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Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen

Titel: Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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selbst. »Aber es war kein Wurm, der diesen Mann auf diese Weise tötete. Ein Wurm hat keinen Geist. Etwas mit großer Kraft und Ausdauer zerrte und quetschte in dieser langsamen Art…«
    Er starrte plötzlich Smrgol an; und Smrgol wackelte seltsam verlegen mit seinem wuchtigen Kopf hin und her.
    »Ich habe nichts gesagt, Zauberer«, protestierte der alte Drache.
    »Es wird am besten sein, wenn keiner von uns etwas sagt, ehe wir nicht sicher sind«, gab der Zauberer zurück. »Kommt jetzt weiter!«
    Brian erhob sich von der Leiche; machte eine kleine, hilflose Handbewegung über ihr, als wolle er ihr die Glieder ausstrecken, sähe aber, daß es völlig vergeblich wäre, so etwas wie Ordnung in die Überreste bringen zu wollen; und er kletterte wieder auf Blanchard. Die Gruppe ging weiter, den Damm hinauf bis etwa hundert Meter vor dem Turm; und hier blieb Carolinus stehen und trieb wieder seinen Zauberstab in die Erde, so daß er aufrecht stand.
    Aragh stürzte keuchend und legte sich hin; Danielle ließ sich neben ihm auf die Knie nieder und begann, sein Bein einzurichten und zu schienen, wozu sie einige trockene, abgefallene Äste von einem nahen verkrüppelten Baum und einen in Streifen geschnittenen Ärmel ihres Wamses benützte.
    »Jetzt«, sagte Carolinus; und das Wort dröhnte in Jims Ohren wie der Klang einer Glocke.
    Der Nebel hatte sie eingeschlossen. Auf allen Seiten und dicht über ihnen war alles weiß. Nur die winzige Ebene unter den herabgestürzten Felsbrocken des Turmhügels, auf der sie standen, die Felsbrocken selbst und der Turm waren frei davon. Oder doch nicht? Nebelfinger trieben unterhalb der Wolken darüber hin, und irgend etwas an dem Licht und der Luft, die durch die Wolken sickerten, narrte die Augen und erschwerte es ihnen, sich auf irgend etwas einzustellen.
    »Solange mein Zauberstab und ich stehen«, sagte Carolinus, »haben sie keine Macht, uns Licht, Atemluft und Willenskraft völlig zu entziehen. Aber ihr müßt innerhalb des Bereichs bleiben, den der Stab freihält, sonst können er und ich euch vielleicht nicht mehr schützen. Laßt unsere Feinde hierher zu uns kommen.«
    »Wo sind sie?« fragte Jim um sich blickend.
    »Geduld«, sagte Carolinus grimmig, »sie kommen noch früh genug; und nicht in der Gestalt, in der Ihr sie vielleicht erwartet.«
    Jim richtete seinen Blick auf das Ende des Damms: da waren die Felsbrocken und der Turm. Aus dem Nebel bewegte sich kein Windhauch. Die Luft war drückend still. Nein, nicht wirklich still: sie schien leise zu zittern, ein unnatürliches Beben wie in einer Atmosphäre, die von wabernden Hitzewellen flirrt. Nur war hier alles düster, frostig und kalt. Als Jim dieses Zittern der Luft bemerkte, drang an seine Ohren – er wußte nicht, woher – ein hohes, schwindelerregendes Singen, wie es manchmal im Delirium oder bei hohem Fieber auftritt.
    Als er wieder den Turm ansah, schien es ihm, als werde das Aussehen des Gebäudes selbst durch dieses Geschehen verzerrt. Obgleich der Turm nur wie das uralte, zerstörte Gerippe eines Bauwerks ausgesehen hatte, hatte er sich scheinbar zwischen zwei Herzschlägen verändert. Jim glaubte beinahe, aber nicht ganz, ein paar flüchtige Blicke auf den unzerstörten, mit Leben erfüllten Turm zu erhaschen, der von halb erahnten Gestalten umdrängt wurde. Jims Herz pochte stärker; und der Damm und der Turm darauf schienen mit jeder Kontraktion seiner Brust mitzuschwingen, schienen scharf zu werden und wieder zu verschwimmen, scharf und verschwommen … scharf und verschwommen …
    Dann erblickte er Angie.
    Er wußte, daß er viel zu weit entfernt vom Turm war, um sie so klar sehen zu können, wie er es jetzt tat. Auf diese Entfernung und bei dieser Beleuchtung sollte es eigentlich schwierig sein, ihr Gesicht zu erkennen. Aber er sah sie gleichzeitig aus der Entfernung und wie von ganz nahe, scharf, vollkommen deutlich. Sie stand in dem leichten Schatten einer zerstörten Tür, die in halber Höhe des Turms auf einen Balkon führte. Ihre Bluse bewegte sich im langsamen Rhythmus ihres Atems. Ihre ruhigen blauen Augen blickten ihn streng an. Ihre Lippen waren halb geöffnet.
    »Angie!« schrie er.
    Er hatte nicht gewußt, wie sehr er sie vermißte. Er hatte nicht verstanden, wie sehr er sie brauchte. Er trat nun einen Schritt nach vorne und fand den Weg versperrt von etwas, das ebenso unnachgiebig war wie in ein Betonpfosten eingegossene Eisenstange. Er blickte nach unten. Es war der Zauberstab, den der

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