Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Titel: Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
bei der Revisionsabteilung verpfänden, um die Reise zu machen. Wenn wir hier verlieren sollten, bin ich als Zauberer erledigt. Aber wenn wir verlieren, sind sowieso alle erledigt.«
    »Ich verstehe«, sagte Jim sachlich. Er überlegte eine Minute lang. »Was ist es eigentlich genau, was da im Verhaßten Turm lebt?«
    »Was jetzt gerade dort lebt, weiß ich nicht – nicht mehr als Ihr auch. Was dort ist – weder lebendig noch tot, sondern nur an diesem Ort gegenwärtig –, ist die Verkörperung des Bösen selbst. Es gibt nichts, was wir oder jemand anders tun könnten, um uns davon zu befreien. Man kann das Böse nicht vernichten, ebensowenig, wie die Geschöpfe des Bösen das Gute vernichten können. Alles, was man tun kann, ist, das eine oder das andere im Zaum zu halten, wenn man stark genug ist, und es in seiner eigenen Situation wirkungslos zu machen.«
    »Was können wir denn dann überhaupt gegen die Dunklen Mächte tun …?«
    »Nichts – wie ich eben schon sagte. Aber wir können die Geschöpfe zerstören, die Werkzeuge, mit denen das Böse zur Zeit seinen Willen durchsetzt. Ebenso, wie die Geschöpfe des Bösen zum gleichen Zweck versuchen werden, uns zu zerstören.«
    Jim fühlte einen kalten Klumpen in seiner Kehle. Er schluckte.
    »Ihr müßt aber doch eine Vorstellung haben«, sagte er dann, »was für Geschöpfe es sein werden, die versuchen sollen, uns zu vernichten.«
    »Wir kennen schon einige von ihnen«, antwortete Carolinus. »Sir Hugh und seine Männer zum Beispiel. Auch die Sandmerker. Darüber hinaus …«
    Er hörte so unvermittelt zu sprechen und zu gehen auf, als sei er ein Automat, den man plötzlich abgeschaltet hatte. Auch Jim stockte und starrte auf den Turm. Die Fenster gleich unter den zerstörten Zinnen quollen über von Gestalten – mindestens ein paar Dutzend großflügelige, kopflastige Gestalten waren es – die kreischend rund um die Turmspitze auf und nieder flatterten.
    Eine Sekunde lang schwärmten sie dort herum, wie eine Wolke von riesigen Mücken. Dann stieß eine der Gestalten auf die Gefährten hernieder …
    Und stürzte ab wie ein Körper, den man von einer Klippe geworfen hat, durchbohrt von einem schlanken Pfeil. Die Gestalt schlug schwer, leblos vor Jims Füßen auf dem Damm auf, das Frauengesicht war in einem stummen, wahnsinnigen Schrei erstarrt.
    Jim wandte sich um und sah, daß Dafydd schon einen frischen Pfeil auf der Sehne hatte. Das Gekreisch hatte aufgehört, plötzlich und vollständig. Jim blickte hoch und sah, daß der um den Turm kreisende Schwarm verschwunden war.
    »Es wird wirklich keine Schwierigkeiten geben, wenn sie alle diese Größe und Geschwindigkeit haben«, sagte Dafydd, als er vortrat und seinen Pfeil aus der getöteten Harpyie zog. »Auf diese Entfernung könnte nicht einmal ein Kind fehlen!«
    »Täuscht Euch nicht, Meister Bogenschütze«, sagte Carolinus im Weitergehen über die Schulter hinweg. »Bei den anderen wird es keinesfalls mehr so einfach sein.«
    Während er sprach, hatte er den Kopf nach Westen gewandt, und wieder brach er ab und blieb unvermittelt stehen. Er starrte auf einen Grasbüschel nieder, in dem anscheinend etwas verborgen war. Über dem Bart wurde sein altes Gesicht hart und verbissen. Jim trat vor, um zu sehen, wodurch die Reaktion des Zauberers hervorgerufen worden war.
    Eine Welle von Übelkeit erfaßte ihn, und er drehte den Kopf wieder weg, gerade als die anderen herbeikamen und sehen wollten, was los war. Im Gras vor ihnen lag etwas, das früher einmal ein Mann in einer Rüstung gewesen war.
    Jim hörte, wie der Ritter auf Blanchard tief einatmete.
    »Ein höchst grausiger Tod«, sagte der Ritter leise, »höchst grausig …, höchst grausig …«
    Der Ritter stieg von Blanchard herab, ließ sich auf seine gepanzerten Knie neben den Leichnam im Gras nieder und faltete seine Hände in den Eisenhandschuhen zum Gebet. Die Drachen schwiegen. Dafydd und Danielle standen bei Aragh, keiner sprach ein Wort.
    Als einziger Mensch richtete Carolinus seine glühenden alten Augen auf die Szene vor ihnen, und außer Entsetzen drückten sie noch etwas anderes aus. Mit seinem Stab stocherte der Zauberer in einer breiten Schleimspur, die um den Körper herum und über ihn hinweg zum Turm zurück führte. Es war eine Spur, wie sie Gartenschnecken hinterlassen; nur hätte die Schnecke, um so eine Spur zu produzieren, dort, wo sie den Boden berührte, zwei Fuß breit sein müssen.
    »Ein Wurm …«, sagte Carolinus zu sich

Weitere Kostenlose Bücher