Drachenritter 01 - Die Nacht der Drachen
niederhielt, solange die Kämpfe andauerten?
Jim selbst hatte einen guten Grund für seine Anwesenheit an diesem Ort: Angie. Aber die anderen waren in erster Linie seinetwegen hier, waren durch seine Schuld in einen Kampf verwickelt, in dem sie nicht die geringste Chance hatten. Gewissensbisse regten sich tief in Jim und machten ihn unsicher. Er wandte sich an den Ritter.
»Brian«, sagte er. »Ihr und die anderen, Ihr seid zu nichts verpflichtet…«
»Gott, ja!« erwiderte der Ritter, mit seiner Ausrüstung beschäftigt. »Würmer, Unholde – das sind so Sachen, mit denen man eben kämpft, wenn man auf sie trifft, wißt Ihr.«
Er betrachtete seine Lanze und legte sie beiseite.
»Nein, nicht, solange ich zu Fuß kämpfen muß«, murmelte er vor sich hin.
»Smrgol«, sagte Jim und wandte sich an den Drachen, »siehst du denn nicht? Bryagh ist viel jünger als du. Und du bist nicht gesund …«
»Äh …«, stammelte Secoh hastig und stockte, anscheinend aus Verlegenheit und Verwirrung.
»Lauter, mein Junge!« polterte Smrgol.
»Nun …«, stotterte der Teichdrache, »es ist nur – was ich sagen wollte, ich könnte mich wohl nicht dazu überwinden, gegen diesen Wurm oder diesen Unhold zu kämpfen. Das könnte ich bestimmt nicht. Irgendwie breche ich einfach zusammen, wenn ich mir vorstelle, daß einer von denen in meine Nähe kommt. Aber ich könnte, nun, ich könnte mit einem anderen Drachen kämpfen. Das wäre nicht ganz so schlimm – nicht so entsetzlich, meine ich – wenn mir der Drache dort oben den Hals brechen würde …«
Er blieb stecken und stammelte nur mehr unzusammenhängendes Zeug. »Ich weiß, es klingt dumm, was ich daherrede…«
»Unsinn! Du bist ein prima Kerl!« dröhnte Smrgol. »Freue mich, dich dabeizuhaben! Ich selbst kann mich im Augenblick nicht so richtig in die Luft schwingen – bin noch ein wenig steif. Aber wenn du oben drüber fliegen und diese See-Echse hierher treiben könntest, wo ich sie in die Finger kriegen kann, dann machen wir Kleinholz daraus.«
Er gab dem Teichdrachen einen fürchterlichen Klaps mit dem Schwanz als Zeichen seiner Anerkennung, und warf ihn damit beinahe um.
Jim wandte sich wieder an Carolinus.
»Einen Rückzug gibt es nicht«, sagte der Zauberer, noch ehe Jim sprechen konnte. »Das ist ein Schachspiel, bei dem alle Figuren auf einer Seite fallen würden, wenn auch nur eine sich zurückzieht. Haltet diese Geschöpfe auf, ihr alle, und ich werde die Mächte in Schranken halten; denn die Geschöpfe werden mich erledigen, wenn ihr unterliegt, und die Mächte euch, wenn ich ausgeschaltet werde.«
»Also, paß auf, Gorbash!« schrie Smrgol Jim ins Ohr. »Dieser Wurm ist beinahe hier. Laß dir noch ein paar Tips zum Kampf mit Unholden geben, die auf Erfahrung beruhen. Hörst du auch zu, mein Junge?«
»Ja«, sagte Jim betäubt.
»Ich weiß, daß du gehört hast, wie mich die anderen Drachen einen alten Windbeutel genannt haben, wenn ich nicht dabei war. Aber ich habe tatsächlich einen Unhold besiegt – ich als der einzige von unserer Rasse, der das seit achthundert Jahren geschafft hat. Die anderen haben das nie gemacht. Also paß auf, wenn du deinen Kampf gewinnen willst.«
Jim nickte. »In Ordnung«, sagte er.
»Nun, das erste, was du wissen mußt« – Smrgol warf einen Blick auf den ankommenden Wurm und senkte die Stimme zu einem vertraulichen Flüstern –, »ist die Verteilung der Knochen im Körper eines Unholds.«
»Keine Einzelheiten«, sagte Jim. »Sag mir nur, was ich tun muß.«
»Eine Sekunde, eine Sekunde …«, antwortete Smrgol. »Nur nicht aufregen, Junge. Ein aufgeregter Drache ist ein Drache, der verliert. Also, zu den Knochen in einem Unhold. Du darfst nicht vergessen, daß sie groß sind – tatsächlich bestehen die Arme und Beine hauptsächlich aus Knochen. Also ist es zwecklos, wenn du versuchst, sie einfach durchzubeißen. Was du erwischen mußt, sind die Muskeln – die sind auch noch zäh genug – und die Kniesehnen. Das ist der erste Punkt.«
Er unterbrach sich, um Jim bedeutungsvoll anzusehen. Jim brachte es mit Anstrengung fertig, den Mund zu halten und geduldig zu sein.
»Jetzt zu Punkt zwei«, fuhr Smrgol fort. »Auch in Verbindung mit Knochen. Beachte die Ellbogen von diesem Unhold. Sie sind anders als die von einem Georg. Sie haben, könnte man sagen, Doppelgelenke. Warum? Einfach weil sie, bei den schweren Knochen, die sie bewegen müssen und den Muskeln daran niemals einen Knochen weiter als bis zur
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