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Drachenreiter

Titel: Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Funke
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Steinhacke.
    »Nein, der ist es nicht«, sagte der Kleine und musterte Ben von Kopf bis Fuß.
    »Wieso nicht, Gipsbart?« Drei weitere dicke Kerle lugten hinter dem Stein hervor. Sie musterten Ben wie ein seltsames Tier, das es unglaublicherweise auf ihren Berg verschlagen hatte.
    »Weil bei so einem unsere Köpfe nicht jucken würden, darum«, antwortete Gipsbart. »Es ist ein Mensch, seht ihr das nicht? Aber nur ein kleiner.« Besorgt sah sich der Zwerg nach allen Seiten um. Er warf sogar einen Blick hinauf zum Himmel. Dann stapfte er entschlossen auf Ben zu, der immer noch verdutzt auf der Erde hockte. Direkt vor ihm blieb Gipsbart stehen, die Hacke fest in den kleinen Händen, als könnte sie ihm gegen den Menschenriesen helfen. Die anderen drei blieben hinter dem Stein und beobachteten ihren todesmutigen Anführer mit angehaltenem Atem. »He, du da, Mensch«, raunte Gipsbart und klopfte Ben aufs Knie. »Mit wem bist du hier?«
    »Wa-wa-was?«, stotterte Ben.
    Der Dicke drehte sich zu seinen Freunden um und tippte sich an die Stirn. »Er ist nicht besonders schlau!«, rief er ihnen zu. »Aber ich versuch es noch mal.« Wieder drehte er sich zu Ben um. »Mit - wem - bist - du - hier?«, fragte er. »Ist es ein Elf? Eine Fee? Ein Kobold? Ein Irrlicht?«
    Ohne es zu wollen warf Ben einen schnellen Blick dorthin, wo Lung und Schwefelfell schliefen.
    »Ahaaa!« Gipsbart machte einen Schritt zur Seite, stellte sich auf die Zehenspitzen - und schnappte ehrfürchtig nach Luft. Seine Augen wurden rund wie Murmeln. Er nahm seinen gewaltigen Hut ab, kratzte sich den kahlen Kopf und setzte den Hut wieder auf.
    »He, Bleiglanz, Kiesbart, Mandelstein!«, rief er. »Kommt endlich hinter dem Stein hervor.« Mit andächtiger Stimme fügte er hinzu: »Ihr werdet's nicht glauben. Es ist ein Drache! Ein silberner Drache.«
    Langsam, auf Zehenspitzen, schlich er auf den schlafenden Lung zu. Seine Freunde kamen aufgeregt hinterhergestolpert.
    »He, wartet mal!« Endlich fand Ben die Sprache wieder. Er sprang auf und stellte sich zwischen Lung und die kleinen Kerle. Sie waren kaum größer als Limonadenflaschen, trotzdem hoben sie ihre Hämmer und Hacken und guckten grimmig zu ihm empor.
    »Mach Platz da, Mensch!«, knurrte Gipsbart. »Wir wollen ihn uns nur mal ansehen.«
    »Schwefelfell!«, rief Ben über die Schulter. »Schwefelfell, wach auf, hier sind lauter komische kleine Kerle.«
    »Komische kleine Kerle?« Gipsbart machte einen Schritt auf Ben zu. »Meinst du etwa uns? Brüder, habt ihr das gehört?«
    »Was ist denn das für ein Lärm?«, knurrte Schwefelfell und kroch gähnend hinter dem schlafenden Drachen hervor.
    »Ein Waldkobold!«, rief Bleiglanz erschrocken.
    »Steinzwerge!«, rief Schwefelfell. »Na, so was. Vor denen ist man wirklich nirgendwo sicher.« Mit einem Satz sprang sie zwischen die kleinen Kerle, packte Bleiglanz am Kragen und hob ihn in die Luft. Vor Schreck ließ der Zwerg den Hammer fallen und strampelte mit seinen krummen Beinen in der Luft herum. Seine Freunde gingen sofort auf Schwefelfell los, aber das Koboldmädchen wehrte sie lässig mit der freien Tatze ab.

    »Na, na, regt euch nicht auf«, sagte sie, pflückte den Zwergen die Hämmer und Hacken aus den Fäusten und warf sie über die Schulter. »Wisst ihr nicht, dass man Drachen niemals wecken darf? Hm? Was, wenn er euch zum Frühstück gegessen hätte? So saftig und knackig, wie ihr ausseht?«
    »Pah, albernes Koboldgerede!«, rief Gipsbart. Er warf Schwefelfell einen grimmigen Blick zu, aber vorsichtshalber sprang er doch ein paar Zwergenschritte zurück.
    »Drachen fressen nichts, was atmet!«, rief der dickste Zwerg und duckte sich hinter einen Stein. »Sie leben nur vom Mondlicht. All ihre Kraft kommt nur vom Mond. Nicht mal fliegen können sie, wenn er nicht scheint.«
    »Ach, ihr seid ja ein paar ganz Schlaue, was?« Schwefelfell setzte den zappelnden Bleiglanz zurück ins Gras und beugte sich über die anderen.
    »Dann sagt mir mal, woher ihr wusstet, dass wir hier sind? Sind wir dummerweise vor eurer Haustür gelandet?«
    Die vier guckten ängstlich zu ihr hoch. Gipsbart stieß den Kleinsten an. »Los, Mandelstein«, brummte er. »Jetzt bist du mal dran.«
     

    Mandelstein trat unsicher vor, fingerte an seiner Hutkrempe herum und blickte beunruhigt zu den beiden Riesen hoch, die vor ihm im Gras standen.
    »Nein, wir wohnen noch ein ganzes Stück weiter oben«, sagte er schließlich mit bebender Stimme.
    »Aber heute Morgen haben unsere

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