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Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Drachenritter 02 - Der Drachenritter

Titel: Drachenritter 02 - Der Drachenritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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übergelaufene Prinz darstellte, nicht mehr hätten zählen können.
    Dies war genau der Punkt, der den Ausgang einer solchen Schlacht entscheiden konnte; und das wußten offenbar nicht nur der Prinz und der Graf, sondern auch König Jean.
    Währenddessen drehte sich die Unterhaltung um die geeignete Formulierung einer Lösung für die augenblickliche Lage. Es war schwierig, von einem Waffenstillstand zu sprechen, da die Bedingungen, unter denen ein Waffenstillstand üblicherweise zustande kam – vor allem dann, wenn die beiden Armeen ihre Kräfte noch nicht miteinander gemessen hatten – nicht gegeben waren. Das Kräftemessen fand vielmehr gerade statt.
    Schließlich einigte man sich auf einen befristeten Waffenstillstand. Daran anschließen sollten sich Verhandlungen, in deren Verlauf die Frage, wer nun der eigentliche Sieger sei, immer wieder vertagt werden würde, bis sie irgendwann Schnee von gestern wäre. Diese Lösung war sowohl für König Jean wie für den Grafen annehmbar; auch der Prinz konnte sich damit abfinden.
    Somit stimmten alle zu. Unglücklicherweise stellte sich dadurch ein äußerst heikles Problem: Wie sollte man den Waffenstillstand verkünden und die Kämpfe beenden?
    Die Vorgehensweise lag auf der Hand. Man würde Boten mit Trompeten und Verlautbarungen aufs Schlachtfeld hinausschicken; französische und englische Herolde würden bekanntgeben, daß mit sofortiger Wirkung ein Waffenstillstand gelte, da der junge Kronprinz von England sich wieder auf die Seite der Engländer geschlagen habe, so daß nun diplomatische Fragen zu klären seien, ehe man sich daranmachen könne, das Kräftemessen auf dem Schlachtfeld fortzusetzen. Daß in Wirklichkeit niemand – jedenfalls keiner der am Zustandekommen der Vereinbarung beteiligten Personen – daran dachte, das Kräftemessen wiederaufzunehmen, würde dabei verschwiegen werden.
    Das Problem dabei war, daß dies leichter gesagt als getan war, und bis auf Jim war dies auch allen klar.
    »Aber wo liegt das Problem?« flüsterte Jim Brian ins Ohr, weil er nicht wollte, daß andere die Frage mitbekamen.
    Brian wandte den Kopf, um ihm auf gleiche Weise zu antworten.
    »Ritter hören nicht immer auf zu kämpfen, bloß weil man es ihnen sagt«, meinte er. »Vor Beginn einer Schlacht kann ein Befehl sie noch aufhalten; aber wenn diese erst einmal begonnen hat, dann hören sie so schnell nicht wieder auf. Besonders dann nicht, wenn die eine oder andere Seite sich im Vorteil wähnt und den Eindruck hat, es wäre nur noch eine kleine Anstrengung vonnöten, um den Sieg zu erringen.«
    Während Jim das Schlachtfeld beobachtete, nachdem König Jean und der Graf die Herolde durch Boten angewiesen hatten, den Waffenstillstand auf beiden Seiten zu verkünden, dämmerte ihm allmählich, was Brian gemeint hatte.
    Brians Einschätzung erwies sich leider als zutreffend. Die Herolde galoppierten von einem Ende des Schlachtfelds zum anderen, bliesen ihre Trompeten und brüllten auf Englisch und Französisch ihre Verlautbarungen hinaus, bloß scherten sich die Kämpfenden nicht darum.
    Jim begriff allmählich. Ein mittelalterlicher Ritter zog nicht in den Krieg, um das Kämpfen zu beenden. Er zog in den Krieg, um Schlachten zu gewinnen und Menschen zu töten. Vielleicht auch, um selbst getötet zu werden. War das Glück ihm abhold, konnte es passieren, daß er eine Schlacht verlor. Aber wenn er in den Krieg zog, war er keinesfalls bereit, plötzlich damit aufzuhören. In Wahrheit kämpften diese unerschrockenen Ritter gern. Selbst bei den Gesellschaften, denen er den ganzen Winter über beigewohnt hatte und die von jedem Edelmann gegeben wurden, der eine Burg hatte, die groß genug war, Gäste zu empfangen, hatte er ihre Klagen gehört. Der Winter war die Zeit des ungeduldigen Wartens auf den Frühling, um endlich wieder das tun zu können, was das Leben wirklich lebenswert machte – nämlich zu kämpfen.
    Zahllose Male hatte er Edelleute sagen hören, das Essen und Trinken und die Frauen würden irgendwann langweilig. An diesen Zerstreuungen ergötzte man sich eine Weile, und dann hieß es Däumchendrehen, bis der Schnee geschmolzen war und das wahre Ritterleben wieder beginnen konnte.
    »James.«
    Jim wandte sich schuldbewußt zu Carolinus um. Auf einmal war ihm wieder eingefallen, daß Carolinus unter vier Augen mit ihm sprechen wollte, doch hatten sich die Ereignisse dermaßen überstürzt, daß er es ganz vergessen hatte.
    »Kommt mit«, sagte Carolinus. »Niemand

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