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Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Titel: Drachenritter 02 - Der Drachenritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Fertigkeiten als Bogenschütze war kaum anzunehmen, daß er in dieser Gesellschaft sozial aufsteigen würde. Allerdings bedeutete ihm ein solcher Aufstieg auch nicht viel. Für einen Mann von Stand stellte dies jedoch nicht nur eine Selbstverständlichkeit dar, sondern nachgerade eine Pflicht. Jeder, der von Geburt an eine höhere Position einnahm, welche die Ritterschaft in greifbare Nähe rückte, verfolgte das Ziel, auf die eine oder andere Art Land und Titel zu gewinnen.
    Für Brian stellte dies nahezu eine Notwendigkeit dar, wenn er Geronde lsabel de Chaney ehelichen wollte. Sie waren einander versprochen, und bevor ihr Vater auf Kreuzzug gegangen war, hatte er dem Verlöbnis seine Zustimmung erteilt. Gleichwohl bestand immer noch die Möglichkeit, daß er es sich unterwegs anders überlegen würde – zumal dann, wenn er im Heiligen Land zu Reichtum und Macht gekommen war und nun dementsprechend höhere Ansprüche an den zukünftigen Gemahl seiner Tochter stellte.
    Giles, der von seiner Herkunft her ein Edelmann war, hatte soeben gestanden, daß er kaum damit rechne, sich einen großen Namen zu machen oder Reichtümer zu erwerben.
    »Ich habe nur einen Wunsch«, gestand er seinen Gefährten. »Bevor ich sterbe, möchte ich eine große Tat vollbringen, selbst wenn ich dabei umkommen sollte.«
    Diese Bemerkung rüttelte selbst Dafydd wach, der wie gewöhnlich geschwiegen hatte.
    »Es steht mir nicht zu, einem Ritter zu raten, wie er leben… oder sterben soll«, sagte Dafydd, »doch mir scheint, es spricht mehr dafür, weiterzuleben und nach Kräften seine Pflicht zu tun, als zu sterben, ohne der Welt noch von Nutzen zu sein.«
    Jim hätte eigentlich erwartet, daß Sir Giles daraufhin aufbrausen würde, wie er es für gewöhnlich tat, wenn man ihm widersprach; der northumbrische Ritter war jedoch in einer eigentümlich gedämpften und nachdenklichen – geradezu melancholischen – Stimmung.
    »In der Tat«, sagte er, jedoch mit sanfter Stimme, »steht es Euch, Dafydd, nicht an, mir oder irgendeinem anderen Ritter zu sagen, wie er leben oder sterben soll. Genau darin aber liegt der Unterschied zu Eurem Stand. Bedenkt, daß viele Ritter sich selbst auf die Gefahr hin, ihr Leben dabei zu verlieren, gern für eine bedeutende Sache aufopfern würden, daran aber durch die Verpflichtungen ihrer Familie, ihren Frauen und selbst ihren Namen gegenüber gehindert werden. Der Zufall hat mich von all diesen Verpflichtungen freigestellt. Mein Vater hat zwei ältere Söhne und zwei jüngere, so daß der Familienbesitz nicht in Gefahr ist, in fremde Hände zu fallen. Ich bin nicht nur keinem Höhergestellten verpflichtet – von der Pflicht, die mich hierhergeführt hat, einmal abgesehen –, ich habe nicht einmal Verpflichtungen meiner Familie und meinem Namen gegenüber, den ich lediglich nicht durch mein Verhalten beschmutzen darf. Daher steht es mir frei, vor meinem Tod zumindest eine große Tat zu vollbringen. Und das ist mein Wunsch und mein Wille.«
    »Ihr seid noch zu jung, Giles, um schon ans Sterben zu denken«, sagte Jim.
    Er wußte, daß er nur ein paar Jahre älter als der northumbrische Ritter war; davon einmal abgesehen, kam er sich jedoch unendlich reifer vor. Nicht nur aufgrund seiner Heirat, sondern auch deshalb, weil er in einer Welt groß geworden war, die gesellschaftlich und wissenschaftlich viel weiter fortgeschritten war als diese. In diesem Moment hegte er für Giles beinahe väterliche, wenn nicht gar großväterliche Gefühle.
    »Wenn ich älter wäre, fiele es mir dann so leicht, mich aufzuopfern?« fragte ihn Giles. »Nein, jetzt ist die Zeit, etwas zu wagen, und es könnte wohl sein, daß die Befreiung unseres Prinzen die Gelegenheit für mich ist.«
    Jim, der nicht die geringste Neigung verspürte, zu sterben oder sich auch nur verwunden zu lassen, fand Giles Standpunkt schockierend. Für ihn hieß das nichts weiter, als ein Menschenleben sinnlos zu vergeuden. Allerdings war ihm klar, daß Giles dabei nicht nur der Eingebung des Augenblicks folgte. Diese Vorstellung war offenbar lange in ihm herangereift, und wahrscheinlich trug er sie schon seit frühester Jugend mit sich herum. Argumente würden dagegen nichts ausrichten können und hätten Giles womöglich verletzt. Jim beschloß, sich nicht weiter dazu zu äußern.
    Brian und Dafydd schienen einer Meinung zu sein. Aragh hatte entweder keine Meinung, oder aber er fand, Giles müsse selbst wissen, was er zu tun und zu lassen habe, und ihn ginge

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