieser Stadt wegkommen. Das ist kein Ort für einen Drachen und einen Kobold.«
    Ben hob ein paar Steine auf und warf sie ins dunkle Wasser. »Ihr kommt nicht hierher zurück, oder?«
    »Warum sollten wir?« Schwefelfell stopfte noch ein paar Brombeerblätter in ihren Rucksack. »Diese aufgeblasene weiße Ratte will ich bestimmt nicht wieder sehen.«
    Ben nickte. »Ja, dann wünsch ich euch viel Glück«, sagte er und warf noch einen Stein ins Wasser. »Ich hoff, ihr findet diesen Saum des Himmels. «
    Lung sah ihn an.
    Ben erwiderte den Blick des Drachen.
    »Du würdest gern mitkommen, nicht wahr?«, fragte Lung.
    Ben biss sich auf die Lippen.
    »Klar«, murmelte er - und wusste nicht, wo er hingucken sollte. Schwefelfell hob den Kopf und spitzte beunruhigt die Ohren. »Was?«, fragte sie. »Mitkommen? Wovon redet ihr zwei?«
    Aber Lung beachtete sie nicht. Er guckte nur den Jungen an. »Es wird eine gefährliche Reise«, sagte er. »Sehr lang und sehr gefährlich. Du kommst vielleicht nie wieder zurück. Wird dich hier niemand vermissen?«
    Ben schüttelte den Kopf. »Ich bin allein. Ich war schon immer allein.« Sein Herz klopfte schneller. Ungläubig sah er den Drachen an. »Du ... du würdest mich wirklich mitnehmen?«
    »Wenn du willst«, antwortete Lung. »Aber überlege es dir gut. Schwefelfell ist furchtbar oft schlecht gelaunt, weißt du.«
    Bens Beine wurden weich wie Weingummi. »Ich weiß«, sagte er und grinste. Ganz schwindelig war ihm vor Freude.
    »He, halt, Moment mal!« Schwefelfell drängte sich zwischen die beiden. »Wovon redet ihr? Er kann nicht mit.«
    »Warum nicht?« Lung stieß seine Schnauze spöttisch in ihren pelzigen Bauch. »Er hat uns doch sehr geholfen. Können wir nicht jede Hilfe gebrauchen?«
    »Hilfe?« Schwefelfell kippte vor Wut fast vornüber. »Er ist ein Mensch! Ein Mensch! Zwar nur ein halber, aber er ist einer. Nur wegen der Menschen sind wir nicht mehr in unserer warmen Höhle! Nur wegen ihnen machen wir uns auf diese verrückte Suche! Und jetzt willst du einen mitnehmen?«
    »Das will ich.« Lung stand auf, schüttelte sich und beugte den Hals so, dass ihm das Koboldmädchen in die Augen sehen musste. »Er hat uns geholfen, Schwefelfell. Er ist ein Freund. Deshalb ist es mir egal, ob er ein Mensch ist, ein Kobold oder eine Ratte. Außerdem«, er sah zu Ben hinüber, der dastand und kaum zu atmen wagte, »außerdem hat er auch kein Zuhause mehr, genau wie wir. Nicht wahr?« Fragend blickte er den Jungen an.
    »Ich hatte noch nie ein Zuhause«, murmelte Ben und sah zu Schwefelfell hinüber.
    Das Koboldmädchen biss sich auf die Lippen. Sie bohrte die Krallen ihrer Zehen in den matschigen Uferrand. »Schon gut, schon gut«, brummte sie schließlich. »Ich sag schon nichts mehr. Aber er sitzt hinter mir. So viel ist sicher.«
    Lung stupste sie so fest, dass sie hintenüber ins schmutzige Gras fiel. »Er sitzt hinter dir«, sagte er. »Und er kommt mit.«

    VERFLOGEN
     
     
    Als der Mond über den Dächern der Stadt hing und ein paar verlorene Sterne am Himmel erschienen, schob Lung sich unter der Brücke hervor. Schwefelfell war im Nu auf seinem Rücken. Aber Ben hatte etwas mehr Mühe. Spöttisch beobachtete Schwefelfell, wie mühsam er sich an Lungs Schwanz hinaufhangelte. Als er endlich oben saß, guckte

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