Drachenritter 02 - Der Drachenritter
scheinbar schlafenden Wolf hinüber. »Ist jemand in der Nähe, der uns durch ein Loch im Boden oder ein Rohr in der Wand belauschen könnte?«
»Im Umkreis von einem Dutzend Körperlängen ist niemand, der so stinken würde wie Ihr«, antwortete Aragh, ohne die Augen zu öffnen.
»Danke, Aragh.« Jim wandte sich wieder Brian zu. »Trotzdem glaube ich, daß wir es von jetzt an vermeiden sollten, die Namen bestimmter Leute oder Orte laut zu erwähnen. Auch wenn uns niemand belauscht, so kann es doch nicht schaden, auf Nummer sicher zu gehen.«
»Da habt Ihr wirklich recht, James«, meinte Brian, und auch Giles bekundete halblaut seine Zustimmung. »Jedenfalls kamen wir rasch voran und erreichten vor Euch diese Stadt. Das wäre das Wesentliche in aller Kürze.«
»Ich ersticke noch in diesem Loch«, sagte Aragh, doch als Jim hinüberschaute, hatte er immer noch die Augen geschlossen und schien sich nicht bewegt zu haben. »Wann kommen wir hier endlich raus?«
»Gibt es einen Grund, weshalb wir nicht gleich morgen früh aufbrechen sollten?« fragte Jim.
Brian und Giles schüttelten den Kopf.
»Es gibt allerdings noch einiges zu besprechen«, sagte Brian. »James, Ihr erinnert Euch doch noch, daß unser Freund geraten hat, ich solle mit den Männern hinter Euch bleiben. In dem Moment mag das ganz vernünftig geklungen haben. Jetzt aber schlage ich vor, daß wir die Männer unter ihren gegenwärtigen Anführern nachkommen lassen; und zwar alle, die ich mitgebracht habe, bis auf einen, der uns von besonderem Nutzen sein dürfte und den wir auf keinen Fall zurücklassen sollten. Wir fünf reiten dann voraus. Sir Giles und ich haben bereits darüber gesprochen, und wir können Euch weitere Gründe nennen, die dafür sprechen, wenn wir erst einmal auf offener Straße sind und ungehindert reden können.«
»Wir fünf und natürlich Aragh«, warf Sir Giles ein.
»Ich komme auf jeden Fall mit«, ließ Aragh sich vernehmen.
»Aber natürlich, Aragh«, meinte Jim hastig.
Er blickte Brian neugierig an.
»Und wer ist der fünfte?«
»Ihr seid im Schankraum an ihm vorbeigekommen«, antwortete Brian, »aber es mag sein, daß Ihr ihn übersehen habt, denn er hockt gern in einer Ecke und ist in mancherlei Hinsicht ein ruhiger Mann. Wir haben den walisischen Bogenschützen mitgebracht.«
22
»Dafydd?« fragte Jim ungläubig.
Brian und Giles ließen sich nichts anmerken. Offenbar wollten sie, daß Jim sich in dieser Angelegenheit selbst kundig machte, und zwar indem er sich gleich an Dafydd wandte. Wie er Dafydd kannte, hatte es andererseits wohl kaum einen Sinn, ihn direkt zu fragen. Er würde eine freundliche, leise, nichtssagende Antwort geben und wahrscheinlich höflich andeuten, dies ginge nur ihn etwas an.
Deshalb stellte Jim alle drängenden Fragen einstweilen zurück und gab sich der Wiedersehensfeier hin. Erst am nächsten Tag, als sie zu fünft auf der Straße nach Blois unterwegs waren, die auch zu Malvinnes Burg führte, fiel ihm ein, ein paar Fragen zu stellen, die ihm im Kopf herumgegangen waren.
Es war zwar ein wenig kühler geworden, aber immer noch ein warmer Sommertag. Es hatte jetzt seit mehreren Wochen nicht mehr geregnet, und allmählich zeigten sich auch die Folgen.
Die Straße war mehr als staubig. Die drei Freunde ritten an der Spitze, Seite an Seite, und jeder führte an einer Leine ein Streitroß nach.
Unmittelbar hinter ihnen ritt Dafydd, der seine langen Beine angezogen hatte, damit die Füße in die auf maximale Länge gestellten Steigbügel paßten. Der Waliser trug keine Armschlinge mehr, er hatte seinen Bogen geschultert und auf der anderen Schulter den Pfeilköcher, der für den Fall, daß das Wetter plötzlich umschlagen sollte, sorgsam verschlossen war. Hinter sich hatte er seine persönlichen Habseligkeiten festgeschnallt, darunter auch die Werkzeuge, die er zur Herstellung von Bogenschäften und Pfeilen benötigte. Hinter ihm kamen drei Packpferde, die das Gepäck und die Vorräte trugen und mittels Führungsleinen mit Dafydds Pferd verbunden waren.
Aragh war in dem Moment verschwunden, als sie die Stadt hinter sich gelassen und den Wald erreicht hatten. Jim machte dem Wolf keinen Vorwurf. Er wußte, daß Aragh es nicht ausstehen konnte, eingepfercht zu sein. Nachdem er mehrere Nächte lang einem wilden Durcheinander von Gerüchen und Geräuschen ausgesetzt gewesen war, hatte er Grund genug, eine Weile für sich zu sein.
Jim war sicher, daß der Wolf wieder zu ihnen stoßen
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