Drachenritter 02 - Der Drachenritter
wenn Ihr mögt.«
»Ich will schon«, sagte Dafydd, »denn das, was ich in der Zeit erlebt habe, widerspricht meiner ganzen bisherigen Lebenserfahrung. Bisher war mir mein Weg immer gerade vorgezeichnet. Wenn ich etwas brauchte, mußte ich nur in mich gehen, um es zu finden. Als es um die Kunst der Bogenmacherei ging, bemühte ich mich und erlernte sie. Als es um die Herstellung der Pfeile ging, bemühte ich mich und erlernte sie. Als es um die Kunst des Bogenschießens ging, bemühte ich mich und erlernte sie. Und als ich Danielle kennenlernte, die ich liebe, so brauchte ich nur den Mut aufzubringen, ihr meine Liebe zu gestehen, um sie zu gewinnen. Mut brauchte ich dazu; und ich hätte auch schwören können, daß es dieser Mut war, mit dem ich sie gewann; und ich war mir sicher, daß es von da an so mit uns weitergehen würde.«
Jim hätte gern etwas entgegnet; dann aber sagte er sich, daß es am besten sei, wenn er Dafydd Zeit ließ. Nach einer Weile seufzte Dafydd schwer und fuhrt fort.
»Ich gebe zu, daß es damit anfing, daß ich erwähnte, ich wäre gern in Frankreich, um zu sehen, ob es dort Männer gibt, mit denen ich mich, ob nun mit dem Bogen oder der Armbrust, wahrhaft würde messen können. Ich bin nämlich schon eine ganze Weile keinem mehr begegnet, der eine Herausforderung für mich gewesen wäre. Ich weiß nicht mehr genau, was ich sagte oder wie ich es sagte. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich überhaupt etwas sagte. Aber in dem Moment, als ich feststellte, daß Danielle dem Vorhaben ablehnend gegenüberstand, schlug ich es mir aus dem Kopf und sagte ihr dies auch. Ich erinnere mich auch nicht mehr genau, welche Worte ich gebrauchte, aber ich bin sicher, daß ich ihr sagte, sie sei mein ein und alles und käme noch vor der Kunst des Bogenschießens und allem anderen.«
Jim wartete.
»Anschließend dachte ich nicht mehr daran«, fuhr Dafydd fort, »bis etwa einen Monat vor Eurer Abreise. Von da an – ich weiß nicht, wie es kam – schien alles, was ich sagte, falsch zu sein, und was ich tat, tat ich zum falschen Zeitpunkt, so daß ich Danielle mehr eine Last als eine Hilfe war.«
»Hm«, brummte Jim aufmunternd.
»Dann besuchten wir Euch, damit Danielle sich eine Weile mit Eurer Dame besprechen konnte; und sie blieb in Malencontri und hatte kaum noch Zeit für mich, da sie sich die meiste Zeit über mit Lady Angela befaßte; mir schien, daß sie am liebsten sogar ständig mit ihr zusammengewesen wäre. Währenddessen nahm ihre Unzufriedenheit mit mir nicht ab. Nach wie vor war alles falsch, was ich sagte und tat, und irgendwann erklärte sie mir rundheraus, ich solle nach Frankreich gehen und mich Euch anschließen, falls ich das wolle. Auf jeden Fall aber solle ich sie allein lassen und sie erst dann wieder behelligen, wenn sie mich rufen lasse.«
Als er Jim ansah, wirkte sein Gesicht erstaunlich vergrämt.
»Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet«, fuhr Dafydd fort, »und ich wußte auch nicht, warum sie das sagte. Bis jetzt weiß ich es nicht. Ich weiß bloß eines; nämlich daß ich bei ihr unerwünscht bin. Da ich nichts Besseres vorhatte, ritt ich Euch nach und holte John Chester und Eure Bewaffneten in Hastings ein, kurz bevor sie sich einschifften.«
Er verstummte. Eine Zeitlang ritten sie schweigend weiter. Nachdem er ausgiebig die Ohren seines Pferds gemustert hatte, blickte er schließlich wieder Jim an.
»Ihr habt mir nichts zu sagen, Sir James?« fragte er. »Habt Ihr keine Erklärung, die mir helfen könnte zu begreifen, was geschehen ist; keinen Rat?«
Jim, der sich daran erinnerte, daß Angie ihm erzählt hatte, Danielle fürchte, Dafydd werde aufhören sie zu lieben, sobald er sie erst einmal mit angeschwollenem Leib gesehen habe, fühlte sich hin- und hergerissen. Es stand ihm nicht zu, Dafydd in das Geheimnis einzuweihen, und sonst gab es nichts, womit er den Mann hätte trösten können. Obwohl er bereitwillig ein kleines Vermögen dafür hergegeben hätte.
»Der einzige Trost, den ich Euch geben kann«, meinte Jim schließlich bedächtig und stellte zu seiner Überraschung fest, daß er beinahe wie Sir Brian oder Sir Giles redete und sich der leicht gestelzten Ausdrucksweise dieser Welt bediente, »lautet, daß es in solchen Fällen stets einen Grund gibt, den Euch die Frau früher oder später sagen wird, wenn sie Euch denn liebt. Und ich gebe Euch mein Wort darauf, daß ich wirklich glaube, daß Danielle Euch noch genauso liebt wie früher.«
»Ich
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